Kusel Waldmohr: Staatsanwaltschaft bei CS Schmal mit im Boot

Insolvenzverwalter Paul Wieschemann kämpft darum, dass die Werkstore bei CS Schmal dauerhaft offen bleiben. Ohne Arbeitsplatzabb
Insolvenzverwalter Paul Wieschemann kämpft darum, dass die Werkstore bei CS Schmal dauerhaft offen bleiben. Ohne Arbeitsplatzabbau wird das aber nur schwerlich möglich sein.

Paul Wieschemann, vorläufiger Insolvenzverwalter von CS Schmal, sieht Anzeichen dafür, dass das Handeln von Achim Pfeffer, früherer CS-Schmal-Geschäftsführer und Miteigner des CS-Schmal-Eigentümers Gramax Capital, strafbar gewesen sein könnte. Das steht in Wieschemanns Zwischenbericht an das Zweibrücker Insolvenzgericht, den sich auch die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern hat zukommen lassen. Derweil verzögert sich die Investorensuche für den insolventen Hersteller von Zerlegtmöbeln. Und selbst bei einem Erfolg werden wohl eine Reihe von Arbeitsplätzen entfallen.

Wieschemann sagte gestern auf RHEINPFALZ-Anfrage, inzwischen seien die Vorgänge rund um Pfeffers Handeln aufgearbeitet. Die nun vorliegenden Informationen entsprächen den Vorgängen, wie die RHEINPFALZ sie für mehrere Artikel im November recherchiert und aufbereitet habe. Er habe sie als gesonderten Zwischenbericht an das Insolvenzgericht weitergegeben. Er sehe Anzeichen für strafrechtliche Relevanz. Der Bericht sei umgehend von der für Wirtschaftsstrafsachen zuständigen Staatsanwaltschaft Kaiserslautern angefordert worden. Er stehe auch mit der Staatsanwaltschaft in Kontakt.

Darlehen im Mittelpunkt

Kleine Schmonzette am Rande: Als ein Fernsehteam in dieser Woche beim leitenden Oberstaatsanwaltschaft Udo Gehring wegen einer anderen Sache filmte, war in einer Szene die Akte CS Schmal/Gramax Capital ganz oben auf Gehrings Schreibtisch liegend zu sehen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Darlehen über zwei Millionen Euro, das CS Schmal im Spätjahr 2016 auf Anweisung von Pfeffer an die Firma Gramax Invest GmbH in München hat ausreichen müssen. Diese GmbH ist eine von Gramax Capital eigens für die Übernahme von CS Schmal im Sommer 2016 gegründete Tochter. Für diese ist laut Wieschemann inzwischen am Insolvenzgericht München ein Verfahren eröffnet worden, so dass Wieschemanns Rückforderung der zwei Millionen Euro bislang ins Leere gelaufen ist. Auch mit dem dortigen Insolvenzverwalter steht Wieschemann in Kontakt.

Protest gegen Ausreichung

Gegen die Ausreichung dieses Darlehens hatte sich nicht nur Minderheitsgesellschafter Nolte erfolglos gewehrt, sondern auch der frühere CS-Schmal-Geschäftsführer Günter Ebmeyer, der darin einen existenzgefährdenden Liquiditätsentzug gesehen hatte. Ebmeyer musste daraufhin gehen, Pfeffer übernahm allein und veranlasste die Überweisung des Geldes an seine andere Firma. In Waldmohr hat sich derweil der Personalbestand von CS Schmal auf unter 400 reduziert – zum Zeitpunkt der Insolvenz Ende Oktober waren es 417 gewesen. Einige Mitarbeiter hätten von sich aus gekündigt und das Unternehmen verlassen, sagte Wieschemann.

Kündigungen nicht bestätigt

Allerdings wollte der vorläufige Insolvenzverwalter auf Nachfrage nicht bestätigen, dass er im Zuge des Insolvenzverfahrens rund ein Drittel der Belegschaft über ein Sonderkündigungsrecht entlassen wolle. Eine Information, die seit Tagen im Unternehmen die Runde macht. Wie viele Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, das hänge allein am Konzept eines möglichen Investors, sagte Wieschemann: „Nur eins ist klar, und da beißt auch keine Maus einen Faden ab: Es wird mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens Einschnitte beim Personal geben.“ Wieschemann meint damit den Zeitpunkt, zu dem aus dem bisher vorläufigen ein normales Insolvenzverfahren wird.

Zukunft hängt von Gutachten ab

Darüber beschließt das Insolvenzgericht auf der Basis eines Gutachtens des vorläufigen Insolvenzverwalters. Ein solches Gutachten hat gemeinhin am Ende des dritten Insolvenzmonats vorzuliegen, weil danach die Arbeitsagentur kein Insolvenzgeld mehr an die Beschäftigten bezahlt. Ab dem Moment muss klar sein, wohin die Reise geht – in eine Fortführung des Betriebs oder in seine endgültige Abwicklung. Im Falle CS Schmal wird das aber erst gegen Ende des fünften Monats sein. Zum einen weil die Weihnachtszeit die Investorensuche verzögert hat; zum anderen wegen der besonderen Situation bei CS Schmal. Ende Dezember wäre letztmals Insolvenzgeld bezahlt worden.

Insolvenzgeld läuft aus

Um sich mehr Spielraum für die Investorensuche zu verschaffen, hat Wieschemann schon im Dezember mit der Arbeitsagentur vereinbart, das für Oktober von ihr gezahlte Insolvenzgeld zurückzuerstatten. Damit war klar, dass die Agentur stattdessen im Januar Löhne und Gehälter der Beschäftigten übernimmt. Zu dieser Maßnahme hat Wieschemann nun ein zweites Mal gegriffen, hat auch das Insolvenzgeld vom November aus der dank guter Auftragslage gefüllten Firmenkasse bezahlt. Folglich läuft das Insolvenzgeld nun erst Ende Februar aus – und Wieschemann hat einen Monat länger Zeit, ehe er sein Gutachten über die Fortführung des Betriebs ans Gericht geben muss.

Neue Interessenten

Diesen Monat braucht er dringend für die Investorensuche. Von den etwa zwölf potenziellen Interessenten, die sich bis Dezember wegen CS Schmal erkundigt hatten, sind inzwischen einige entweder wieder abgesprungen oder bei genauerer Prüfung herausgefallen. Dafür sind im Januar aber neue Interessenten hinzugekommen. Wieschemann will in den nächsten Wochen weitere Gespräche führen, um zu sehen, dass sich ein Unternehmen herauskristallisiert, das CS Schmal übernimmt und restrukturiert. Die Produktion in Waldmohr geht derweil ihren gewohnten Gang – auch wenn sie zum Teil unter Materialengpässen leidet. Allerdings liege das nicht am Insolvenzverfahren, sagte Wieschemann, sondern daran, dass mancher Hersteller wegen der guten Konjunktur in Deutschland tatsächlich Lieferengpässe habe. Die Auftragsbücher seien zwar teilweise abgearbeitet, aber immer noch relativ gut gefüllt, sagte der Insolvenzverwalter. Auch kämen weiterhin neue Aufträge hinzu, wenn auch nicht mehr im selben Umfange wie vor dem Insolvenzverfahren.

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