KUSEL 100 Jahre Herbstmesse: Die Jacob Sisters aus verzwickter Lage befreit

In Kusel geboren: Star-Tenor Fritz Wunderlich (1930 - 1966).
In Kusel geboren: Star-Tenor Fritz Wunderlich (1930 - 1966).

Klara Rietz erinnert sich an gleich zwei bedeutsame Ereignisse auf der Kuseler Herbstmesse, die sie nicht vergessen will – und die sie unbedingt teilen möchte. Die Begegnung mit Musikern scheint ihr zu liegen.

„Irgendwann in den 1950er Jahren muss es gewesen sein“, schildert Rietz. Da sei sie mit ihrem Mann unterwegs zum Messegelände gewesen, und in der Nähe des heutigen Horst-Eckel-Hauses an der ehemaligen Realschule in der Lehnstraße sei den beiden Frisch-Vermählten ein kräftiger Gesang zu Ohren gekommen. „Es klang so schön“, erzählt sie, „da mussten wir einfach hingehen und nachschauen, wer da singt.“ Und das taten die beiden.

Aus einer nahegelegenen Halle schallten die Klänge eines Opernsängers. „Das war Fritz Wunderlich“, erinnert sich Klara Rietz. Wunderlich und seine damaligen „Bandkollegen“ traten dort vor Publikum auf. Zwar wurden die Rietz’ magisch angezogen, doch gleich war ihnen klar, dass sie nicht das nötige Kleingeld im Portemonnaie hatten, um den angehenden Star hautnah zu erleben. So verbrachten sie die Zeit vor der Halle und lauschten den Klängen Fritz Wunderlichs, der bald darauf in Berlin, Venedig, Buenos Aires, London und Mailand das Publikum begeisterte und nicht nur in die Kuseler Geschichtsbücher einging. Zwar weiß Klara Rietz nicht mehr genau, wann sich das Ganze zugetragen hat – „aber es muss noch vor seinem ganz großen Durchbruch passiert sein“. Wunderlichs unvergessliche Stimme habe schon damals ihresgleichen gesucht.

Ein Plausch mit den Jacob Sisters

Knapp 30 Jahre später, in den 1980ern, parkte Rietz mit ihrer Tochter, ihrem Schwiegersohn und einem Freund in der Nähe des Messeplatzes. „Früher konnte man dort noch im Park mit dem Auto halten und direkt zum Gelände gelangen. Außerdem stand das große Festzelt auf der linken Seite“, erinnert sie sich. „Also stiegen wir dort aus und trafen vier Frauen, die wild umher irrten.“ Es waren die Jacob Sisters, die wohl erste Girlgroup in der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik. „Sie standen völlig aufgelöst neben ihrem Wagen und schauten uns hilflos an. Sie wussten einfach nicht weiter.“ Auf die Frage, was denn genau los sei, erzählten die Schlagersängerinnen – die nicht zuletzt für ihre sie stets begleitenden Pudel bekannt sind –, dass sie sich in der Hektik ausgesperrt hätten, aber ihre komplette Garderobe für den Auftritt im Messezelt noch in ihrem Wagen liege.

„Es war Glück im Unglück“, erzählt Klara Rietz weiter. „Mein Schwiegersohn hatte damals immer einen alten Kleiderbügel aus Draht im Auto“, und mit diesem Draht habe er dann am Gefährt der Jacobs Sisters herumhantiert – so wie Autodiebe in einem alten Schwarz-weiß-Schinken. Schließlich habe er den Draht so gebogen, dass er die Verriegelung hinter der Fensterscheibe lösen konnte und das Auto aufbekam. „Damit war der Tag für die vier Schwestern gerettet.“ Die hätten sich herzlich bedankt, seien dann schnellstmöglich in ihre Garderobe gestiegen und zu ihrem Auftritt geeilt.

Die Serie

Hier gehts’s zur vorherigen Folge der Messeerinnerungen: Der reiche Onkel aus Amerika

Zwei der Jacob Sisters, die so oder so ähnlich auch in den 80er Jahren auf der Kuseler Messe aufgetreten waren.
Zwei der Jacob Sisters, die so oder so ähnlich auch in den 80er Jahren auf der Kuseler Messe aufgetreten waren.
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