KUSEL 100 Jahre Herbstmesse: Einmal Kuseline, immer Kuseline

Erinnerungsfoto vorm Abmarsch ins Festzelt: Das Bild zeigt 22 Kuselinen beim obligatorischen Jahrestreffen am Messefreitag. Auch
Erinnerungsfoto vorm Abmarsch ins Festzelt: Das Bild zeigt 22 Kuselinen beim obligatorischen Jahrestreffen am Messefreitag. Auch heute werden dort wieder einige zusammenkommen.

Seit fast schon fünf Jahrzehnten ist die Messe-Geschichte auch die Geschichte der Kuseline. Seit 1977 spielt alljährlich eine junge Frau eine Hauptrolle beim weithin beliebten Volksfest. Zum 100. Jahrestag der Messe schauen einige ehemalige Kuselinen kurz auf die turbulenten Tage zu Beginn ihrer Amtszeit zurück.

Längst ist es liebgewonnene Gewohnheit: Alljährlich am Abend des Messefreitags treffen sich sie sich in der Gaststätte Deutsches Haus, um sich auf den Beginn eines weiteren Kapitels der Kuseline-Geschichte einzustimmen: Wenn zum Messeauftakt die „Neue“ inthronisiert wird, sind stets einige ihrer Vorgängerinnen mit von der Partie. Davon wie über weitere Erlebnisse während ihrer Amtszeit berichten kurz vorm Start der Jubiläums-Herbstmesse sieben junge Frauen – darunter eine Pädagogik-Professorin und eine Ärztin –, die allesamt die Messe aus einer ganz besonderen Perspektive erleben durften.

Im Stil der ersten Messe-Besucherinnen: Im Look der 1930er Jahre bereicherten einige frühere Amtsträgerinnen den Umzug 2014.
Im Stil der ersten Messe-Besucherinnen: Im Look der 1930er Jahre bereicherten einige frühere Amtsträgerinnen den Umzug 2014.

Anlässlich des Jubiläums 90 Jahre Messe haben wir mit den Kuselinen am Messeumzug 2014 teilgenommen. Entsprechend des „Geburtsjahres“ der Kuseler Messe haben wir uns musik- und outfit-technisch dem Look der 1930er Jahre angepasst und die Messe hochleben lassen. Schön ist, dass die erste Kuseline – Ruth Hinkelmann – noch immer so aktiv bei allen Treffen dabei und für jeden Spaß zu haben ist.

Apropos Treffen: Gemäß dem Motto „einmal Kuseline, immer Kuseline“ treffen sich alle Kuselinen jedes Jahr am Messefreitag im Deutschen Haus, um die „Neue“ gebührend im Kreise der Kuselinen willkommen zu heißen. Anschließend unterstützen die Ehemaligen die neu gewählte Repräsentantin im Messezelt bei ihrer Inthronisierung. Wir hoffen, dass wir noch viele Jubiläen zusammen feiern dürfen und dass die Kuseline-Tradition noch lange weitergeführt wird.

Ich lebe, wie bereits bei meiner Wahl prophezeit, immer noch im Kreis Kusel, in Offenbach-Hundheim. Und das wird sich auch nie ändern, ich werde immer ,e Kuseler Mädche’ bleiben. Zurzeit habe ich eine Verwaltungsprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg inne.

Verena Letzel-Alt (Kuseline 35, 2011)

Meine schönste Messeerinnerung ist die an den Festumzug 2014, als ich als frisch gekürte Kuseline mit meiner engen Freundin gemeinsam in einer wunderschönen Kutsche durch meine Heimatstadt fahren durfte und neben vielen Freunden auch meine komplette Familie (inklusive meiner vier Großeltern) zugeschaut und sich mit mir gefreut hat. Ich lebe nun seit knapp drei Jahren im schönen Allgäu und verbringe neben meinem Job als Klinikärztin im Fachbereich Kardiologie viel Zeit mit Wandern und Radeln in den Alpen und an den schönen bayerischen Seen.

Julia Reiser (Kuseline 38, 2014)

Wie für viele andere in unserer Region ist die Kuseler Messe für mich ein besonderes Highlight. Ich bin bereits als Kind mit dem Karnevalverein oder dem Turnverein Kusel bis ins Erwachsenenalter jedes Jahr beim Messeumzug mitgelaufen. Jetzt freue ich mich sehr darauf, den Messeumzug mit meiner Familie anzuschauen. Für meine große Tochter (Luise, 6) ist die Messe auch jetzt schon etwas Besonderes. Sie freut sich seit Wochen darauf, beim Umzug Bonbons zu sammeln und ganz viel Karussell zu fahren. Die Kleine (Tilda, fast 2) wird die Messe dieses Jahr zum ersten Mal so richtig bewusst miterleben. Und für mich ist es wunderschön zu sehen, dass die beiden die gleichen Kindheitserfahrungen sammeln wie ich selbst. Mir bleibt natürlich die Messe 2006 in besonderer Erinnerung. Ich arbeite bei der Kreissparkasse Kusel, bin derzeit aber in Elternzeit.

Lena Henn, geborene Daniel (Kuseline 30, 2006)

Monate zuvor haben Julia Reiser und ich noch gemeinsam die Schulbank gedrückt – dann hat sie mir im September das Amt übergeben. Ein emotionaler Abend, dem gleich ein sehr schöner Moment folgte: die Kutschfahrt beim Umzug. An meiner Seite war damals Sarah Zarea, welche ich in meiner Zeit als Trainerin für Rope-Skipping beim TV Kusel trainiert hatte. Als Sportlerin war für mich übrigens klar, dass ich nach dem Umzug – beim Anstoß zum Messespiel – den Rasenplatz trotz schicken Kleides mit Fußballschuhen betreten werde. Messesonntag habe ich mich sehr über die Einladung zum Auftritt der Gesangsgruppe Chuselas gefreut. Gute Laune war in dieser Runde garantiert. Nach meinem Master für Sustainable Marketing & Leadership bin ich wieder von Mainz in meine Heimat – Langenbach – gezogen. Seitdem bin ich als Recruiterin im Westpfalz Klinikum für Personalakquise und Personalmarketing verantwortlich.

Jessica Ulrich (Kuseline 39, 2015)

Emotionaler Moment für die Schulkameradinnen Jessica Ulrich (links) und Julia Reiser.
Emotionaler Moment für die Schulkameradinnen Jessica Ulrich (links) und Julia Reiser.

Zur Messe 2018 durfte ich meine Reise als 42. Kuseline starten. Das Bühnengefühl bei der Inthronisierung war mir fremd, ich war aufgeregt, und mit dem Umlegen der Schärpe spürte ich die große Verantwortung des Amts. Mit dem Abgang von der Bühne war ich plötzlich Kuseline – ein Kindheitstraum ging in Erfüllung. In dieser aufregend-neuen Gefühlswelt begann für mich ein Jahr voller Abenteuer, Eindrücke und Emotionen.

Ein Jahr später stand ich wieder auf dieser Bühne, reich an Erfahrungen, neuen Begegnungen und stolz, meine Zeit als Kuseline Revue passieren zu lassen. Das Bühnengefühl war nun Alltag, die abschließenden Momente meiner Amtszeit gingen wie im Fluge an mir vorbei. Mit dem Abgang von der Bühne und Ablegen der Schärpe war auch symbolisch das „Kuseline sein“ vorbei. Ich war wieder Lena. Diesen Prozess begleitete eine neue, unbeschreiblich chaotische Gefühlswelt, die ich in diesem Moment nur mit den Worten „es ist vorbei“ an meine Mama tränenreich weitergeben konnte. So startete wieder mein Alltag, in dem ich heute zwischen Forschung an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern und dem Schulleben in Idar-Oberstein pendele und in Godelhausen glücklich zu Hause bin. Wenn nun Messefreitag meine Blicke auf die werdende und scheidende Kuseline fallen, kann ich deren Gefühle verstehen und spüre ebenso wieder diese zwei Gefühlswelten, die selber erfahren durfte. Für mich sind es diese magischen Messegefühle, die uns Kuselinen verbinden und für immer eine Kuseline bleiben lassen.

Lena Geuer (Kuseline 42, 2018)

Vor meiner Zeit als Kuseline trug ich nur dann mal ein Kleid und hohe Absätze, wenn es wirklich sein musste. Dass sich das ändern würde, hätte ich nicht geglaubt. Ich hatte mich nur beworben, weil mir Helmut Drumm, Hüter der Erdesbacher Esel, Gerhard Schworm und Klaus „Pudding“ Drees während unserer Alpenüberquerung permanent in den Ohren lagen, dass ich mich doch bewerben solle. Weil Helmut mir androhte, er werde die Bewerbung losschicken, nahm ich das doch lieber selbst in die Hand.

Damit ging die Überforderung mit dem Kleidungsstil los. Da ich mir keine Hoffnungen bei der Wahl machte, und auch keine schönen Kleidchen im Schrank hatte, zog ich mich eben ganz schlicht und typisch „Anna-mäßig“ an – schicke Bluse, weiße Jeans, die an den Knien modegemäß zerrissen waren. Alle anderen Bewerberinnen waren sehr schick gekleidet.

Umso größer war für mich der Schock. Ich weiß noch, wie ich da saß und irgendetwas von mir gab, weil ich das absolut nicht glauben konnte. Da wurde die als tier- und fußballvernarrte, bäuerliche Anna zur Kuseline gewählt. Also musste schnell die passende Garderobe her. Jessica Ullrich half mir dabei viel, wofür ich ihr sehr dankbar war. Zur Messe war ich also bestens vorbereitet, hatte aber natürlich eine kleine Überraschung: Beim Messespiel der Fußballer hat mich Harald Feick vom FV Kusel auf den Platz geführt, mich im langen tollen Kleid. Es war gut denkbar, dass der Anblick einigen wehgetan hat, die vermuteten, ich stöckele mit hohen Absätzen über den Platz. Als ich zum Anstoß aber das Kleid anhob, wurden Fußballschuhe und Stutzen sichtbar. Als frühere Fußballerin wusste ich ja, wie heilig manchen der Rasen ist.

Einmal aber hatte ich mich mit der Garderobe doch noch vertan: Bei der Rammelsbacher Prunksitzung hatte ich die ehrenvolle Aufgabe, im Elferrat zu sitzen. Leider erfuhr ich das recht spät, ebenso den zuvor vereinbarten Kleidungsstil. Ende vom Lied: Anna erschien, unter lauter Prinzessinnen, im Fußballoutfit.

Fast ein Jahr nach dem Amtsantritt, am 12. August 2018, waren die Erdesbacher Esel und ich beim Heimatfest in Lauterecken zu Gast. Dort ritt ich beim Umzug auf dem Esel Fritz, statt mich in einer Nobelkarosse chauffieren zu lassen. Und was musste natürlich passieren? Klar. Esel Lola nebenan riss an den Popcornsäcken und verteilte diese schon großzügig zu Beginn des Umzuges. Die Kinder dort freuten sich enorm.

Anna-Maria Woll (Kuseline 41, 2017)

Mein schönstes Messeerlebnis war im vergangenen Jahr der Fußballer-Frühschoppen am Sonntag. Als „Seckis Schlossmusikanten“ aus Lauterecken im Festzelt das „Betze-Lied“ anstimmten, wurde ich auf die Bühne gerufen, um gemeinsam mit vielen glücklichen Messe-Gängern lautstark zu singen. Für die große Gesangskarriere wird es wahrscheinlich nicht reichen, aber für echte FCK-Fans zählt bekanntlich nur die Liebe zum Verein.

Jil Biedinger, Kuseline Nummer 47, die heute Abend Abschied nimmt.

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