Kreis Kusel Behindertenbeauftragter des Landkreises: „Vertrauen und Vertraulichkeit sind das A und O“

Legt höchsten Wert auf Vertraulichkeit: Siegbert Weyrich ist Behindertenbeauftragter des Landkreises.
Legt höchsten Wert auf Vertraulichkeit: Siegbert Weyrich ist Behindertenbeauftragter des Landkreises.

Siegbert Weyrich ist seit Ende 2023 der Behindertenbeauftragte des Landkreises. Doch er setzt sich bereits seit vielen Jahren für seine Mitmenschen ein.

„Eigentlich“, sagt Siegbert Weyrich, Behindertenbeauftragter des Landkreises Kusel, nach dem Gespräch bescheiden, „sollte es ja nicht so sehr um mich gehen.“ Doch sein Engagement für Menschen, denen es wegen einer Suchterkrankung nicht gut geht oder die aufgrund einer Behinderung mit Problemen zu kämpfen haben, spricht für sich.

Der 66-Jährige aus Schmittweiler hat 36 Jahre bei Bosch in Homburg gearbeitet, viele Jahre davon im Schichtdienst. Irgendwann hat Weyrich sich entschieden, eine Suchtberater-Ausbildung zu machen – unterstützt von seinem Arbeitgeber. Weyrich: „Bosch hat eine Suchtvereinbarung. Wenn jemand bereit ist, wegen seiner Sucht eine Therapie zu machen, kann er nach einer Auszeit wieder ins Unternehmen kommen.“ Auf diesem Weg begleitete Weyrich gut 22 Jahre lang Kollegen mit einer Suchterkrankung.

Über die eigene Erkrankung will er nicht sprechen

„Da führst du oft über Wochen Gespräche“, beschreibt Weyrich die Zusammenarbeit mit Süchtigen – ob Alkohol, andere Drogen oder Spielsucht: „Man muss gelegentlich Druck ausüben. Das geht, weil der Arbeitsplatz dran hängt.“ Die Tätigkeit habe er neben seiner Regelarbeit bei Bosch erledigt. Als Schwerbehindertenvertreter wurde er später freigestellt.

„Über die IG Metall habe ich die entsprechenden Schulungen gemacht.“ Überhaupt habe die Gewerkschaft einen guten Sozialrechtsschutz, lobt Weyrich: „Die helfen bei Rechtsfragen und beraten Ärzte, wenn die einmal nicht so richtig wissen, was sie in einen Patientenbrief schreiben sollen.“ Bald schon sei er in die Gesamtschwerbehindertenvertretung von Bosch-Rexroth aufgestiegen, war von da an deutschlandweit an allen Standorten des Unternehmens unterwegs.

Viel erlebt und viel verbessert

In der Zeit als Suchtberater und Schwerbehindertenvertreter habe er viel erlebt – und etliche Verbesserungen bewirken können. Beispielsweise habe er seine Arbeit zunächst in einem Büro mit mehreren Kollegen begonnen: „Das geht nicht. Für meine Themen brauchte ich einen geschützten Raum. Sonst haben die Menschen Hemmungen, sich zu äußern.“ Verschwiegenheit und Vertrauen stehen bei ihm bis heute an vordersten Stellen: „Sonst funktioniert diese Arbeit nicht.“ Die Firmenleitung habe zügig reagiert und ihm ein eigenes Büro zugewiesen.

Auf Vertraulichkeit könnten sich auch die Menschen verlassen, die nun zu ihm in die Kreisverwaltung kommen oder per E-Mail Kontakt aufnehmen. Natürlich gebe er Missstände und Vorschläge weiter, jedoch nur dann mit Namen, wenn es abgesprochen ist. Die Aktennotizen zu Gesprächen – auch damit hatte er noch in seiner beruflichen Laufbahn begonnen – halte er stets unter Verschluss. „Meine alte Methode, in Gesprächen viel mitzuschreiben, nutze ich als Behindertenbeauftragter weiterhin“, sagt Weyrich.

Seit November 2023 im Amt

Während seiner Laufbahn habe er bemerkt, dass Menschen mit Behinderung oft dankbarer seien, wenn eine Lösung gefunden wird, als Suchterkrankte. Oft schon habe Weyrich zwischen den Menschen und der Verwaltung – damals noch bei Bosch – vermittelt. Als Beispiel nennt er Parkplätze in Eingangsnähe für Schwerbehinderte. Stolz ist er außerdem darauf, dass es ihm gelungen sei, viele Menschen mit Behinderung in Lohn und Brot zu bringen: „Es ist immer schön, die Menschen zu treffen, denen ich zu einem festen Arbeitsverhältnis verholfen habe.“ Wenn sich die richtige Aufgabe und Unterstützung finden ließen, sei vieles möglich.

Seit November 2023 ist Weyrich nun Beauftragter für Belange behinderter Menschen im Landkreis Kusel. Er folgt Elke Klink, die 18 Jahre lang Behindertenbeauftragte des Kreises war. Seit Januar bietet Weyrich monatlich Sprechstunden an, darüber hinaus ist er über die Kreisverwaltung auch sonst zu erreichen. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung funktioniere reibungslos.

Wiederkehrende Themen seien beispielsweise die Eingruppierung in Pflegestufen und – „das ist neu für mich“ – das Bearbeiten von Stellungnahmen in Sachen Barrierefreiheit bei Bauarbeiten. Dazu fahre er dann schon auch mal vor Ort, um sich etwas anzusehen. Nichts Neues für den Mann, der auch schonmal zu Suchtkranken nach Hause gefahren ist, um nach ihnen zu schauen.

Info

Jeweils am ersten Dienstag des Monats von gibt es von 14 bis 16 Uhr die Möglichkeit zu einem Gespräch mit Siegbert Weyrich. Die Sprechstunden des Beauftragten für Belange behinderter Menschen im Landkreis Kusel finden in der Kreisverwaltung, Trierer Straße 49-51, Zimmer 2, statt. Interessierte müssen vorab einen Termin über das Bürgerbüro vereinbaren: telefonisch unter 06381 4240 oder per E-Mail an buergerbuero@kv-kusel.de. Die Räumlichkeiten sind barrierefrei zugänglich.

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