Kreis Kusel Die Leidensgeschichte Jesu

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Mit einem musikalischen Gottesdienst hat die protestantische Stadtkirche Kusel zusammen mit Sopranistin Daniela Schick und Heribert Molitor am Klavier den Karfreitag gefeiert. Werke aus Barock, Klassik und Romantik waren in den liturgischen Ablauf integriert.

Nach der Konzertarie „Se i miei sospiri“ des italienischen Barockkomponisten Alessandro Stradella (1644-1682) stimmte Daniela Schick mit ihrem strahlend hellen und doch warm getönten, in der tiefen Lage volltönenden Sopran die etwa 50 Gottesdienstbesucher mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Ave verum“, dem „Agnus Dei“ und der Passionsarie „Betracht’ dies Herz“ auf die Leidensgeschichte Jesu ein. Tief empfundener Ausdruck und dunkle Klangfarben zeichneten ihren nuancenreich durchstrukturierten Vortrag aus, ebenso wie in der Arie „Sei stille dem Herrn“ aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Gerade die liedhafte Einfachheit, die Daniela Schick ohne jegliche Ausschmückung durch Koloraturen betonte, ließ den ergreifenden Ausdruck der Arie in der dezenten Begleitung von Heribert Molitor umso stärker hervortreten. Die Hymne „Hör’ mein Bitten, Herr neige dich zu mir“ fesselte durch die lautmalerische Rhetorik der Klangfarben. Voller Intensität und Leidenschaftlichkeit interpretierte die Sängerin dagegen die expressive Arie „Höre, Israel“ aus dem Oratorium „Elias“. Eine Transzendenzerfahrung in verhalten-harmonischen Ausschattierungen war das „Pie Jesu“ aus dem nach dem Tod seines Vaters entstandenen und 1887 in der Pariser Kirche St. Madeleine uraufgeführten Requiem op. 48 des französischen Spätromantikers Gabriel Fauré (1845-1924). Die Gefühle der Gottesmutter unter dem Kreuz standen im Mittelpunkt von Franz Schuberts (1797-1828) Arie „Vom Mitleiden Mariä“, einer dramatisch-bewegten Erzählung. Zutiefst ergreifend waren auch das „Gebet“ des vor allem für sein Liedschaffen bekannten deutschen Romantikers Hugo Wolf (1860-1904) und seine Arie „Auf ein altes Bild“. Nach dem Abendmahl fesselte Daniela Schick mit den klaren, transparenten Klängen der Arie „So gibst du nun“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Choralartig in der Struktur, ohne ausschmückende Koloraturen, aber von komplexer Harmonik und höchster Eindringlichkeit war die geradlinige, fast deklamatorische Melodie der Arie „Es ist vollbracht“. Mit ungemein nuancenreichen, harmonisch meisterlich ausschattierten Ausdrucksvarianten gestaltete die Sopranistin diese Arie, die den befreienden Charakter des Opfertodes Jesu“ thematisiert. Sehr lautmalerisch war auch die Arie „Seufzer, Tränen, Kummer“ in der Tradition der barocken Lamenti. Einen beruhigenden Abschluss stellte die Arie „Selig sind, die Verfolgung leiden“ aus dem 1895 in Berlin uraufgeführten Singspiel „Der Evangelimann“ von Wilhelm Kienzl (1857-1941) dar, die durch ihre einfache, liedhafte Struktur ihrer Botschaft einen unverrückbaren Charakter verlieh, den Schick mit ihrer ausgewogenen Gestaltung unterstrich. (knf)

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