Kreis Kusel Einfach fesselnd
Zum Klassik Open Air der Sinfonietta Mainz unter Leitung von Michael Millard waren am Samstagabend trotz der kühlen Temperaturen fast 600 Besucher auf den Eichelscheider Hof bei Waldmohr gekommen. Zusammen mit Sopranistin Frauke Burg, Tenor John Treleaven und Gernot Deckert am Saxofon nahmen die Gäste aus Mainz die Klassik-Fans mit auf eine unterhaltsame Reise durch die Welt der Oper und der leichten Muse. Durch den Abend führte Moderator Roland Kunz vom Saarländischen Rundfunk mit kenntnisreichen Informationen und kurzweiligen Anekdoten.
„Freunde, das Leben ist lebenswert“ – die Arie des Offiziers Ottavio aus Franz Lehars letzter Operette „Giuditta“ könnte auch das Motto des Abends sein: Die Vielzahl bekannter Opern- und Operettenlieder zeigte eindrucksvoll die Bandbreite der Mainzer Sinfonietta und versprühte gute Laune, zeichnete aber auch große Gefühle und die oft damit einhergehende Dramatik nach. Zum Auftakt entführten die Mainzer Gäste das Publikum mit der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis „Die Macht des Schicksals“ in die Welt der italienischen Oper. Hier konnte Tenor John Treleaven brillieren. Seine kraftvolle Stimme, die in den Mittellagen eine markige baritonale Tönung aufweist, aber auch Spitzentöne mit Strahlkraft meisterte, entfaltete sich ausdrucksvoll in Verismo-Arien von Ruggero Leoncavallo und Giacomo Puccini. Die Verzweiflung eines alternden Komödianten, dessen junge Frau sich in einen anderen Mann verliebt hat und ihn verlassen will, gestaltete er zutiefst überzeugend, ebenso wie den Schmerz und die Sehnsucht des jungen römischen Malers Cavaradossi nach dem Leben am Morgen seiner bevorstehenden Exekution in Puccinis „Tosca“. Klangschön und kraftvoll strömte seine Stimme in der Arie des Prinzen Calaf aus Puccinis letzter Oper „Turandot“, in der er seinen bevorstehenden Sieg über die kühle, unnahbare Prinzessin feiert. „Nessun dorma“ – keiner schlafe, das musste man den Besuchern auf dem Eichelscheider Hof allerdings nicht sagen, denn sie verfolgten das Konzert sehr angeregt, manchmal allerdings in warme Decken gehüllt. Weniger Dramatik, dafür aber schwelgerische Leidenschaft legte der Tenor als Ottavio in der Arie „Freunde, das Leben ist lebenswert“ an den Tag. Seine ungemein ausdrucksvolle, nuancenreiche Interpretation riss die Zuhörer zu spontanem Beifall hin. Zusammen mit der jungen Sopranistin Frauke Burg fesselte er das Publikum in dem verführerischen Duett „Lippen schweigen, s`flüstern Geigen“ aus Lehars Operette „Die lustige Witwe“. Unterstrichen wurde der intime Charakter dieses Walzers noch durch das kammermusikalische Spiel der Sinfonietta Mainz unter dem bewusst zurückhaltenden Dirigat von Michael Millard. Aber auch die junge Sopranistin Frauke Burg war nicht nur eine selbstbewusste Dame der Gesellschaft voll verhalten glühender Erotik, sondern auch eine hochvirtuose Rachegöttin in Mozarts „Zauberflöte“ und eine bezaubernd frische „Christel von der Post“ in Carl Zellers „Vogelhändler“. Hier konnte sie eindrucksvoll zeigen, dass ihre volltönende und doch schlank geführte, geschmeidige Stimme auch über den scherzhaften Ton verfügt. In „Candide“ von Leonard Bernstein, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiern würde, war sie mit gleißenden, farbenreichen Koloraturen, die durch die federnde Eleganz des Orchesters hervorgehoben wurden, eine kapriziöse Liebhaberin. Orchestral konnte die Sinfonietta Mainz mit „Danzon II“ von Arturo Marquez und „Huapango“ von Jose Pablo Moncayo überzeugen. Laszive Tanzrhythmen mit wiegendem Charakter voll unterschwelliger Erotik präsentierte die Sinfonietta Mainz in „Danzon II“. Den nahtlosen Stimmungsumschwung hin zu einem markant punktierten, pulsierenden Rhythmus gestaltete das Orchester sehr zupackend als einen dramatischen Entwicklungsprozess, der immer wieder durch beschauliche Idyllen mit malerischen Flötenweisen unterbrochen wurde. Auffallend war der 6/8-Takt von „Huapango“, der zweiten Nationalhymne Mexikos, wie Moderator Kunz betonte. Zusammen mit den malerisch-idyllischen Themen des Werkes prägte er den Charakter dieses orchestralen Tanzes maßgeblich.