Lauterecken Ferienprogramm: Kinder wollen mit auf Streife
Geisterstunde bei der Polizei? Ganz im Gegenteil. So lautet zwar der Name der Ferienaktion der Verbandsgemeinde, das Ziel ist allerdings, den Kindern die Angst zu nehmen. „Wir wollen schließlich, dass die Kinder im Notfall die Polizei verständigen und nicht vor den Beamten Angst haben“, erklärt die Jugendsozialarbeiterin Annette Junkes, die noch kurz auf ihren Plan schaut und auf die letzten Kinder wartet. Geplant seien für diese Aktion zehn Teilnehmer, schlussendlich sind es aber elf: Eine kleine Schwester darf spontan auch noch mit. Dann erklärt Junkes, was es mit der Geisterstunde auf sich hat: Die Aktion heiße bloß so, weil es erst ab 21.30 Uhr im Innenhof der Lauterecker Polizei losgehe. Gruseln solle sich keiner.
Kurz darauf startet das Programm mit der Begrüßung von Polizeibeamtin Eva Naudsch und Blaulicht im Innenhof. Die Kinder dürfen sich in die Dienstwagen setzen und so tun, als wären sie auf Streife. „Ich habe mal wirklich bei einem Polizeifunk mitgehört“, berichtet ein Junge stolz. Sein Papa sei nämlich bei der Kriminalpolizei. Ein Mädchen wendet imaginäre Judo-Griffe an: „Wenn ich groß bin, will ich Polizistin werden“, sagt sie. „Dafür mache ich jetzt schon Kampfsport.“
Blicke hinter die Kulissen
Anschließend werden die Kinder in zwei spärliche Gefängniszellen geführt – dorthin, wo im schlimmsten Fall auch Verbrecher hinkommen würden. Zum Glück ist das an diesem Abend nicht der Fall, sodass die Kinder die Zellen im Detail begutachten können. Eva Naudsch reagiert auf die vielen Fragen der Ferienaktion-Teilnehmer. „Wo sind denn hier die Duschen?“, möchte beispielsweise ein Junge wissen. „Die gibt es hier nicht. Hier bewahren wir beispielsweise Personen auf, die mal zu viel getrunken haben. Nach ein paar Stunden dürfen die dann wieder gehen“, weiß die Polizistin. Auch die Toilette finden die Kinder nur wenig einladend. Damit verbunden ist durchaus ein Abschreckungseffekt, der schon im jungen Alter den Gedanken auslösen kann, sich lieber nichts zuschulden kommen zu lassen, um nicht im Gefängnis zu landen – selbst, wenn es sich nur um eine Ausnüchterungszelle handelt. „Da kann man sich ja gar nicht hinsetzen“, ruft jemand aus dem Gewusel.
Sogar Taser gezeigt
Wer wissen will, wie mit Verbrechern verfahren wird, ist im Polizeipräsidium Lauterecken an der richtigen Stelle. Polizeibeamtin Naudsch führt die Kinder in einen Raum und zeigt ihnen, wie nach Fingerabdrücken gesucht wird: Erst etwas Pulver auf die Fensterscheibe streuen und anschließend mit einem Pinsel darüberwischen. Wie durch Magie erscheint der Abdruck. Einige Kinder wissen zwar bereits, wie das funktioniert, trotzdem hören sie gespannt zu. „Die schicken wir jetzt nach Mainz zum Landeskriminalamt“, sagt Naudsch augenzwinkernd und ergänzt: „Dort gibt es eine riesige Datenbank, mit deren Hilfe wir möglicherweise den Täter überführen können.“
Während Naudsch den Kindern ihren Taser zeigt, rappelt das Telefon. Ein Polizeibeamter nimmt ab. Die Kinder werden ganz still und lauschen. Was da genau gesagt wird, bleibt geheim, aber eine Streife macht sich direkt bereit, um sich das mal anzuschauen – so viel bekommen die Kinder mit. Natürlich würden sie alle gerne mitfahren.