Kreis Kusel Interview: „Es gibt Wichtigeres als Fußball“

Rainer Pfaff
Rainer Pfaff

KUSEL. Auch auf den Fußballplätzen der Region ruht wegen der „Corona-Krise“ inzwischen der Spielbetrieb. Axel Raudonat hat mit Rainer Pfaff, dem Vorsitzenden des Fußballkreises Kusel-Kaiserslautern, gesprochen. Über die aktuelle Lage und auch darüber, was in den kommenden Wochen passieren könnte.

Herr Pfaff, der SWFV hat am Freitag den Spielbetrieb auf Verbandsebene vorerst bis Ende des Monats eingestellt. Auch der für den 22. März geplante Kreisjugendtag des Fußballkreises findet nicht statt. Aus Ihrer Sicht ein richtiger und notwendiger Schritt?
Nach Abwägung aller Fakten und den Entscheidungen der zuständigen Behörden war eine Einstellung des Spielbetriebes unumgänglich. Als Präsidiumsmitglied des SWFV habe ich daher dieser Entscheidung zugestimmt.

Mit Blick auf die Lage zur Corona-Krise muss man aber schon heute Zweifel haben, dass es bei diesem Bann, der drei komplette Spieltage umfasst, bleiben kann. Wäre eine längere Pause, beispielsweise bis zum Ende der Osterferien, nicht angebrachter?
Das ist genau meine Meinung. Ich habe meine Bedenken bei der Abstimmung mit eingebracht und auch für eine längere Absage bis zum Ende der Osterferien plädiert. Wie der Erlass der Landesregierung vom Freitagabend nun zeigt, wäre das angebracht gewesen, denn hier werden Veranstaltungen mit mehr als 75 Personen vorerst bis zum 10. April untersagt. Damit wird meiner Meinung nach die Spielpause jetzt schon länger sein als angekündigt.

Von der neuen Regelung der Landesregierung ist auch das Kreispokalfinale zwischen dem FC Queidersbach und dem VfB Reichenbach II, das am Ostermontag (13. April) in Schrollbach stattfinden sollte, betroffen. Dieses Spiel wurde bereits abgesagt. Ob und wann das Spiel nachgeholt wird, ist derzeit völlig offen. Im April steht mit dem Kreistag des Kreises Kusel-Kaiserslautern noch ein weiterer, wichtiger Termin im Plan. Dieser soll am 25. in Pfeffelbach stattfinden. Und selbst einfache Spiele dürften die Zahl von 75 Besuchern des Öfteren überschreiten. Ist eine Durchführung des Kreistages oder die Fortsetzung des Spielbetriebs unter den genannten Bedingungen überhaupt realistisch?
Solange die Vorgaben der Behörden auf dem jetzigen Niveau sind und auch mit einer Verlängerung der Einschränkungen zu rechnen ist, wird eine Fortsetzung des Spielbetriebes mit jedem Tag schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich. Mit der derzeitigen 75-Personen-Regel wird der Kreistag sicherlich nicht stattfinden. Auch bei einer Aufweichung des Erlasses stellt sich die Frage, ob es Sinn ergibt, einen Kreistag durchzuführen. Wer hat Angst vor Ansteckung und kommt nicht, wer hat keine Angst und nimmt teil? Ich kann ja selbst meine Ausschussmitglieder nicht zwingen, am Kreistag teilzunehmen.

Selbst im günstigsten Fall, dass der Spielbetrieb nach der Auszeit im April wieder aufgenommen werden kann, ergeben sich hinsichtlich der weiteren Planung einige Fragen. Sind die bis jetzt schon anfallenden Nachholspiele bis zum geplanten, regulären Saisonende noch unterzubringen, beispielsweise durch Ansetzung von kompletten Spieltagen unter der Woche oder an Ostern?
Wir haben in den Klassen auf Kreisebene Mannschaften, die noch 13 Spiele durchführen müssen. Sollte das Verbot nach dem 10. April aufgehoben werden, wir Ostersamstag und Ostermontag spielen und jeden Mittwoch nutzen, können diese Mannschaften ihr Programm bis zum regulären Saisonende schaffen. Aber nur, wenn der Coronavirus und das Wetter mitspielen. Weitere Absagen wären nicht mehr unterzubringen.

Und dann wäre da auch noch das Kreispokalendspiel. Der FC Queidersbach muss noch 12 Spiele austragen und spielt um die Meisterschaft der A-Klasse. Also kann das Endspiel eigentlich nur noch nach Saisonende stattfinden. Und sollte Queidersbach Zweiter der A-Klasse werden, müssen sie die Aufstiegsrunde spielen. Daher scheint mir ein Saisonende am 24. Mai nicht mehr realistisch. Zumal ja auch der Spielbetrieb bei Jugend, Frauen und Juniorinnen noch seinen Platz braucht.

Und es ist einfach nicht davon auszugehen, dass wir nach dem 10. April wieder problemlos spielen können und dann alle Spiele unterbekommen.

Auch gebe ich zu bedenken, dass wir als Verband den Vereinen empfohlen haben, den Trainingsbetrieb einzustellen. Wie ich bereits am Freitag in Facebook sehen konnte, sind viele Vereine der Empfehlung gefolgt – und das sollte man natürlich bei der Wiederaufnahme des Spielbetriebes berücksichtigen

Ist sogar ein Saisonabbruch denkbar, wenn die Runde nicht bis spätestens 30. Juni beendet werden könnte? Und welche Auswirkungen könnte das für beteiligte Vereine im Auf- und Abstiegskampf haben?
Auch das ist denkbar, aber im Moment noch reine Spekulation. Ich maße es mir nicht an, vorherzusagen, wie lange diese Krise andauert und was wann passiert. Anfang der Woche werden Konferenzen bei UEFA und DFB stattfinden. Am Mittwoch folgt dann eine Präsidiumssitzung des SWFV und dort werden wir über das weitere Vorgehen beraten und mögliche Szenarien für eine Weiterführung – oder auch Beendigung – der Saison 19/20 erstellen. Ich möchte hier und jetzt aber noch nicht über mögliche Auf- und Abstiegsregelungen spekulieren.

Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für die kommenden Wochen im Fußballkreis?
Ganz klar, dass wir die Saison unter fairen Bedingungen zu Ende bringen können. Viel wichtiger ist aber, dass diese Krise so spurlos und harmlos wie möglich an uns allen und natürlich auch der ganzen Welt vorübergeht. Folgt den Anweisungen der Gesundheitsämter, haltet Abstand, reduziert eure Kontakte auf das absolut notwendige Maß und dann kommen wir alle hoffentlich gut durch diese Krise. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt – und gerade jetzt gibt es Wichtigeres als Fußball.

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