Kommentar Kirchen-Rauswurf: Befremdlich und nicht angemessen

Immer mehr Menschen wenden den christlichen Kirchen den Rücken zu. In Lauterecken hat ein Gläubiger unfreiwillig gehen müssen.
Immer mehr Menschen wenden den christlichen Kirchen den Rücken zu. In Lauterecken hat ein Gläubiger unfreiwillig gehen müssen.

Eine übergriffige Äußerung und eine überzogene Reaktion. In diesem Fall bekleckern sich beide Seiten nicht gerade mit Ruhm.

Wer einer Person sagt, sie habe etwas zugenommen, muss schon ziemlich eng mit ihr verbunden oder ihr Arzt sein. Ansonsten läuft man Gefahr, dass derartige „Komplimente“ negativ aufgefasst werden. Gerade, wenn jemand wirklich ein paar Kilo zu viel hat. Und nicht jede Person ist so schlagfertig, auf eine plumpe Anmache deutlich zu reagieren.

Die Äußerung des Kirchenbesuchers ist übergriffig und kann durchaus als frauenfeindlich eingestuft werden. Da hilft auch der Zusatz „steht Ihnen gut“ nichts. So etwas sagt man einer Frau einfach nicht. Körperlichkeiten wie das Gewicht sind intim und in unserer Kultur fast tabuisiert. Sicher nicht nur bei Frauen.

Die scharfe Reaktion von Pfarrer Christof Anselmann wirkt jedoch extrem befremdlich und ist nicht angemessen. Statt sich für eine friedliche Auflösung der Situation einzusetzen, zeigte der Pfarrer offen seine Verärgerung und wurde laut. Dass sich das Bistum hinter ihn stellt und den Rauswurf als zulässig einstuft, war abzusehen. Ihren dramatischen Bedeutungsverlust vermag die Kirche damit allerdings nicht zu stoppen.

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