Kreis Kusel Lieder mit melancholischer Schwere

Unplugged beginnt das Konzert der Formation Sledgehammer. Im Laufe das Abends aber nehmen die elektronischen Elemente aus Peter Gabriels Musik-Laboratorium zu. Die Entwicklung des Ausnahmekünstlers vollzieht sich auf Schleppis Bühne in Schönenberg-Kübelberg. Die hochkomplexen Arrangements des englischen Musikers sind reduziert. Das Cover-Trio Sledgehammer rührt trotzdem an der Substanz, spielt pointiert und vermittelt dem teils weit gereisten Publikum die Stimmung der Songs.

Martin, Manuela und Marilyn Kniebel haben sich früh einen gemütlichen Tisch bei Schleppi für den Samstagabend gesichert. Aus dem mehrere hundert Kilometer entfernten Salzgitter sind die Peter-Gabriel-Fans angereist. Sie kennen den Multiinstrumentalisten und Sänger Donovan Aston genau. Die Stimme des Musikers und die musikalische Qualität des Trios haben sie die Reise nach Schönenberg-Kübelberg auf sich nehmen lassen. Um die Kinder kümmert sich an diesem Abend die Oma. Ganz anders verhalten sich die Eltern des Jungen im Stück „Family Snapshot“ (Familien-Schnappschuss). Eigentlich handelt das Stück vom Mord an John F. Kennedy – die Parallele zum alleingelassenen Jungen ist das Einwirken der Öffentlichkeit: der bewusst öffentlich inszenierte Mord am Präsidenten und das Zugrundegehen des von den Eltern alleingelassenen Jungen an der im Fernsehen übertragenen Öffentlichkeit. Das hintergründige Stück fesselt die Zuhörer, das Thema regt zum Nachdenken an. Die Lieder des Künstlers Peter Gabriel haben stets eine melancholische Schwere. Ob beim Graben im Dreck der Beziehungen in „Digging in the Dirt“ oder beim energischen Widerstand der Arbeiterbewegung in „Don′t give up“. Ob Lieder über Apartheids-Regime oder Rassenmord. Die Gäste scheinen nachdenklich, aber nicht traurig. Das feinfühlige Spiel der Musiker von Sledgehammer und die stets treffenden Lichteffekte von Michael Weickenmeier ziehen das Publikum immer wieder in ihren Bann. Druckvoll und glasklar: Vom tiefsten Bass bis zu den Höhen kommt bei den Zuhörern genau das an, was das Trio spielt. Und die Leistung, die Multiinstrumentalist Aston an diesem Abend an seinen Keyboards und Gitarren bringt, ist beachtlich. Zumal er noch den Gesangspart übernimmt. Alleine das reicht mehrfach für riesigen Applaus. Die trickreichen, schnellen Pianolinien bei den beiden Stücken aus Gabriels Genesis-Zeit an diesem Abend – aus dem Album „The Lamb Lies Down On Broadway“ – reißen die Besucher mit. Der Großteil der Titel des Sledgehammer-Konzerts stammt von den Soloalben I, III und IV, von den Alben „So“ und „Us“. Dabei dürfen natürlich die Hits „Don’t give up“, „Red Rain“ und „Sledgehammer“ nicht fehlen. Der anhaltende Beifall des Publikum führt zu drei Zugabe-Titeln: Den Titeln „Here comes the Flood“ und „In your Eyes“ folgt zum Abschluss „Biko“, Peter Gabriels Verbeugung vor dem Bürgerrechtler Stephen Bantu Biko, der 1977 in Südafrika ermordet wurde. Die Veranstaltung bei Schleppi hat nicht nur den Gästen gefallen. Manuel Brücker von Veranstalter Anderswelt-Event zeigt sich zufrieden: Allmählich formiere sich eine kleine Szene um die qualitativ hochwertigen Beiträge aus dem weiten Feld des Blues-Rock, sagt Brücker. Einen weiteren Schritt auf dem Weg von der Party- und Schlagermusik zur exklusiven Musik für Liebhaber ist am Samstag mit dem Trio Sledgehammer gemacht worden. (rma)

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