Kreis Kusel Meisterinnen der leisen Töne

Ausdrucksstarkes Duo: Nora-Elisa Kahl (Harfe) und Lisa Oefler.
Ausdrucksstarkes Duo: Nora-Elisa Kahl (Harfe) und Lisa Oefler.

„Harfe trifft Flöte“ lautete das Motto eines zauberhaften Kammerkonzertes, in dem Lisa Oefler und Nora-Elisa Kahl am Sonntagnachmittag fast 90 Besucher im Horst-Eckel-Haus mit Werken aus Barock, Romantik und Moderne begeisterten.

Die beiden Musikerinnen sind Meisterinnen der leisen Töne. Dass die aber genauso ausdrucksstark sein können wie ein großes Orchester, stellten Lisa Oefler und Nora-Elisa Kahl überzeugend unter Beweis. Aus rauschenden Akkorden mit einem leise-besinnlichen Nachhall kristallisierte sich im Impromptu des russischen Komponisten Reinhold Moritzewitsch Glière (1875-1956) ein volkstümliches Thema heraus, dessen lautmalerische Akzente die Interpretin in subtilen Nuancen hervortreten ließ. Ihr facettenreiches Spiel betonte den nachdenklichen Charakter des Stückes, in dem die Melodie ihren Gedanken nachsann. Einen Ausflug in die Welt der Popmusik unternahm Harfenistin Nora-Elisa Kahl mit ihrem Arrangement von Beyoncés Hit „Halo“. Leise Akkorde pendelten versonnen vor sich hin, dann fiel Nora-Elisa Kahls klare, schlackenreine Stimme mit verhaltenen Summtönen ein. Die leisen, lautmalerischen Vokalisen (auf Vokale gesungene Musikstücke) bildeten einen Gegenpol zu den immer weiter vor sich hin perlenden Harfenakkorden, die in Verbindung mit dem intimen Sprechgesang eine mystisch-entrückte Atmosphäre beschworen. Dann änderte sich der Klangcharakter, die Stimme der Musikerin blühte hell und kehlig auf, auch die Harfenakkorde wurden immer bewegter und unterstrichen die Eindringlichkeit dieser Ballade. Flötistin Lisa Oefler faszinierte mit den lässigen Klängen von Claude Debussys (1862-1918) „Syrinx“, aber auch in der Sonata Appassionata Opus 140 in fis-Moll von Sigfrid Karg-Elert (1877-1933). Ein Thema mit aparten harmonischen Akzenten formte Flötistin Lisa Oefler zu immer größeren Läufen aus und gestaltete so eine unruhige, bisweilen hektisch anmutende Klangerzählung, die nach einem furiosen Lauf in einen hellen Ton mündete. Barocken Klangreichtum präsentierte Lisa Oefler in den zwölf Fantasien für Flöte ohne Bass von Georg Philipp Telemann (1681-1767). Nostalgisch-weiche, verträumte Klänge prägten den ersten Satz grave, schnell und bewegt waren dagegen Mittel- und Schlusssatz. Dabei zeichnete sich die Intonation der jungen Flötistin immer durch eine bestechende Klarheit, aber auch Wärme des Ausdrucks aus. Wie sich beide Instrumente zusammen anhören, zeigten die beiden Musikerinnen in Werken von Gioacchino Rossini, Astor Piazzolla, Vincent Persichetti und Pascal Proust. Im „Andante und Allegro“ nach Motiven von Gioacchino Rossini (1792-1868) setzte die Flöte einen markanten Auftakt. Dann entfaltete die Harfe einen perlenden Klangteppich, über dem sich in weit gespannten Kantilenen die Flötenmelodie entwickelte. Auffallend waren dabei die klare Intonation der Flöte und das subtile, partnerschaftliche Zusammenspiel der beiden jungen Musikerinnen. Langsam-verträumt gestalteten sie den Satz „Café“ aus der „Histoire du Tango pour flûte et harpe“ des argentinischen Komponisten Astor Piazzolla (1921-1992). Zu dieser Zeit war der Tango durch seine rhythmische Komplexität, die Lisa Oefler und Nora-Elisa Kahl souverän meisterten, zu einem Konzerttanz geworden, dem man zum Beispiel aber auch in einem Café gern lauschte. Immer eindringlicher und weit greifender entfaltete sich das Flötenthema, von Lisa Oefler in warmen, dunklen Klängen und fallenden Tonschritten gestaltet, die pendelnden Harfenakkorde bringen eine gewisse laszive Trägheit ins Spiel. Den ganzen Ausdrucksreichtum ihrer Instrumente konnte das Duo in der Serenade Nr. 10 für Flöte und Harfe op.79 des US-amerikanischen Komponisten Vincent Persichetti (1915-1987) zeigen. Jeden einzelnen Satz interpretierten Lisa Oefler und Nora-Elisa Kahl als musikalische Miniatur mit ihrem ureigenen Charakter. Dunkel-aufmüpfige Flötentöne prägten das Allegro, eine liedhaft-lautmalerische Weise das Andante cantabile. Im Allegretto bildeten ätherische Sphärenklänge der Harfe einen Gegenpol zu der lebhaften Flötenmelodie, die sich wie ein Gesprächspartner in das Klangbild einbrachte. Für den begeisterten Applaus bedankten sich die Künstlerinnen mit einem Entr`acte von Jacques Ibert.

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