Kreis Kusel Musikalische Leckerbissen

Boten ein anspruchsvolles Konzert, das ein größeres Publikum verdient gehabt hätte: Oboistin Petra Fluhr, die auch einen Gesangs
Boten ein anspruchsvolles Konzert, das ein größeres Publikum verdient gehabt hätte: Oboistin Petra Fluhr, die auch einen Gesangspart übernahm, und die Gitarristin Heike Matthiesen.

Eine außergewöhnliche musikalische Kombination haben Besucher der „Klassikzeit“ am Sonntag in der evangelischen Kirche in Lauterecken erlebt. Die Frankfurter Gitarristin Heike Matthiesen und Petra Fluhr an der Oboe spielten zeitgenössische südamerikanische Musik. Auf dem Programm standen unter anderen Kompositionen von Astor Piazzolla, Antonio Carlos Jobim und Maximo Djego Pujol.

Wenn es um die klassische Gitarre geht, kommt man an Südamerika nicht vorbei. „Es kommt einfach unglaublich viel gutes Repertoire von diesem Kontinent“, weiß Heike Matthiesen. Eines dieser Stücke, das sie schon seit Beginn ihrer Laufbahn an der Gitarre begleitet, ist das Prélude Nummer 1 von Heitor Villa-Lobos. Das reizvolle Stück des Brasilianers war das einzige Gitarrensolo dieses Abends. Weitere „Leckerbissen“ stammten von Celso Machado. Die kurzen Stückchen des brasilianischen Musikers beschrieben Süßigkeiten aus dessen Heimat, wie Matthiesen verriet. Einen weiteren Titel widmete der zeitgenössische Komponist einer lebhaften Piazza in seinem Herkunftsland, von dem Duo mit viel Spielfreunde vorgetragen. Flöte und Oboe – die zwei Instrumente sind relativ selten zusammen zu hören. Während Flöte und Gitarre eine gängige Kombination ist, gibt es laut Fluhr nur eine Originalkomposition für Oboe und Gitarre. Es handele sich um das Stück „Uirapuru“ des Briten Tom Eastwood. Der Zaunkönig aus den Regenwäldern des Amazonasgebietes ist bei Naturforschern für seine Melodien von verblüffender Musikalität bekannt, und Eastwood interpretiert die Gesänge des Vogels in modernem Gewand. Aus dem 1959 entstandenen Filmdrama „Orfeu Negro“ brachten die Interpretinnen zwei technisch anspruchsvolle Stücke mit Hingabe zu Gehör. Komponiert wurde die Filmmusik von dem Brasilianer Antonio Carlos Jobim, der als einer der Begründer des Bossa Nova bekannt ist. Im ersten Teil des rund anderthalbstündigen Konzertes sang Fluhr zur Gitarrenbegleitung Titel südamerikanischer Komponisten. Darunter war auch „Los Pájaros Perdidos“, eines der bekanntesten Stücke von Astor Piazzolla. Neben melancholischen Kompositionen spielte das Duo zahlreiche lebhafte Titel. Besonders anspruchsvoll war die Suite „Buenos Aires“, in der der argentinische Gitarrist Maximo Djego Pujol vier Stadtteile der Metropole vorstellt. Wie Piazzolla nutzt Pujol den Tango als rhythmisches Stilmittel. Da wird die Gitarre auch mal zur Trommel. Anstelle der Oboe spielte Fluhr hier das Englischhorn, das eine Quinte tiefer gestimmt ist. Die Akustik im Kirchenraum war gut, so dass die Musikerinnen auf künstliche Verstärkung verzichten konnten. Matthiesen und Fluhr arbeiten seit rund zwei Jahren zusammen. Die Gitarristin, die Schülerin von Heinz Teuchert war und unter anderen bei Leo Brouwer Meisterkurse belegte, ist international unterwegs. Fluhr, Oboistin bei der Deutschen Staatsphilharmonie in Ludwigshafen, veranstaltet seit dem Frühjahr in Lauterecken die Reihe „Klassikzeit“. Sie habe nach einer schönen Kirche für ihre Veranstaltungsreihe gesucht, berichtet die Ludwigshafenerin. „Und es sollte auch ein Ort sein, wo noch nicht so viel Klassik angeboten wird“, fügte sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ hinzu. Die Resonanz hätte an diesem Abend allerdings größer sein dürfen. Lediglich ein gutes Dutzend Zuhörer kam in den Genuss dieses außergewöhnlichen und anspruchsvollen Konzertes. Die nächste „Klassikzeit“ in der evangelischen Kirche Lauterecken ist am 22. Oktober um 18 Uhr mit der New-Paltz-Band in pennsylvanisch-deitscher Mundart.

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