Kusel Neue Bürger Kusels kommen aus allen Ecken der Welt

Raman Alklo (rechts) ist nach acht Jahren in Deutschland eingebürgert. Seine Frau Mezgen muss noch darauf warten.
Raman Alklo (rechts) ist nach acht Jahren in Deutschland eingebürgert. Seine Frau Mezgen muss noch darauf warten.

76 neue Deutsche haben am Dienstag feierlich ihre Einbürgerungsurkunde bekommen. Gemeinsam bekannten sie sich zu Staat und Grundgesetz. Die Geschichten der Menschen sind dabei ganz unterschiedlich.

Es ist etwas kühler als draußen an diesem Dienstagnachmittag in der Fritz-Wunderlich-Halle. Vor den Fenstern hängen dicke Planen gegen das Sonnenlicht und vor der Bühne stehen Stuhlreihen, besetzt von allen möglichen Menschen, die an diesem Tag feierlich die Urkunde ihrer Einbürgerung bekommen sollen. Unter ihnen einige Kinder. Auf der Bühne: die Flaggen der EU und Deutschlands, daneben drei Saxofonistinnen der Musikschule Kuseler Musikantenland.

Sie beginnen die Zeremonie mit einem Musikstück. Dann betritt Landrat Otto Rubly (CDU) die Bühne. „Deutschland ist ein Einwanderungsland“, sagt er in seiner Rede. Und dass die Einbürgerung heiße: „Ja, ich bin angekommen in Deutschland.“ Es folgt ein Appell an die Anwesenden, ihre neuen Rechte auch zu nutzen, zum Beispiel in der Lokalpolitik. Danach nochmal Musik und dann – es stehen alle dabei auf – das Bekenntnis zur Verfassung. Wie ein Gebet klingt es, nur dass es statt den Worten eines Psalms die nach Paragraf 16 des Staatsangehörigkeitsgesetzes sind.

Danach wird die Atmosphäre lockerer, denn jetzt werden die Urkunden überreicht. Im Familienverbund oder als Gruppe von Einzelpersonen gehen die neuen Deutschen auf die Bühne, schütteln Hände, bekommen die Einbürgerungsurkunde und ein Exemplar des Grundgesetzes gereicht. Oft wird ein Handy einem Bekannten vor der Bühne gereicht, um Fotos von dem besonderen Moment zu machen. Dabei wird auch wieder klar, wie unterschiedlich Menschen doch sind. Da sind drei junge Frauen aus dem Iran, oder sechs Familienmitglieder aus Syrien, deren Kinder im Anzug Blumensträuße dabeihaben. Eine Mutter mit ihrer Tochter aus Slowenien. Ein kleiner Syrer neben einer großen Kosovarin. Menschen, die heute in Kusel, Altenglan oder Wolfstein leben. Einige wollen die Mitarbeiter der Kreisverwaltung mit auf ihr Bild. Und bei allen gibt es Applaus aus dem Publikum.

Sprache durch Freunde gelernt

Beim abschließenden Singen der Nationalhymne, wieder begleitet von den Saxofonistinnen, ist die Lautstärke dann eher verhalten. Wieder wie in der Kirche singen viele leise mit, bewegen ihre Lippen, doch im Brustton schmettert keiner mit. Trotzdem ist die Freude groß, einige gehen danach direkt zum Sachbearbeiter für Einbürgerungen beim Kreis, Thomas Moritz, und bedanken sich. Auch die Schlange für weitere Fotos auf der Bühne ist lang. Einige andere haben noch Fragen, zum Beispiel wie es jetzt weitergeht bezüglich eines Personalausweises.

Abdullah Abazeed hat sich indes schon für den Umtrunk bereitgestellt. Der 16-Jährige ist einer der heute Eingebürgerten. Eigentlich sei so alles nicht geplant gewesen, erzählt er. 2020 sei er mit Familie nach Deutschland gekommen, nachdem zuerst seine Schwester vor dem Krieg in Syrien und danach sein Bruder vor dem Wehrdienst geflohen war. Dass es Deutschland werden würde, habe er nicht von Anfang an gewusst. Doch er habe schnell Anschluss gefunden, zuerst in der Realschule Altenglan einen Deutschkurs absolviert, dann über dort geschlossene Freundschaften die Sprache weiter gelernt. Jetzt gehe er in Lauterecken auf das Veldenz-Gymnasium – da habe er ohnehin hingewollt, doch es habe dort keine Sprachkurse gegeben. „Und danach werde ich Pilot“, sagt er überzeugt.

Status erleichtert Alltag

Raman Alklo hat indes schon seine Beschäftigung gefunden. Der 30-Jährige aus Syrien kam 2016 mit Frau und Kind nach Deutschland. „Am Anfang war alles schwer, vor allem die Sprache“, erklärt er. Vor drei Jahren erst hätten sich die Dinge verbessert, als er als selbstständiger Transporteur anfing. Mittlerweile beschäftigt er nach eigener Aussage vier Angestellte. Mit der Staatsbürgerschaft, so hoffe er, werde vieles einfacher. „Einen Kredit aufnehmen oder ein Auto kaufen, das ist einfach schwierig, wenn du nur einen Aufenthaltstitel hast“, sagt Alklo. Von seiner Familie ist er der Erste, der eingebürgert wird. Gerade bei seinen Kindern wäre das schwierig, sagt er, denn eines sei während der Flucht im Irak geboren. Geburtsurkunde: Fehlanzeige.

Familie Malygin ist schon seit über zehn Jahren in Deutschland. 2012 waren die Eheleute Nick und Hanna nach Heidelberg gekommen, um Physik zu studieren. Lange blieben sie in der Umgebung, gründeten eine Familie, haben heute drei Töchter und arbeiteten bei SAP beziehungsweise der Universität. 2021 zogen alle fünf nach Herschweiler-Pettersheim. Grund: „Wir wollten mehr in der Natur leben und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Und die Wohnkosten sind im Kreis günstig“, so Nick Malygin. Warum 2024 die Einbürgerung? „Als der Krieg ausgebrochen war, wussten wir, dass wir nicht mehr zurückkehren würden“, sagt Hanna Malygina. Danach ging die Einbürgerung schnell, so Malygina. Im April wurde die Anfrage an die Kreisverwaltung geschrieben, dann sofort der Einbürgerungstest in Kaiserslautern. „Eigentlich eine Formalität“, so die Physikerin. Das Beste an der Staatsbürgerschaft? „Wir müssen jetzt nicht mehr jedes Mal nach Frankfurt, um unsere Ausweise zu verlängern“, so Malygina. Insgesamt: „Ein schönes Gefühl“

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