Wolfstein Redaktion vor Ort: Am Dienstag in Wolfstein

Reben über der Stadt: In Wolfstein wächst auch (wieder) Wein. Im kommenden Jahr wird gefeiert.
Reben über der Stadt: In Wolfstein wächst auch (wieder) Wein. Im kommenden Jahr wird gefeiert.

Die Wolfsteiner finden nicht selten Grund zum Feiern. 2025 steht neben all den längst liebgewonnen Anlässen noch ein besonderer an: Zum 750. Mal jährt sich die Gründung der Stadt. Zehn Monate vorm Jubiläumsfests aber scheint unterm Königsberg nicht nur die Sonne.

Die trüben Schwaden haben sich schon längst verzogen. Doch das Echo der Martinshörner hallt in gewisser Weise nach: Zwar wirkt der einst so beliebte Landgasthof Königsberg mitten im Herzen des Städtchens äußerlich kaum angekratzt. Hinter den noch weitestgehend intakten Fassaden aber hat ein Feuer Verwüstung hinterlassen. Der Brand im einst ersten Haus am Platze wird Folgen haben, die noch kaum absehbar sind. Zumindest dürften die Hoffnungsfunken verglimmt sein, dass gegenüber von Rathaus und Stadtkirche noch einmal ein florierender Gastronomiebetrieb Einzug hält. Vorm Feuer bereits war der Betrieb, inzwischen in Pächter-Händen, heruntergewirtschaftet worden.

Wer den Gasthof rechts und das Rathaus links liegen lässt, stößt nach nicht allzu vielen Schritten auf die Alte Schenke. Die hält in einem windschiefen und wunderschönen Fachwerkhaus noch die Gastronomie-Fahne hoch. Welch ein Glück, sagt Christian Nickel, der dort ab und an gerne einkehrt. Nickel weiß um die Problematik von Gastronomie und Gewerbe – seit Juli ist er Bürgermeister der Stadt, die im kommenden Jahr den 750. Jahrestag ihrer Gründung feiert.

Kleine Stadt, zentrale Rolle

Anno 1275 war Wolfstein auf Geheiß derer von Habsburg gegründet worden. Rudolf I, zwei Jahre zuvor zum römisch-deutschen König gekrönt, verfügte die Gründung, stattete die Siedlung auch sofort mit den Stadtrechten aus und ließ hoch darüber die Feste Neu-Wolfstein errichten. Heute zählt Wolfstein zu den kleinsten Städten im Land.

Die zentrale Rolle aber ist geblieben, wenngleich sich die Stadt einen Verwaltungssitz seit zehn Jahren mit der benachbarten Kleinstadt teilen muss. Die Fusion mit der Verbandsgemeinde Lauterecken hat aber reibungslos funktioniert. Ohnehin spielt die Größe und Verfassung der Gebietskörperschaft für die Menschen eine weniger bedeutende Rolle. Wichtiger ist den Bürgern, wie es sonst so um ihren Lebensmittelpunkt bestellt ist. Was dies nun betrifft, so lässt sich allerdings konstatieren: Die Zentrumsfunktion Wolfsteins hat doch merklich gelitten – vor allem eben den Einzelhandel und die Gastronomieszene betreffend.

Vielseitige Vorzüge und eine recht günstige Lage

Ansonsten hat das Städtchen ja vielschichtige Vorzüge. Die Lage ist verkehrstechnisch sehr gut. Die Bundesstraße führt eng an der Stadt vorbei, die Anbindung wäre exzellent, müsste man nicht um die Verlässlichkeit und so langsam auch um die Zukunft der Lautertalbahn zittern. Freibad, Campingplatz, Jugendherberge sind Pfunde, mit denen zu wuchern ist. Sie tragen vor Ort zur Attraktivität des Freizeit- und Unterhaltungsangebots bei, das auch von den weithin geschätzten Wanderwegen lebt, die das Nordpfälzer Bergland zu bieten hat und die in und um Wolfstein ganz besonders gepflegt werden.

Und: Wolfstein ist gar eine Weinstadt. Gute Tropfen gibt es beispielsweise unter Tage zu kosten, dort, wo einst Bergleute eingefahren sind, um die inneren Schätze des Königsbergs zu gewinnen. Das Besucher-Kalkbergwerk ist weit und breit ein Alleinstellungsmerkmal. An Museen mangelt es ohnehin nicht. Und vor den Toren der Stadt findet sich mit KOB der für längere Zeit sogar größte Arbeitgeber im Landkreis.

Einkaufsmarkt in Sicht

Der inhabergeführte Einzelhandel aber hat gelitten. Die einst reiche Geschäftswelt ist ausgedünnt worden. Auch die Nahversorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs hat Schläge erlitten. Immerhin tut sich auf diesem Sektor etwas: Womöglich gegen Ende des Jubiläumsjahres könnte – so denn ab jetzt alles glatt läuft – ein neuer großer Einkaufsmarkt seine Pforten öffnen. Er soll am Stadteingang unmittelbar bei Bergwerks-Pforte und Bundesstraßen-Einmündung errichtet werden.

Das Projekt zu begleiten, zählt zu den Aufgaben, die Christian Nickel mit seinem neuen Amt sozusagen geerbt hat. Wegbereiter, Verfechter und maßgeblicher Motor war sein Vorgänger Herwart Dilly, der 15 Jahre lang die Stadtgeschicke gelenkt hat. Was den Bürgermeister-Sessel betrifft, herrscht übrigens in Wolfstein eine Kontinuität, die ihresgleichen sucht. Nickel ist erst der dritte Amtsinhaber in nun 40 Jahren. Dillys Vorgänger Gerhard Kirch hat sogar ein Vierteljahrhundert lang die Stadt unterm Königsberg geprägt.

Große Feier fürs vierte Augustwochenende geplant

Demnächst macht Nickel seine „ersten 100 Tage“ voll und wird erstmals eine Bilanz ziehen. An Arbeit aber fehle es nicht, auch angesichts des Jubiläums, das vom 22. bis 24. August 2025 groß gefeiert wird. Der Festausschuss sei schon schwer gefordert. Der Stadtbürgermeister hofft auf rege Beteiligung und Unterstützung der Bürger und der zahlreichen Vereine in der Stadt.

Info

Am Dienstag, 8. Oktober, ist die „Redaktion vor Ort“ in Wolfstein. Sabrina Schreiner, Christian Hamm und Benjamin Ginkel sind von 10 bis 12 Uhr auf dem Rathausvorplatz zu finden. Das RHEINPFALZ-Team freut sich über Besuch am dunkelblauen Pavillon.

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