Thallichtenberg So lief das „Kein Bock auf Nazis“-Festival auf Burg Lichtenberg

Auf dem Weg zur Bühne geht es an Plakaten, Flaggen und Infoständen vorbei.
Auf dem Weg zur Bühne geht es an Plakaten, Flaggen und Infoständen vorbei.

Mit Infoständen und einer musikalischen Breitseite wollen die Veranstalter beim „Kein Bock auf Nazis“-Festival auf Burg Lichtenberg Flagge zeigen gegen Faschismus. Ein Liedermacher würde Björn Höcke gar die Grundrechte entziehen – wenn er könnte.

Seit 2007 bereits findet das „Kein Bock auf Nazis“-Festival statt. Im ersten Jahr ging es noch an der alten Blockhütte in Dennweiler-Frohnbach hoch her, immer mal wieder wechselte der Veranstaltungsort. Seit einiger Zeit werden jedes Jahr auf der Unterburg auf Burg Lichtenberg Bühne und Infostände aufgebaut und Vorträge gehalten, um Menschen generationenübergreifend über Faschismus und dessen Folgen aufzuklären. Das habe auch diesmal „wunderbar funktioniert“, teilt Veranstalter Bastian Drumm mit. Schon am Freitag sei einiges los gewesen.

Am frühen Samstagnachmittag, gegen 14 Uhr, hält sich der Andrang auf dem Gelände noch in Grenzen. Die Besucher verteilen sich an den Infoständen, essen erstmal etwas und trinken Bier und Limonade am Getränkewagen von Wolfram Butz, einem alteingesessenen Kuseler Gastronom. Während aus Richtung Bühne der Soundcheck dröhnt, unterhalten sich die Besucher über Musik und Konzerte aus den vergangenen Jahrzehnten – AC/DC, die Rolling Stones oder Patti Smith. Solche Musik schwingt auch im Hintergrund aus den Boxen mit. Alles scheint locker, tolerant und bunt gemischt.

„Dokter Bauer“ covert „Ton Steine Scherben“

Dann werden Ansprachen gehalten, darunter die Linkenabgeordnete Gökay Akbulut, die Drumm eine Spende übergibt und sich lautstark mittels Mikrofon gegen Sexismus, Rassismus und die Diätenerhöhung des Bundestags ausspricht. Es gibt ein „Awareness-Team“, das den Besuchern auf der Burg einen „Safe Space“ – einen geschützten Raum – für den Fall eines Übergriffs bieten soll. Er halte das für „etwas übertrieben“, kommentiert das ein Besucher. So etwas würde bloß zur weiteren Spaltung der Aktion beitragen.

Gegen 15 Uhr steigt dann „Dokter Bauer“ auf die Bühne. Mit seiner akustischen Gitarre covert er „Ton Steine Scherben“-Songs und Lieder des verstorbenen Frontmanns der Band, Rio Reiser. Der Sound und die Stimme passen, und beim großen Hit von 1986, „König von Deutschland“, setzt Bauer noch einen drauf: In einer hinzugedichteten Textstrophe will Bauer – als König von Deutschland – dem Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Björn Höcke, die Grundrechte entziehen. „Meine allerersten Taten fielen mir nicht schwer, Björn Höcke hätte kein Grundrecht mehr“, singt er. Auch andere AfD-Größen wie Beatrix von Storch und Alice Weidel bekommen ihr Fett weg. Überhaupt: Er würde die Partei abschaffen. Da er nicht „König von Deutschland“ ist, wird’s für „Dokter Bauer“ bei einem Wunsch bleiben – bei einem, den eine Demokratie aushalten muss, wie ein Zuschauer befindet. „Das fällt unter künstlerische Freiheit“, kommentiert er. Bei den meisten Besuchern kommt es jedenfalls gut an und wird bejubelt.

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