Kreis Kusel Unwirklich entrückt

Kantorei und Orchester beim Konzert in der Stadtkirche.
Kantorei und Orchester beim Konzert in der Stadtkirche.

Das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens stand am Sonntagabend im Mittelpunkt des Konzertes der Evangelischen Kantorei Kusel in der Stadtkirche. Unter Leitung von Tobias Markutzik stellte die Kantorei zusammen mit den Solisten Rahel Luserke, Stefanie Ernst, Angela Lösch, Dominik Heil und Dominik Herrmann auch die wenig bekannte Pastoralmesse in F-Dur von Robert Jones und Werke von Johann Sebastian Bach, Bernard Andres, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Michael Glinka vor.

Weich wiegende Rhythmen und innige Klänge charakterisierten die Prélude des Oratorio de Noel op.12 von Saint-Saens (1835-1921). Zusammen mit Tenor Dominik Heil erzählte die Kantorei die Geschichte der Hirten, denen der Engel die Frohe Botschaft bringt. Lautmalerische Schattierungen hob der Chor klangschön hervor; Heils heller, schlank geführter, lyrischer Tenor überzeugte durch Ausdrucksnuancen. Mit beschwörender Eindringlichkeit gestalteten Heil und der Frauenchor der Kantorei das Glaubensbekenntnis zum neugeborenen Heiland. Gruß und Lobpreisungen des Benedictus interpretierten Sopranistin Leserke und Bass Herrmann mit ihren warmen, volltönenden und doch sehr beweglich geführten Stimmen zu zarten Pizzicati der Streicher und einer Harfenweise, sehr subtil gespielt von Clara Dicke. Den dramatischen Ausbruch des „Quare fremuerunt gentes“ gestalteten Kantorei und Orchester in einem Prozess, der sich zu immer größerer Intensität steigerte. Erst ruhige Orgelklänge von Markus Henz befriedeten die erregten Klangwogen. Gewissheit und Zuversicht klangen dagegen aus den ruhigen Erzählungen von Leserke, Heil und Herrmann, die die Göttlichkeit Jesu verkündeten. Die gebrochenen, feinfühlig gespielten Harfenakkorde von Clara Dicke verliehen der Botschaft einen warmen und gleichzeitig unwirklich-entrückten Ausdruck, bis sie in einem langen Orgelliegeton ausklang. Mit klangschönen Halleluja-Rufen fesselte Angela Löschs volle, dunkle Altstimme; in ihre weit gespannten Melodiebögen fielen Leserke, Heil und Herrmann ein, begleitet von durchdringenden, aber malerischen Rufen der Holzbläser. Die unaufdringliche Präsenz des Orchesters, das unter Markutziks differenzierter Leitung einen dezenten Klangteppich wob, unterstrich die Kraft dieser Jubelrufe. Sie steigerten sich dramatisch, um dann in malerische Bläsermotive zu münden, bevor das Werk in einem hoffnungsvoll-bekräftigenden Halleluja ausklang. Der Wechsel zwischen kraftvoller Bewegung und gedämpften Klangfarben ist charakteristisch für die Pastoralmesse von Robert Jones (geboren 1945). Sehr klangschön gestaltete die Kantorei hier das Agnus Dei, dessen aufsteigende, sich aufhellende Melodie in ein ruhig-bewegtes, ausgewogenes Klangbild mündete. Mit zauberhaft vor sich hin träumenden Klängen begeisterte Dicke im Nocturne für Harfe des russischen Komponisten Glinka (1804-1857). Romantische Gefühlswelten und klassische Form begegneten sich in Mendelssohn-Bartholdys (1809-1847) Sinfonia Nr.7 d-Moll. Nach dem temperamentvollen Allegro überzeugte das Orchester in einem langsam-gefühlvollen Satz. Leichte tänzerische Rhythmen prägten das Menuett, bevor das Werk in fallenden Klanglinien ausklang. Die Piece d`Orgue von Johann Sebastian Bach (1685-1750) und Auszüge aus Bernard Andres` (geb. 1941) „Epices“ rundeten ein faszinierendes Konzert ab, das die fast 350 Besucher auf eine weihnachtliche Klangreise mitnahm.

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