Kreis Kusel Zwischen der pfälzischen Prärie und Afrika unterwegs

Ihr Credo: handgemacht und mundgeblasen! Ganz im Sinne der alten Wandermusikanten sind sie wieder auferstanden, die „Wandermusikanten“ um die Zwillingsbrüder Bernhard und Roland Vanecek. Nach zehn Jahren und über 300 Auftritten auf den Straßen der Welt feierten sie nun auf der Waldbühne in Wolfstein ihren Geburtstag. Im Gepäck auch ihr neues Album „Wie Gott uns groovte“.

Mit Richard Strauss’ großartiger Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ schritten die sechs Wandermusikanten am Sonntagmorgen von einer oberhalb der Naturbühne stehenden Holzhütte knapp zehn Stufen quasi zu ihrem Publikum herab. Während die jüngeren der gut 100 Besucher die Klänge eher mit dem Science-Fiction- Film „Odyssee im Weltraum“ verbanden, wähnte sich das übrige Publikum in einem großen Konzertsaal mit mächtigen Orchesterklängen, die das berühmte „Crescendo“ swingend als „ewige Wiederkehr des Gleichen“ zwischen Dur und Moll erleben durfte. Und sofort wurden die Geburtstagsgäste mit der „Pfälzischen Prärie“ wieder geerdet. Da hatte Bernhard Vanecek wirklich gut hingehört, als er das Muhen, Gackern, Blöken und Grunzen seiner aus dem Tierreich kommenden pfälzischen Mitbewohner musikalisch aufarbeitete und zusammen mit seinen Mitspielern zu einem wahren Hörgenuss machte. Noch bevor die tierische Geräuschkulisse erklang, begrüßte Roland Vanecek mit „en scheene gude Morje“ die Zuhörer, die er mit launigen Worten und kleinen Anekdoten durch die fast dreistündige Matinee führte. Wie ein überdimensionales Juwel trug Vanecek dabei sein fast 15 Kilogramm schweres Sousafon, das wie verschmolzen mit seinem Oberkörper schien. Aber auch mit seinen roten Hosen und den Zebrastreifen-Schuhen setzte der Vollblutmusiker wieder einmal modische Akzente. Die musikalischen Akzente setzten die Wandermusikanten allerdings mit ihrem breiten Repertoire, das vom knackigen Jazz, scharfem Funk und Soul, von Klassik bis Pop, von Volks- bis zur Filmmusik, von New Orleans über Lateinamerika bis hin zum Balkan reichte. Seit zehn Jahren habe sich aus dem Geiste der alten Wandermusikanten mit ihrer Idee des freien Musizierens auf der Wanderschaft eine Kultur entwickelt, mit der die „Neuen Wandermusikanten“ bisher mehr als 300 Auftritte im In- und Ausland hatten, verriet Roland Vanecek. Von der ersten Stunde an dabei sind Arne Moos (Snare Drum), Igor Rudytskyy, Florian Wehse (beide Trompete) und natürlich Roland und Bernhard Vanecek (Posaune). Zwei Jahre nach der Gründung stieß der Hauensteiner Thomas Hammer (Percussion) zu der Gruppe, die heute unter den Namen „Wandermusikanten“ auftritt. Auch auf der Waldbühne schafften die Musiker es einmal mehr, den Funken ihrer unbändigen Begeisterung auf das Publikum überspringen zu lassen. „Horch, was kommt von draußen rein“, gepaart mit „Pata Pata“ oder „Brasileiras“ werden ebenso im Ohr nachklingen wie die gesanglichen Einlagen von Florian Wehse (Durst, die Nacht umschlingt Wolfstein), Igor Rudytskyy (Bei mir biste scheen), Arne Moos (El Mariachi) oder die Eigenkomposition von Thomas Hammer, der sich mit „Immer wieder Jazz“ mit einem Megafon in die Herzen der Zuhörer sang. Erst im letzten Drittel des Konzertes fügte sich Mohamed Mansour in den illustren musikalischen Reigen ein. Nicht nur mit seiner „Hang Drum“ erzeugte der Schwarzafrikaner einmalige Schwingungseffekte, auch mit seiner Djembé bereicherte er die musikalische Vielfalt der Gruppe, die gegen Ende des Konzertes mit „Djelem“ nochmals alle Register ihres Könnens zog. Ganz in der Tradition der Wandermusikanten verabschiedeten sich die sieben Musiker von ihrem Publikum, als sie mit fetzigen, aber auch leisen Tönen durch die Reihen der stehend applaudierten Zuschauer marschierten. Nachklingen werden sicherlich die hervorragenden Soli aller Interpreten, die ihre Instrumente nicht nur spielten, sondern lachen, weinen, jubeln und schluchzen ließen...

x