Kreis Südliche Weinstraße Adler-Stadionsprecher erinnert sich an Zeit auf Betze

Hat viel zu erzählen: Udo Scholz.
Hat viel zu erzählen: Udo Scholz.

Der Mann hat viel zu erzählen. In seinem neuen Buch und zu Beginn der Woche im Wirtshaus „Elwetritsch“ in Schweigen. Die Rede ist von Udo Scholz. Ein Name, der jedem Fan des 1. FC Kaiserslautern, der älter als 25 Jahre ist, ein Begriff ist. Auf dem Betze wurde der heute 78-Jährige als Stadionsprecher zu einer Ikone seiner Zunft.

Mit seiner tiefen, klangvollen Stimme begeistert Udo Scholz seit über fünf Jahrzehnten die Menschen in den Stadien und Hallen Deutschlands. Nach Schweigen kam er auf Einladung seines Freundes Thomas Haberer in dessen Restaurant. In seinem Buch „Ein Leben für das Mikrofon“ erzählt Scholz Anekdoten und berichtet über Erlebnisse und Erfolge seiner Sprecherkarriere und seines Wirkens im Showbusiness. Auch Ex-Bundesliga-Kicker Benjamin Auer – unter anderem Mainz und Lautern aktiv – schaute bei der Buchpräsentation mit seiner Frau vorbei. Mit seiner prägnanten Stimme legte Scholz nach kurzem Small Talk los. „Ich lese nicht, ich erzähle“, sagte er augenzwinkernd.

Auch Dortmund an seiner Stimme interessiert

In seiner Jugend war er selbst Fußballer, spielte für höherklassige Amateurvereine als Außenstürmer. Eine schwere Knieverletzung zwang ihn auf die Tribüne. Scholz begann als Stadionsprecher Ergebnisse und Werbeansagen durchzugeben. Nach einem Spiel kam ein Vertreter von Borussia Dortmund zu ihm. Scholz hoffte, bald als Spieler für die Schwarz-Gelben aufzulaufen, doch die Dortmunder waren an seiner Stimme und seinen Sprüchen interessiert. 1961 war das. Ob Meisterschaft, Pokalsieg oder Europacup – Scholz hat viel erlebt in seiner Zeit bei der Borussia. Ein Karrierehöhepunkt war die WM 1974. Bei drei Partien war Scholz als Sprecher im Einsatz, darunter bei der legendären Wasserschlacht von Frankfurt zwischen Deutschland und Polen (1:0). Im Hauptberuf war er als Handelsvertreter im Außendienst tätig. „Meine Firma schickte mich damals in den Süden, wodurch ich in Kontakt mit FCK-Coach Erich Ribbeck kam“, erinnerte sich Scholz an seine Anfangszeit auf dem Betze. In den 1960er- und 1970er-Jahren war Scholz auch im Showgeschäft unterwegs. Begleitete unter anderem Jürgen Drews und den einstigen Kinderstar Heintje bei deren ersten Karriereschritten. Scholz hat viele Größen des Sports und des Showbusiness kennengelernt. Doch der gebürtige Sauerländer hat nie die Bodenhaftung verloren . In über zwei Jahrzehnten in Kaiserslautern wurde Udo Scholz zur „Stimme vom Betzenberg“. Erlebte Hunderte von Spielen, darunter legendäre Partien wie das 7:4 gegen Bayern. Von Scholz stammt auch der Song, der in jedem Bundesliga-Stadion bis heute gegrölt wird: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“. Die Melodie entstammt dem Beatles-Song „Yellow Submarine“.

Gerüchte über Abschied vom Betze

1994 dann der Abschied von den Roten Teufeln, der unter keinem guten Stern stand. Auch darüber berichtet Scholz in seiner Biografie. Auch, weil es noch Gerüchte über seinen Abschied vom Betze gibt. Scholz war damals auch für das FCK-Jahresheft verantwortlich. „Es kam zu ungerechtfertigten Unterstellungen, wonach ich mich am Verein bereichert hätte“, schreibt Scholz. Der damalige Geschäftsführer habe die Druckerei gewechselt, weil es Reklamationen von Inserenten gab und so deren Zahlungen ins Stocken gerieten, erklärt Scholz. Am Ende konnte der Verein alle ausstehenden Gelder einstreichen. Das ließ sich Scholz später bestätigen, wie er in seinem Buch schreibt. Eine Rückkehr zum FCK scheiterte, weil der Kult-Sprecher seine Energie bereits in einen anderen Traditionsklub steckte: die Adler Mannheim. Scholz hatte Eishockey für sich entdeckt und ist seit 1994 Hallensprecher bei den Adlern. Daneben engagiert er sich im sozialen Bereich und hat eine Weinstube in Friedelsheim.

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