Kreis Südliche Weinstraße Allen Landräten zugearbeitet

„Früher wurde in der Kreisverwaltung jeden zweiten Samstag gearbeitet“: Marliese Heintz.
»Früher wurde in der Kreisverwaltung jeden zweiten Samstag gearbeitet«: Marliese Heintz.

Ob der legendäre Verein-SÜW-Begründer Gerhard Schwetje, Walter Link, Gerhard Weber (alle CDU), Theresia Riedmaier (SPD) – Marliese Heintz hat mit allen zu tun gehabt. Auch wenn sich die persönlichen Kontakte sehr in Grenzen hielten. „Ich bin halt nur eine kleine Angestellte“, sagte die gebürtige Landauerin, die inzwischen mit Hund Marisa und Katze Nele in Eschbach heimisch geworden ist. Und jetzt dauert es gar nicht mehr lange, dann wird Dietmar Seefeldt (CDU) ihr nächster „oberster Chef“ sein. Genau genommen hat sie sogar noch mehr Landräte auf ihrem Konto. Denn nach der Schulzeit in Landau war es die Kreisverwaltung Landau, wo inzwischen die Polizei ihr Domizil fand, in der sie ausgebildet wurde. Der damalige Landrat war Friedrich Graß, der zuvor den Kreis Bad Bergzabern führte, einige Zeit noch Landtagsabgeordneter und stellvertretender CDU-Landesvorsitzender war. „Er war damals so knapp über 60 Jahre, als ich dort als Lehrling anfing. Als ich ihm dann einmal Bargeld aus der Kreiskasse besorgen sollte, hatte ich schon einigen Bammel vor der Begegnung. Aber er hat gar nicht gebissen“, erzählt Heintz von ihrer ersten Begegnung mit dem Kreischef. Es war die Zeit, als Lehrlinge, vor allem weibliche, im Berufsalttag vor allem eins machen mussten: „Morgens mit einem Zettel durch die Abteilungen laufen, die Frühstückswünsche aufnotieren und dann beim Bäcker, Metzger und Getränkehändler die Einkäufe tätigen.“ Es war aber auch die Zeit, als männliche Lehrlinge höherwertige Arbeiten verrichten durften und die Mädchen nur als Schreibkräfte eingesetzt wurden. „Als ich damals knapp über 16 Jahre alt war, hat mir das schon gewaltig gestunken“, sagt die heutige Sachbearbeiterin, die sich aber auf die Hinterbeine stellte und nicht alles gefallen ließ. So beispielsweise, als die Jungs später ihre Prüfung absolvieren sollten, damit sie einen sicheren Qualifikationsnachweis in Händen hatten. Doch die Mädchen einfach „ohne“ übernommen werden sollten. „Ich habe damals schon Gene von einer Frauenrechtlerin in mir gehabt und beim Personalchef aufgemuckt.“ Vor allem um anschließende finanzielle Nachteile zu verhindern. Es war auch die Zeit, als es überhaupt keine Probleme gab, am Arbeitsplatz einen gemütlichen Plausch zu führen, manchmal auch einen zu bechern, während der Arbeitszeit zum Arzt oder zum Friseur zu gehen. Wie sagte doch einmal ein gestandener Kollege: „Meine Haare wachsen auch im Dienst, also kann ich sie mir im Dienst schneiden lassen.“ Wie viele Abteilungen Marliese Heintz durchschritten hat, kann sie nicht an zwei Händen abzählen. Was ihr in Erinnerung geblieben ist: Als sie für Jagd und Fischerei zuständig war, begann es plötzlich, in den Zimmern tierisch zu stinken. Es wurde mehrmals alles abgesucht, zunächst ohne Erfolg. Dann stellte sich als Ursache des Übels ein hinter einem Heizkörper versteckter toter Fasan heraus. Wer dafür verantwortlich war? Die Frage konnte nie beantwortet werden. Auch in der Verkehrsabteilung passierte einmal etwas Absonderliches: An einem eigentlich sorgsam verschlossenen Metallschrank, in dem Plaketten und Siegel aufbewahrt wurden, hatten sich Unbekannte zu schaffen gemacht. Kurzerhand entfernte der Abteilungsleiter aus der gegenüberliegenden Mauer einen Stein und installierte eine Kamera. An einer Fußmatte wurde ein Auslöser angebracht. Das Ergebnis: Die einzigen, die den Raum betraten, waren Polizeibeamte bei der Autohalterfeststellung. Der Täter wurde nie gefasst. Was der „kleinen Angestellten“ sonst noch im Gedächtnis haften bleibt: Der Wechsel von Gemütlichkeit zu Hektik, von mechanischen zu elektrischen Schreibmaschinen und dann zu Computern, Mobbing, Freundschaften zu Kollegen wie die dem früheren ÖPNV-Beauftragten Michael Wirth. Im Jahr 2013, nach 48 Dienstjahren, hatte Marliese Heintz mit all dem abgeschlossen und ging in den Ruhestand. Doch nicht für immer: Anfang dieses Jahres kam von Jugendamtsleiter Peter Lerch ein Hilferuf: Personalengpass. Nun ist sie auf einer befristeten Stelle wieder im Amt, in der Elterngeldstelle.

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