Kreis Südliche Weinstraße Alten Rebsorten auf der Spur

Das Institut für Rebenzüchtung Geil-weilerhof in Siebeldingen und der Verein Südliche Weinstraße Landau-Land hatten zu einer Wein-Zeitreise gerufen, und mehr als 300 Besucher kamen. Das Motto „Wissen schafft Genuss“ war schnell durch „Weingenuss und tropische Nächte“ ersetzt. Weinbaupräsident Edwin Schrank sprach ebenso wie der Direktor des Instituts, Reinhard Töpfer, und der Vorsitzende des Vereins Südliche Weinstraße Landau-Land, Bürgermeister Torsten Blank (SPD), von einem tollen Abend, über den man noch eine ganze Weile reden werde. Unter den Gästen waren auch die Deutsche Weinprinzessin Judith Dorst aus Wörrstadt und SÜW-Weinprinzessin Friederike Klein aus Siebeldingen. Im historischen Ambiente der ehemaligen Klosteranlage war es möglich, Weine von früher, heute und morgen zu verkosten. Die Aromen, Geschmacksrichtungen, Eigenarten und Charaktere ließen keine Wünsche offen. Es war ein einzigartiges Geschmackserlebnis und jede Entdeckung war für den neugierigen Besucher gleichzeitig Anregung. „Wir haben faszinierende Weine probiert“, war immer wieder an den Tischen und Ausschankstellen zu hören. Und: „Es hat noch nie so viele gute Weine gegeben wie heute“. „Wir wollen uralte Rebsorten für die Nachwelt erhalten und sie vor dem Aussterben bewahren“, sagte Hartmut Hüther vom Weingut Kerth-Hüther Herrenbergerhof in Birkweiler im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Der Winzerbetrieb war auch seiner Mittelalter-Rebsorte „Weißer Heunisch“ bei der „Nacht der Weinforscher“ vertreten. Der Betrieb baut die alte Rebsorte mit dem einzigartigen Geschmack seit Jahren in der Weinlage „Keschdebusch“ an. Es gebe Kunden, die eigens wegen der Weine dieser Rebsorte anreisen, sagte Hüther. Die alte Landrebsorte aus dem frühen Mittelalter deutet auf die Hunnen hin, die in der Zeit der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert nach Christus den „Heunisch“ von Osten über die Donau nach Mitteleuropa gebracht haben sollen, wo er zur am häufigsten angepflanzten Rebsorte wurde. Um zu sehen, was mit den historischen Rebsorten und dem aktuellen Weinwissen zu erzeugen ist, machten die Besucher auch Bekanntschaft mit dem weitgehend unbekannten „Roten Riesling“, „Blauen Silvaner“, „Roten Gutedel“ oder „Gänsfüßer“. Der „Rote Riesling“ gilt als Urform des Rieslings. Es ist davon auszugehen, dass er aus einer ehemaligen Mutation des weißen Rieslings hervorgegangen ist. Er unterscheidet sich vom weißen Riesling nur durch die rötliche Beerenfarbe. Der „Rote Gutedel“ präsentierte sich als leichter, süffiger, frischer und fruchtbetonter Weißwein mit schöner Balance von Frucht und Struktur. Zumindest als Nischenprodukte liegen die alten Rebsorten im Trend. Immer neue Variationen längst vergessener Sorten werden aufgestöbert und die Weine landen im Glas – interessant auch vor dem Hintergrund des Klimawandels. Mit Rebsorten von morgen beschäftigten sich die Weingenuss-Experten beispielsweise bei der Rebsorte „Calardis blanc“, einem fruchtigen Weißwein mit feinwürzigem Bukett. Er ist entstanden aus einer Kreuzung zwischen Bacchus x Seyval und Seyve Villard 39-639. Nach der Zeitreise kehrten die Weinforscher mit neuen Erkenntnissen zu den derzeit typischen Pfälzer Weinen wie dem guten alten Riesling zurück. Sie hielten es mit Joachim Ringelnatz: „Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind die, aus denen man trinkt“. Kulinarisch begleitet wurde die Veranstaltung von den Versuchungen des Hotels Prinzregent in Edenkoben. Für den krönenden Abschluss standen Schlemmerstände mit Desserts und Käse bereit. Nicht nur das historische Ensemble des Geilweilerhofs sorgte trotz der Hitze für eine angenehme Stimmung, sondern auch die „Grupo Andaré“ mit ihren lateinamerikanischen Klängen sowie die Coverband „Zeitlos“. Bei einer Nacht, die deutlich machte, wie geschmackvoll und spannend sich Wissensdurst und Lebenslust verbinden lassen. (som)

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