Kreis Südliche Weinstraße Anders, aber einstimmig

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Die 53-jährige Bad Bergzabernerin hebt das Glas mit Sprudel und Zitrone und ruft „Vielen Dank“ in die U-förmige Runde, die eher einer Geburtstagsfeier denn einer Nominierungsversammlung gleicht. Gerade ist ihr von der Auszählerin Andrea Klein das Ergebnis präsentiert worden. 20 Ja-Stimmen, zwei Enthaltungen. Doch zuvor musste erst jeder Wahlberechtigte seinen Zettel selbst ausfüllen, gut beobachtet vom Tischbachbarn. Für das Einsammeln der für die Kandidatur bei der Landratswahl am 11. Juni so wichtigen Papiere gab es keinen geschlossenen Behälter, also musste ein beim Wirt besorgter Brotkorb als Ersatz herhalten. Doch der Reihe nach beim großen Alles anders: Kaum war der Landtagsabgeordnete Fred Konrad (Zweibrücken) als Versammlungsleiter installiert, gab es leise Zweifel an der Anwesenheitsliste. Sogar die Bewerberin musste ihre Unterschrift nachholen. Dann Stille, als um einen Personalvorschlag gebeten wurde. „Einer muss das machen“, forderte der Versammlungsleiter die Parteifreunde zu Aktivität im Sinne der Formalien auf. Ulrich Teichmann erbarmte sich und schlug Bärbel Conrad vor. Nun war endlich die Stunde der gelernten Ergotherapeutin, derzeit in Dahn Leiterin eines Wohnheims für psychisch beeinträchtigte Erwachsene, gekommen. Mutter von drei erwachsenen Kindern, 20 Jahre in Hauenstein gelebt, dort für die Grünen in der Kommunalpolitik aktiv. Bei der dortigen DLRG beim Schwimmunterricht engagiert. Mountainbike-Fan. Etwas verschämt gestand sie, gerne mit einem Motorrad unterwegs zu sein. „Ich weiß, das ist nicht unbedingt ein grünes Thema.“ Sich selbst einzuordnen, das kam Conrad schnell über die Lippen: geduldig, ausdauernd („Ich lasse mich nicht abhängen“), Klarheit in der Haltung, Anhängerin eines lösungsorientierten Arbeitens. Ihr Wahlprogramm eröffnete sie mit dem Thema Klimaschutz/Erneuerbare Energien. Es gebe im sonnenreichen Kreis SÜW zu wenig Fotovoltaik auf Dächern, sie vermisse ein einheitliches Konzept – und einen Klimaschutzmanager, „damit die Verbandsgemeinden nicht allein gelassen sind“. Hier würden Fördermittel nicht ausgeschöpft. Weitere Schwerpunktthemen: Bei der Geothermie ist sie gegen Großtechnologie, die nicht beherrschbar sei. Beim schnellen Internet sollte sich der Kreis nicht abhängen lassen. Die Koordination zwischen Kreis und Verbandsgemeinden müsse besser werden. Die Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums sei zu sichern. Die Wirtschaftsfaktoren Tourismus und Weinbau sollten unter dem Ökosiegel verknüpft werden. Bei der Kreisverwaltung müssten die Strukturen auf den Prüfstand gestellt werden. Für den Abfall-Zweckverband fordert sie bessere Bedingungen. Sie ist gegen den Ausbau der B 10, der eine große Staubelastung mit sich bringe. Hier gelte es, den Transitverkehr zu verhindern und eine Maut einzuführen. Sie will Verbesserungen beim Öffentlichen Personennahverkehr und einen doppelgleisigen Ausbau Winden-Wörth. Auch sollte das Radwegenetz im Interesse der Pendler ausgebaut werden. Sie plädiert dafür, Bildung auf Integration auszurichten. Bei der Aussprache wurde auch die knifflige Frage gestellt, wie es sich Bärbel Conrad vorstelle, als absoluter Neuling eine große Verwaltung zu leiten. Ihre Antwort kam postwendend: „Ich lasse mich gerne beraten, arbeite mich gerne in neue Materien ein, um mir dann ein Bild zu machen.“ Außerdem verfüge sie über genug Teamleitungs-Erfahrung.

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