Annweiler Auffälliges Visier von Ritterhelm einst im Wald gefunden

Museumsleiter Sven Gütermann mit dem Neuzugang, dem Visier eines Ritterhelms.
Museumsleiter Sven Gütermann mit dem Neuzugang, dem Visier eines Ritterhelms.

Mit einem nicht alltäglichen Ausstellungsstück kann seit Kurzem das Museum unterm Trifels in Annweiler aufwarten: Gezeigt wird das Visier einer sogenannten Hundsgugel, das Museumsleiter Sven Gütermann als Leihgabe des Historischen Museums in Speyer bekommen hat.

Hundsgugeln entstanden aus den zuvor ohne Visier gebräuchlichen Beckenhauben und sind bis über Hals und Nacken herabgezogene Helme, die von den Rittern des späten Mittelalters im Turnier und im Zweikampf getragen wurden. Das Visier sollte das Gesicht schützen. Es war beweglich mit Scharnieren an den Seiten oder an der Oberkante des Helms befestigt, lief nach vorne spitz zu und ähnelte somit einer Hundeschnauze – daher der erste Bestandteil des Namens.

Im Gegensatz zu den flachen Visieren an den zuvor verwendeten Topfhelmen, die lediglich hochgeklappt wurden, ließ sich das Visier über die Stirn bis auf die Helmoberseite hochschieben. Heruntergeklappt gewährte es durch seine eigentümliche Form dem Helmträger im Kampf ausreichend Luft zum Atmen.

Fundstück aus dem Wald

Eine Gugel nannte man im Mittelalter eine spitzzulaufende kapuzenartige Kopfbedeckung. Ähnlich sieht auch die Hundsgugel aus. Schwertschläge ließen sich bei einer solchen Helmform erheblich abmildern. Bei dem Exponat aus Speyer ist lediglich das Visier erhalten.

Interessant findet Gütermann den Fundort seines Ausstellungsstücks. 1872 fand ein Forstmeister das Visier nämlich nahe der Burg Trifels. Er schenkte es dem Museum in Speyer, wo es seither aufbewahrt wird. Der dazu gehörende Helm war offensichtlich nicht mehr auffindbar. Das Visier ist an der linken Seite beschädigt worden, möglicherweise durch einen Schwerthieb, der es vom Helm abgetrennt hatte. Es wird vermutet, dass die nun in einer Vitrine des Museums in Annweiler ausgestellte Hundsgugel aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt.

Damit sich auch Kinder beim Museumsbesuch eine Vorstellung von einem Helm mit Klappvisier machen können, hat Museumsleiter Gütermann die passende Playmobil-Ritterfigur seines Söhnchens mit in die Vitrine geschmuggelt.

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