Bad Bergzabern Aus verwahrlostem Garten wird Kleinod

Lieben ihr Gartenprojekt (von links): Eva Hiepler, Simone Feldmann, Peter Moster und Berta Dubois.
Lieben ihr Gartenprojekt (von links): Eva Hiepler, Simone Feldmann, Peter Moster und Berta Dubois.

In der Coronazeit hat es angefangen, als nicht nur Simone Feldmann und Peter Moster die Decke auf den Kopf fiel. Das Paar pachtete einen Garten und legte los. Am Ende stand mehr als die Ernte von Obst und Gemüse.

Er ist mittlerweile ein Blickfang, der Garten an der Ecke Pfarrgasse/Leopoldstraße im historischen Stadtkern von Bad Bergzabern. Und er ist manchmal auch Teil der Stadtführungen. Die Fläche ist mit 550 Quadratmetern für einen Garten beachtlich, 350 Quadratmeter davon gehören der Stadt, 200 einer Privatperson, die weit weg wohnt, aber durch ihren in Bad Bergzabern beerdigten Großvater einen Bezug zur Kurstadt hat. „Während Corona sind wir immer an diesem damals verwahrlosten Garten vorbeigelaufen“, erzählt Simone Feldmann aus Bad Bergzabern. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Peter Moster hat sie dann 2021 den Garten gepachtet. Beide hatten keine Ahnung von Obst und Gemüse, aber eine Aufgabe. Und zwar eine gewaltige. Aber sie waren froh, etwas zu tun zu haben, auch als Teil ihrer Therapie, schwere Schicksalsschläge zu verkraften. „Wir brauchten einen Ausgleich“, sagen sie. Nicht wenige gesundheitliche Probleme machten und machen beiden psychisch sehr zu schaffen. Und Simone Feldmann muss einen tragischen Verlust in ihrer Familie verkraften.

Aufgeben ist keine Option

Zur Gartengemeinschaft kam Eva Hiepler aus Vorderweidenthal dazu, sie kannte Peter Moster seit seiner Kindheit. Seit einem halben Jahr kann sie wegen körperlicher Einschränkungen nicht mehr mitarbeiten, aber aufgeben ist keine Option. Sie hat andere Aufgaben wie die Planung des Gartens übernommen. Dafür hilft derzeit das jüngste Mitglied mit, ihre achtjährige Enkelin Melina, die in den Ferien bei der Oma zu Besuch ist. Ihr macht es sichtlich Spaß in das Tipi aus blühenden Stangenbohnen zu krabbeln und das Unkraut zu entfernen, das sie dann ganz stolz zeigt. Die Vierte im Gartenprojekt-Bund ist Berta Dubois aus Barbelroth, eine langjährige Bekannte von Simone Feldmann. Kurzum, die vier haben sich gefunden und sind nicht nur eine Garten-, sondern auch eine Schicksalsgemeinschaft. 51 Jahre alt ist Peter Moster, die Älteste ist 75 Jahre.

Doch zurück zu den Anfängen, die heute angesichts des gepflegten Gartens mit viel Gemüse, Obst und Blumen niemand mehr vermutet. Zunächst musste das Grundstück entrümpelt und vom Wildwuchs befreit werden. „Freunde haben uns geholfen, allein hätten wir das nicht geschafft“, erinnern sich Simone Feldmann und Peter Moster. Denn gesundheitliche Probleme zwingen sie immer wieder zu unfreiwilligen Pausen. Nach einem guten Jahr war die „Räumung“ beendet. Gleichzeitig war geplant worden, denn keiner hatte Ahnung davon, wie man Obst und Gemüse anbaut oder gar einen Garten anlegt. Das Internet war in diesem Fall hilfreich. Auch eine hochbetagte Dame aus der Nachbarschaft, die zu Beginn wertvolle Tipps gegeben hatte, aber schon lange nicht mehr kommen kann. Der Gartenplan wurde zunächst auf Papier festgehalten und nach und nach umgesetzt.

„Das mit den Tigerschnecken stimmt“

Zunächst wurden Wege angelegt und eine Sandsteinmauer gebaut. Dann wurden die Beete bepflanzt, die ausschließlich mit Brennnesseljauche, Urgesteinsmehl und Hornspänen gedüngt werden. „Das mit den Tigerschnecken stimmt“, freut sich Simone Feldmann. Sie hätten sie zu Hause gesammelt, im Garten ausgesetzt und keine Plage der roten Schnecken gehabt, die ganze Gärten kahl fressen. Mittlerweile sind die vier regelrechte Profis in ihrem Garten und zeigen stolz das Erreichte. Tomaten, Paprika, Salat, Lauch und Peperoni wachsen als Mischkultur im Gewächshaus. Die Gurkenernte ist mehr als üppig, die Stangenbohnen versprechen ebenso eine reiche Ernte. Ob Rote Bete, Mangold, Kohlrabi, Salat, Auberginen, Karotten oder Zucchini – die Ernte belohnt in diesem Jahr den fast täglichen Einsatz. Himbeersträucher, Pflaumenbaum, Feigenbaum und eine Weinrebe tragen ebenfalls Früchte. Kürbisse ranken sich an Holzpaletten hoch. Es gibt eine Blumenwiese für die Bienen und ein Kräuterbeet fehlt auch nicht.

Wichtig ist der Austausch miteinander

Feste oder verabredete Arbeitszeiten hat das Team nicht. Jeder kommt, wann er will, aber sie treffen sich auch auf diese Weise meistens. Und einer bringt immer Kaffee mit. Denn die Geselligkeit, die Erholung und der Austausch miteinander sind allen wichtig. Auch die Fröhlichkeit kommt in dieser Runde nicht zu kurz. „Wir haben auch schon zusammen gesungen und die Menschen, die vorbeigingen haben mitgesungen“, erzählen die vier. Den Gesang bereichert auch eine Amsel, die bereits im zweiten Jahr Teil des Gartens ist. „Die kann man bald streicheln, so nah kommt sie“, erzählt Simone Feldmann.

Das Regenwasser wird zum Gießen in großen Behältern aufgefangen. Inzwischen hat das Team auch einen Einmachapparat und Gläser für die üppige Ernte angeschafft. Fürs Auge wurden ein alter Holzpflug aus Dernbach in Szene gesetzt und Gipsfiguren, die eine alte Dame abgegeben hat. Eine Gärtnerin, die eine Schubkarre schiebt, steht jetzt in einem mit Steinen eingefassten Rondell. Ein Sandsteinbrunnen mit Schwengelpumpe funktioniert zwar nicht mehr, ziert aber das Grundstück. Es ist spürbar, dass die vier Gartenfreunde nicht nur Spaß an der Arbeit, sondern auch Spaß an der Gemeinschaft haben.

Es gibt auch eine Blumenwiese für die Bienen.
Es gibt auch eine Blumenwiese für die Bienen.
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