Kreis Südliche Weinstraße Beim Engel drängt die Zeit

Im Obergeschoss des Engels soll nach dem Willen des Landesrechnungshofs doch noch Platz für eine Wohnung geschaffen werden.
Im Obergeschoss des Engels soll nach dem Willen des Landesrechnungshofs doch noch Platz für eine Wohnung geschaffen werden.

„Wir müssen beim Engel jetzt endlich vorankommen“, sagt Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig (CDU). Schon seit Jahren stockt die Sanierung des zwischen 1556 und 1579 erbauten Renaissance-Gebäudes. Im Erdgeschoss war früher eine Gaststätte eingerichtet, seit Anfang 2014 stehen die Räume leer. In der jüngsten Sitzung war Ludwig vom Stadtrat beauftragt worden, das Gespräch mit dem Innenministerium in Mainz und dem Landesrechnungshof in Speyer zu suchen. In Speyer war Ludwig in der vergangenen Woche, in Begleitung von Stadtplaner Hans Dennhardt. „Das Gespräch mit dem Landesrechnungshof war ausgesprochen konstruktiv, die wollen uns nichts Böses“, betont Ludwig. Wie berichtet, stehen derzeit zwei Varianten zur Disposition: Die eine Variante geht vom Erhalt der Gaststätte aus. 2016 hatte der Stadtrat beschlossen, dass der Engel auf jeden Fall im Besitz der Stadt bleiben soll, und dass auch in Zukunft im Erdgeschoss eine Gaststätte betrieben werden soll. Die zweite Variante verzichtet auf die Gastronomie, was Platz für den Umzug des Tourismusbüros aus dem Haus des Gastes in den Engel schaffen würde. „Für den Rechnungshof kommt nur die zweite Variante in Frage, das hat man uns noch einmal deutlich gemacht“, berichtet Ludwig, „eine Gaststätte werde auf keinen Fall bezuschusst, hat man uns gesagt.“ Nachdem der Tourismusverein inzwischen Bereitschaft signalisiert hat, sein Tourismusbüro in den Engel zu verlegen, haben Stadtplaner Dennhardt und Architekt Kristoph Rheinwalt ein Funktionskonzept erstellt, das sie Mitte März im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt haben (RHEINPFALZ vom 16. März). Demnach wäre im Erdgeschoss ausreichend Platz für die Tourist-Information und das Büro des Geschäftsführers des Tourismusvereins. Ein „Blickfang“ mit ausgesuchten Exponaten soll auf das Stadtmuseum im ersten Obergeschoss hinweisen. Kein Platz ist mehr für Wohnungen vorgesehen, die der Rechnungshof gefordert hatte. „Von der Idee mit den Wohnungen ist der Rechnungshof noch nicht ganz abgerückt“, sagt Dennhardt. Für eine rund 90 Quadratmeter große Wohnung im ersten Obergeschoss soll nun doch noch Platz sein. Dennhardt hat inzwischen umgeplant. Dort, wo im Museum Platz für die Geschichte des „Gesundheitsstandorts Bad Bergzabern“ eingeplant war, soll nun eine Wohnung gebaut werden. „Exklusives Wohnen“ nennt das Dennhardt. „Das Thema Gesundheitsstandort Bad Bergzabern könnten wir in die Therme verlegen, dort passt es auch ganz gut hin“, meint Ludwig. Dennhardt hat inzwischen auch einen Platz für den geforderten Aufzug gefunden: im Foyer, neben dem barrierefreien Eingang. Barrierefreiheit ist eine Grundvoraussetzung für die Gewährung von Zuschüssen. In der nächsten oder übernächsten Woche will Ludwig nach Mainz fahren, um im Innenministerium für die Pläne und um Zuschüsse zu werben. Danach muss der Stadtrat entscheiden. Unter anderem müsste er seinen Beschluss für den Erhalt der Gaststätte aufheben. „In der Sitzung Ende Mai soll das Thema auf die Tagesordnung“, kündigt der Stadtbürgermeister an. Dass die bevorstehende Diskussion im Stadtrat durchaus kontrovers geführt werden dürfte, deutete sich bereits in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch an. Nachdem Ludwig kurz über sein Gespräch mit dem Landesrechnungshof informiert hatte, meldete sich Hermann Augspurger (FWG) zu Wort. „Mich würde einmal interessieren, auf welcher rechtlichen Grundlage der Rechnungshof argumentiert“, sagte Augspurger. „Wenn eine Weinstube nicht gefördert wird, ist das die eine Seite. Es kann aber doch nicht sein, dass das bedeutet, dass auch alle andere Arbeiten an dem Gebäude nicht gefördert werden“, so Augspurger. Ludwig will vor der Stadtratssitzung die rechtlichen Fragen klären.

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