Kreis Südliche Weinstraße Der Meister geht

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Herxheim

. In Herxheim und im Schmelztiegel um das Großdorf gibt es wohl niemanden, der ihn nicht kennt. Und nicht irgendeine schöne oder witzige Erinnerung mit ihm verbindet. Günter Alexander ist eine Marke. Nicht nur wegen seines markanten Schnurres, den er seit Jahrzehnten jeden Morgen zwirbelt. Der Betriebsleiter und Schwimmmeister war 28 Jahre lang die gute Seele des Herxheimer Waldfreibades. Jetzt ruft der Ruhestand. Vergangenen Freitag, einen Tag vor Beginn der Freibadsaison in Herxheim, hatte Alexander seinen letzten Arbeitstag. Während die riesige Schutzplane noch über dem 50-Meter-Becken ausgebreitet ist, legt das Badteam letzte Handgriffe an. Hier werden noch Fugen erneuert, dort der Boden aufgelockert. Einen Tag später muss alles bereit sein, wenn die hartgesottenen Schwimmer auch bei nass-kaltem Wetter ihre Bahnen durchs Wasser ziehen. Der 62-jährige Alexander steht vor dem Schwimmmeisterraum. Dort, wo er fast drei Jahrzehnte lang hingehörte. Dort, wo ihn Tausende von Badbesucher angetroffen haben, in der Regel mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Auch heute ist Alexander gut drauf. In wenigen Stunden geht’s für ihn mit Frau und Freunden zum Wandern auf den Feldberg. Nur eines der Hobbys des leidenschaftlichen Triathleten. Dafür hat er künftig ganz viel Zeit. Nach 40 Jahren in dem Job genießt der gelernte Schlosser es, auch mal im Sommer verreisen zu können. „Ich hab’ aber nicht die Tage gezählt, bis es vorbei ist.“ Der Gedanke, das Schwimmbad so ganz hinter sich zu lassen, macht Alexander schon wehmütig. Denn er wird hier nur noch selten vorbeischauen. In den kommenden Wochen, um sich von seinen liebgewonnenen Badegästen zu verabschieden. Danach nur noch dann, wenn seine Hilfe benötigt wird. „Ich weiß noch aus der Zeit, als ich hier angefangen habe, dass es besser ist, einen klaren Schnitt zu machen“, sagt Alexander. Sein Vorgänger Erich Steverding habe es damals genauso gemacht. Alexander hatte freie Hand, das Bad in der Sankt-Christophorus-Straße in eigenem Sinne weiterzuführen. Und diese Freiheit will er auch Steffen Wetzel lassen, der am Samstag den Job als Betriebsleiter übernommen hat. Ihm das Zepter zu überlassen, fällt Alexander nicht schwer: „Steffen ist seit sieben Jahren hier. Es war früh klar, dass er der richtige Mann für die Leitung ist.“ Als Betriebsleiter gilt es, auch mal hartnäckig zu sein. So wie Alexander in Sachen Breitwasserrutsche, für die er lange gekämpft hat. „Elmar Weiller hat mal gesagt, dass er mit dieser Rutsche schwanger gegangen ist“, erinnert sich Alexander an eine Aussage des Ex-Bürgermeisters. Am liebsten erinnert er sich an das gemeinsame Frühstück nach dem nächtlichen Zwölf-Stunden-Schwimmen. Oder an die vielen Open-Air-Konzerte. Für ihn sei der Job nie Belastung gewesen, er fuhr immer gerne „runter“ nach Herxheim, zu seiner großen Familie. Das merkten ihm die Besucher auch immer an. Kaum ein Zugezogener ist im Dorf so beliebt wie der Mann aus Klingen. Von sich selbst würde er das nie behaupten. Er sagt dazu nur: „Wenn man seinen Beruf liebt, dann macht man ihn auch gut.“ Und dass man selbst immer nur so gut sei wie das Team. Humor und Gutherzigkeit gehören aber schon auch dazu. Bei den Badegästen bleiben Erinnerungen, wie Alexander ein verängstigtes Mädchen fürs Schwimmabzeichen aufs Drei-Meter-Brett begleitete, ihre Hand nahm, und ihr so lange gut zuredete, bis sie sprang. Oder das von ihm verfasste Zertifikat für einen Kraulkurs-Teilnehmer, in dem steht: „Eigentlich bekam er vom Arzt Schonzeit verordnet. Ab und zu ein Schluck Badewasser hat anscheinend heilende Wirkung.“ Mehr als 3000 Menschen hat Alexander das Schwimmen oder Kraulen beigebracht. Im Rebmeerbad in Bad Bergzabern wird er auch im Winter noch Kurse geben. Mit der Zeit sei er auf jeden Fall nachsichtiger geworden, sagt Alexander. Wo es früher noch Badeverbote für aufmüpfige Jugendliche hagelte, wenn sie etwa das Wasser auf der großen Rutsche gestaut hatten, mussten sie zuletzt Straf-Liegestütze machen. „Das ist dann für alle Beteiligten lustig.“ Verabschiedet hat sich Günter Alexander kürzlich schon bei einer Feier von all jenen, mit denen er in den vergangenen Jahrzehnten gut zusammengearbeitet hat – mit den eigenen Kollegen und denen der Orts- und Verbandsgemeinde, des Bauhofs und des E-Werks in Herxheim. Und jetzt erst mal lange ausschlafen? „Ich bin kein Langschläfer. Aber ich werde es in vollen Zügen genießen, morgens mit meinem Kaffee und meiner RHEINPFALZ auf der Terrasse sitzen bleiben zu können, so lange ich will.“

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