Kreis Südliche Weinstraße Der Stoff, aus dem die Träume sind

«Pleisweiler-Oberhofen.»„Ich bin dort, um normale Leute kennenzulernen“, sagt Max Gerstenmeyer aus Pleisweiler-Oberhofen. Der 28-Jährige unterrichtet in Kunming, Südchina, Englisch. Derzeit ist er in der Heimat, um sein Start-up mit T-Shirts, die er entwirft, voranzubringen. Sein Ziel: Die Pfalz und China zusammenzubringen.

„Auf Leute zugehen, interessiert und für ziemlich vieles offen sein“ – so beschreibt sich Max Gerstenmeyer. 2008 hat er am Alfred-Grosser-Gymnasium in Bad Bergzabern das Abitur gemacht, dann ging er ein Jahr auf Reisen nach Südostasien. „Ich wollte was machen, das mit Asien und Sprachen zu tun hat“, sagt er zu seinem Entschluss, Sinologie und Ethnologie in Freiburg zu studieren. „Oh Gott“, sagt er, als er sich an seinen ersten Aufenthalt in China, genauer in Shanghai, erinnert. Überall zwar meist nette Menschen, aber schlechte Luft, Smog, man habe kaum den blauen Himmel gesehen. Ein Kontrastprogramm zur beschaulichen Südpfalz. Während des Studiums war Gerstenmeyer ein Jahr in Peking, um Chinesisch zu lernen. „Man braucht 4500 Schriftzeichen, um einen einfachen Text zu lesen“, sagt er. 50.000 Schriftzeichen gebe es insgesamt, die beherrschten aber auch nicht viele Chinesen. Zudem mache der Ton das Verständnis aus. Ein Wort zwar richtig, aber in der falschen Tonlage ausgesprochen, werde nicht verstanden. 2016, nach dem Studium, nahm der junge Mann aus Pleisweiler-Oberhofen in Kunming in der Provinz Yunnan eine Stelle als Englischlehrer an einer Privatschule an. Die Bewerbung lief online, das Bewerbungsgespräch über Skype. Die Stadt hat fast sieben Millionen Einwohner, Gerstenmeyer wohnte 15 Autominuten entfernt. In einer ländlichen Idylle, in der die Stadt nicht zu sehen war, 2300 Meter hoch an einem See gelegen. „Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber es ist ein bisschen wie zu Hause“, sagt er. Seine Mitbewohner waren Mark aus Manchester, Jason aus Orlando und die chinesische Künstlerin Xiaoxi. 70 Euro Miete warm zahlte jeder. Max unterrichtet in Kunming Kinder und Erwachsene von drei bis 55 Jahren. Die Klassen werden nach Wissenstand zusammengestellt, alle Generationen sind daher in einer Klasse vertreten. Die Motivation der Chinesen, Englisch zu lernen, sei unterschiedlich, sagt er. „Einige haben viel Geld und machen es aus Prestige. Die Kinder werden von ihren Eltern geschickt, manche kommen aus beruflichen Gründen, andere wollen einfach ein bisschen Englisch lernen“, sagt er. Es gebe Vierjährige, die richtig gut seien, manche Erwachsene kämen zwei Jahre in den Unterricht und seien schlecht. „Ich bin da, um die ganz normalen Leute kennenzulernen“, sagt Gerstenmeyer zu den politischen Verhältnissen in China. Über viele Dinge könne man öffentlich oder am Telefon nicht sprechen. Seit einigen Monaten ist er wieder in Pleisweiler-Oberhofen, um sein neu gegründetes Unternehmen voranzubringen. Er entwirft T-Shirts und Taschen, die bei Nick, einem thailändischen Freund in Bangkok, genäht werden. „Er hat zwei Näherinnen angestellt, die anständig bezahlt werden“, erzählt der Jungunternehmer. „Die T-Shirts sind farbenfroh und ausgefallen, für Leute, die sich was trauen. Man macht eine gute Figur und es besteht keine Verwechslungsgefahr.“ In diesem Jahr hat er sie auf Festivals oder auf Messen wie „Deine Eigenart“ oder dem „Stijl-Markt“ in München, Regensburg oder Mainz präsentiert. „Die Resonanz ist super, obwohl farbenfrohe Klamotten gerade nicht so angesagt sind“, erzählt er. Im kommenden Jahr will Gerstenmeyer wieder nach China zurück. Sein Traum: eine Wein- und Kunstbar in Kunming. Weinsensorikseminare hat er schon besucht. Die Idee liegt nahe, wenn man aus der Südpfalz kommt und eine Tante hat, die Evi Ullrich-Friedrich heißt und ein Weingut in Pleisweiler-Oberhofen hat. Ein halbes Jahr in der Pfalz und ein halbes Jahr in Kunming ist die Idealvorstellung von Gerstenmeyer. „Ich bewege mich in die Richtung“, sagt er zur Verwirklichung seiner Pläne. Aber jetzt muss er los, der Flieger nach Moskau wartet. Dort besucht er einen Freund, anschließend will er noch nach Lettland und Estland. „Ich will alle Länder sehen“, sagt er. Nicht zu vergessen die Freundin in Mailand. Kein Problem für den Vielflieger, der gerade Italienisch als vierte Fremdsprache lernt. Info Zu sehen ist die T-Shirt-Kollektion von Max Gerstenmeyer im Internet unter www.meinshirtshop.de.

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