Kreis Südliche Weinstraße Druckerblei stärker als Flintenblei

Theresia Riedmaier inmitten ihrer Pressesprecherinnen der vergangenen 20 Jahre. Für ihren offenen Umgang mit Journalisten erhiel
Theresia Riedmaier inmitten ihrer Pressesprecherinnen der vergangenen 20 Jahre. Für ihren offenen Umgang mit Journalisten erhielt sie am Samstag den Medienpreis der Deutschen Journalistenverbands Pfalz.

Am Ende ihrer Rede steht der halbe Saal auf. Die Gäste applaudieren frenetisch. Theresia Riedmaier, bis vor einem Jahr SÜW-Landrätin, begeistert. Am Samstag wurde sie für ihre Haltung, besser gesagt Lebenseinstellung, zur Presse mit dem Medienpreis „Goldene Zeile“ des Bezirksverbandes Pfalz des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) in der Villa Ludwigshöhe in Edenkoben geehrt.

Nicht flammend, sondern bedacht, rhetorisch geschliffen appellierend und vor allem die Pressefreiheit beschwörend bekennt sich die Sozialdemokratin mit einer fulminanten Rede zur „vierten Macht“ im Staate, die es zu verteidigen und zu schützen gelte. Eine Herzensangelegenheit. Ein fundamentaler Bestandteil der Demokratie. Grundsätzliches gelte es sicherzustellen: „Der Anspruch, einem kritischen Dialog zwischen Journalisten und gesellschaftlichen, politischen Vertretern Bahn zu brechen“, so Riedmaier. Als „bestürzend und unfassbar“ wertete sie die Entwicklung der schwindenden Pressefreiheit in Ländern wie Polen, Ungarn und der Türkei: „Das ist der falsche Weg.“ Das Blei des Druckers sei stärker als das in der Flinte. Auch erinnerte sie an ihre enge, leider verstorbene Freundin Monika Lauer, Redakteurin bei der RHEINPFALZ: „Von ihr habe ich gelernt, was kritischer und qualitativer Journalismus bedeutet.“ Riedmaier ist die 52. „Goldene Zeile“-Preisträgerin, darunter die fünfte Frau. Auserkoren wird der Preisträger von einer Jury. Das Kriterium: Jemand, der sich um offene Kommunikation mit Journalisten in besonderem Maße verdient gemacht hat. Jury-Vorsitzende Katja Hein (Speyer) hob hervor, dass es bei der Wahl von Riedmaier einen „entscheidenden Punkt“ gab: „das Wie“ – wie man als Politiker und Verwaltungschef mit der Presse umgehe. „Und da war sie konstruktiv, sachbezogen, aber auch griffiger in ihren Aussagen als viele ihrer Kollegen.“ Der Vorsitzende des DJV-Bezirksverbandes, Ilja Tüchter, stellte klar, dass es auch in Zeiten von kostenfreien Informationsquellen im Internet, Ziel einer Gesellschaft bleiben müsse, für guten Journalismus zu bezahlen. Als Beispiel führte er die Volksabstimmung in der Schweiz vor einigen Wochen an. Dabei ging es darum, die Gebühren für das öffentlich-rechtliche Funk- und Fernsehformat abzuschaffen. Die Schweizer haben sich mit großer Mehrheit dagegen entschieden.

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