Kreis Südliche Weinstraße Ein großes Geschenk

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100 Jahre (er)leben. Noch immer bedeutet dies etwas Magisches und wird als ein großes Geschenk angesehen. Gerda Herbst, geborene Laux aus Pleisweiler-Oberhofen, wohnhaft jetzt in der Seniorenresidenz in Bad Bergzabern, kann heute diesen außergewöhnlichen Geburtstag begehen.

Das Lebensmotto der 100-Jährigen ist immer noch: „Das Leben ist ein Kampf – siege!“. Getreu diesem Leitsatz meisterte sie die schwierigen Zeiten ihres Lebens. „Und von denen hatte sie ziemlich viele“, erzählt ihr Sohn Theo, der 1940 zur Welt kam. 1937 hat sie ihren Alois aus Essingen im Kloster Birnau am Bodensee geheiratet. In jungen Jahren war Gerda gerne bei Onkel und Tante, die dort wohnten. Ihre Tochter Helga erzählt: „Die Verwandtschaft war kinderlos, so dass Gerda fast als eigene Tochter angesehen wurde. So wurde der Wunsch des Hochzeitsortes von Gerda gerne erfüllt.“ In Pleisweiler wohnte das Ehepaar dann bei den Eltern von Gerda und half in der Landwirtschaft und auch im Weinbau mit. Doch dann musste ihr Ehemann Alois in den Krieg ziehen und sie stand alleine da. Doch ganz nach ihrem Lebensmotto krempelte sie die Ärmel hoch. Im Haushalt von Gerda Herbst waren bis zu sieben Personen ständig zu bekochen. Sie versorgte ihre Eltern, ihre Kinder und hatte mit einem zwangsverpflichteten Ukrainer einen treuen Helfer an ihrer Seite. Dem schenkte sie für seine langjährige Hilfe und Arbeit zu seinem Hochzeitstag eine Kuh. Sohn Theo erzählt: „Meine Mutter konnte sehr resolut werden. Aber in der damaligen Zeit war das sehr wichtig, nur so war es möglich zu überleben. Aber trotz ihre Resolutheit war sie immer eine fürsorgliche Mama für uns.“ 1948 kehrte ihr Mann, schwer an Malaria in Afrika erkrankt, aus dem Krieg zurück. Da das Haus 1945 ausgebombt wurde, gab es viel Arbeit zu tun. Allerdings verstarb Alois Herbst im Jahre 1965 und Gerda stand wieder alleine da. Sie führte Landwirtschaft und Weinbau selbstständig weiter. Ihre beiden Kinder Helga und Theo, vier Enkel und die sieben Ur-Enkel werden sie an ihrem heutigen Ehrentag in der Seniorenresidenz besuchen. An viel aus längst vergangenen Tagen kann sich Gerda Herbst nicht mehr so richtig erinnern, aber ihr Garten in Pleisweiler geht ihr nicht aus dem Kopf. Ihn vermisst sie immer noch sehr, denn er war ihr Lebenselixier. Seine Schönheit, die Blumen und deren Duft, die ihr in schwerer Zeit immer Kraft gegeben haben, sind immer noch in ihren Gedanken. Und eins ist ihr immer ganz wichtig, wenn sie von ihrer Tochter Helga besucht wird. Dann fragt die Jubilarin: „Hoscht a Brotwurscht dabei?“ Die isst sie heute noch genauso gerne wie früher. (alve)

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