Maikammer Energiewende: Initiative informiert im Bürgerhaus

Fotovoltaikanlagen auf privaten Gebäuden sind ein Baustein für die Energieinsparung.
Fotovoltaikanlagen auf privaten Gebäuden sind ein Baustein für die Energieinsparung.

Welchen Beitrag kann der Einzelne zur Energiewende leisten? Diese Frage treibt derzeit auch viele Hausbesitzer um. Hilfestellung gibt die Initiative Südpfalz Energie, die ihre Konzepte jetzt in Maikammer vorgestellt hat.

Großer Andrang herrschte am Freitag im Bürgerhaus Maikammer. Der Verein Initiative Südpfalz Energie (ISE) stellte bei seiner Informationskampagne „Wärmewende in der Südpfalz“ Konzepte vor, wie Energie eingespart werden kann. Referenten informierten, wie es möglich ist, angesichts steigender Energiekosten sowie Lieferengpässen bei fossilen Brennstoffen energetisch unabhängiger zu werden. Im Vordergrund stand der Einsatz von emissionsarmen Wärmepumpen anstelle von Öl- und Gasheizungen. Redner von ISE, des Landkreises, der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, der Verbandsgemeinde Maikammer, sowie der Heizungs- und Solarfachbetriebe aus Neustadt, Harthausen und Speyer beantworteten Fragen.

„Die Verbandsgemeinde Maikammer will ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen im Rahmen der Energiewende rasch weiter senken und möglichst sparsam abgerufene Energie bezahlbar, umweltverträglich und versorgungssicher beziehen“, stellte Verbandsbürgermeisterin Gabriele Flach klar. Wie erfolgreich dies für den gesamten Bereich des Landkreises Südliche Weinstraße weiterentwickelt werden könne, hänge auch vom Engagement der Bürger ab, nicht nur bei Neu-, sondern besonders bei energieintensiven Bestandsbauten, betonte Landrat Dietmar Seefeldt.

Energieberater helfen bei Fragen

Was also tun, wenn die in die Jahre gekommene Heizanlage schwächelt, die Gasrechnung explodiert und die eigene Kenntnis von Heizungsbautechnik eher begrenzt ist? Als hilfreich bezeichnete der ISE-Vorsitzende Wolfgang Thiel, Diplom-Ingenieur im Ruhestand, zunächst die individuelle Situation vor Ort mit einem unabhängigen, behördlich zugelassenen Energieberater zu analysieren. Bauphysiker Ansgar Hohmann stellte hierzu das Energieberatungsangebot der Verbraucherzentrale vor. Nach Ausfüllen eines Erfassungsbogens könnten Interessenten individuelle Photovoltaik- und Dämmungsvorschläge erhalten. Energieeffizienzexperten unter www.energie-effizienz-experten.de würden den Bedarf energetischer Sanierung ermitteln. Wer investiere, könne, je nach Maßnahme, steuerlich und staatlich gefördert werden.

Wie viel Energie und Kosten sich einsparen ließen, schilderte Thiel am Beispiel des eigenen Wohnhauses und griff zudem auf umfassende Studiendaten der ISE zurück. „Bis zum Jahr 2040 rechnet die Expertenkommission der ISE mit einer Steigerung des Stromverbrauchs auf mehr als das Dreifache des heutigen Bedarfs bei gleichzeitiger Abkehr von fossilen Brennstoffen“, erklärte Thiel. Daher müsste mit den geänderten Verfahren zur Wärmegewinnung der Ausbau von Photovoltaikanlagen und die Stabilisierung des Stromleitungsnetzes einhergehen.

Mehrere Wege für Energiewende

„Wünschenswert ist es, bei einem gut gedämmten Haus mithilfe einer individuell angepassten Wärmepumpe die Umweltwärme aus Luft, Wasser und Erde als Heizenergie und zur Warmwasserbereitung zu verwenden“, sagte Thiel. Da die Pumpe Strom benötige, solle dieser möglichst von der eigenen Solaranlage kommen, für die mittlerweile kein Dach mehr in Südlage benötige werde. So sei beim Heizen sogar CO2-Neutralität zu erreichen. Außerdem wäre es im Sinne eines „Prosumers“ (Energieverbraucher und -erzeuger in einer Person) zusätzlich wünschenswert, ein E-Auto zu fahren, das im eigenen Haus gleich mitgeladen werden könne.

Dem Einwand, dass die hohen Investitionskosten nicht jeder stemmen könne, begegnete der Fachmann mit dem Hinweis darauf, dass man sein Dach zur Stromerzeugung vermieten oder ein E-Fahrzeug leasen könne. Thiel geht davon aus, dass die Kosten für Wärmepumpen aufgrund der steigenden Produktion in den nächsten Jahren sinken werden.

Lange Lieferzeiten in der Kritik

Problematisch sind laut Besucher die derzeit langen Lieferzeiten und die fehlenden Handwerksbetriebe, von denen sich zu wenige mit den neuen Techniken auskennen. Thiel gab sich optimistisch, dass sich dort, wo das Geld verdient werde, bald auch genügend Installateure spezialisierten. Mit der Politik sei man im Gespräch, die Ausbildungsinhalte der Handwerksberufe auf die neuen Anforderungen einer Wärmewende auszurichten.

Dass man sich in der Verbandsgemeinde Maikammer bereits vorausschauend aufgestellt habe, schilderte Andreas Reuter von der Verbandsgemeindeverwaltung, der auch Geschäftsführer der BioEnergie GmbH Maikammer ist. Ein Nahwärmenetz arbeite auf Biomassebasis, die Gemeinde versorge das Neubaugebiet mit regenerativer Energie.

Philipp Steiner, Klimaschutzmanager des Landkreises, sprach sich dafür aus, das Bewusstsein kommunal und in der Bevölkerung für die Wärmewende weiter zu schärfen. Dafür müssten Maßnahmen koordiniert und gefördert umgesetzt werden. „Dafür will ich mich weiter im Landkreis und nun verstärkt in der Verbandsgemeinde Maikammer einsetzen“, sagte Steiner. „Die ISE plant bereits weitere Informationsveranstaltungen für Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und die Landwirtschaft“, erklärte Thiel.

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