Kreis Südliche Weinstraße „Für uns sind Kinder kein Luxus“

Ein zweigeschossiger Neubau soll neben der Kindertagesstätte „Arche Noah“ entstehen. Ein Verbindungsbau lässt die beiden Gebäude
Ein zweigeschossiger Neubau soll neben der Kindertagesstätte »Arche Noah« entstehen. Ein Verbindungsbau lässt die beiden Gebäude zu einer Einheit werden.

Er habe sich kräftig die Augen reiben müssen, sagt Dekan Dietmar Zoller, als er in der RHEINPFALZ vom 4. Juli gelesen habe, dass CDU-Fraktionsvorsitzender Sebastian Kirchner die Sanierung beziehungsweise den Neubau der evangelischen Kita „Arche Noah“ im gegenwärtigen Planungsstadium als „Luxuslösung“ bezeichnet. „Für uns sind Kinder kein Luxus in einer vergreisenden Stadt, trotzdem planen wir eine Einrichtung, die sich an den Grundsätzen von pädagogischer Notwendigkeit, Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit orientiert“, betont Zoller.

Wie mehrfach berichtet, fehlen in der Kurstadt derzeit rund 50 Kindergartenplätze. Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, hat der Stadtrat in Abstimmung mit den Nachbargemeinden und dem Kreisjugendamt den Kindergartenbezirk auf Kapellen-Drusweiler und Dörrenbach ausgeweitet. Dieser Beschluss gilt zunächst für zwei Jahre. Bis dahin sollen innerhalb der Stadtgrenzen die erforderlichen Plätze geschaffen werden. Gleich zu Beginn der Diskussion fiel der Blick auf die Kita „Arche Noah“, die derzeit vier Gruppen sowie eine Hortgruppe beherbergt. Einerseits, weil „Arche Noah“ dringend sanierungsbedürftig ist, das heißt: Hier muss sowieso Geld in die Hand genommen werden. Und andererseits ist auf dem Gelände noch Platz für einen Erweiterungsbau. Seit Monaten wird im Stadtrat, den verschiedenen Ausschüssen und in den Fraktionen über dieses Thema – teils sehr kontrovers – diskutiert. Die Stadtratsfraktion der Grünen hat ihre in der Vorwoche vollzogene Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der CDU und Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig (CDU) unter anderem damit begründet, dass die Erweiterung beziehungsweise der Neubau der Kita auf die lange Bank geschoben werde. Ludwig warfen die Grünen Verzögerungstaktik vor. „Wir haben sehr schnell reagiert, erste Gespräche geführt und unseren Architekten Jens Huck damit beauftragt, einen ersten Planentwurf zu erstellen, um eine Diskussionsgrundlage zu haben“, erzählt Dekan Dietmar Zoller. Für den Bau eines Kindergartens gibt es keine festgeschriebene Größe, aber einige Orientierungswerte. „Wir haben uns also gefragt: Was brauchen wir?“, so Zoller. Geplant ist eine Kindertagesstätte mit sechs Gruppen plus Hort mit der Möglichkeit auf sieben Gruppen zu erweitern. Von Anfang an sei klar gewesen, dass eine Container-Lösung nicht infrage komme, sagt Zoller. Das bedeutet, dass zunächst ein zweigeschossiger Neubau in Nachbarschaft zur bestehenden Kita gebaut wird, anschließend wird die jetzige „Arche Noah“ saniert. Ein Verbindungsbau soll die beiden Gebäude zur Einheit werden lassen. Der Kreis gehe beim Neubau einer Kita pro Gruppe von Kosten von 400.000 Euro aus, sagt Zoller. Nehme man dies als Grundlage, „hätten wir bei einer sechsgruppigen Kita einen geschätzten Kostenrahmen von 2,8 Millionen Euro, plus Erweiterung wären es sogar 3,2 Millionen Euro“, rechnet Zoller vor. „Ein erster Planentwurf ergab Kosten von rund 2,5 Millionen Euro“, so der Dekan weiter. In nicht öffentlicher Sitzung mit Stadtspitze und den Fraktionen sei festgestellt worden, dass die Einrichtung noch etwas kompakter gestaltet werden könne, um Flächen und Kosten zu reduzieren. Er selbst habe die Anregung eingebracht, zu prüfen, ob das Treppenhaus in den Verbindungsbau verlagert werden kann, um im Neubau Fläche und damit Kosten zu reduzieren, berichtet Zoller. „Dass wir den Altbau generalsanieren spart zusätzlich Kosten, bringt allerdings auch mit sich, dass wir dort schon die Fläche für eine achte Kita-Gruppe hätten“, sagt Zoller. Der Neubau müsse für vier Gruppen errichtet werden, damit die schon bestehende viergruppige Kita während der rund ein Jahr dauernden Generalsanierung des Altbaus umziehen könne. Ein Diskussionspunkt war, ob der Kindergarten einen Aufzug braucht. „Ich weiß, dass Aufzüge viel kosten, auch in der Wartung, bin aber immer wieder überrascht, wie Politiker vollmundig von Inklusion reden und diese ganz schnell vergessen, wenn es Geld kostet“, ärgert sich Zoller. Kürzlich hat sich der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt noch einmal mit den Plänen beschäftigt. Es sei vereinbart gewesen, Änderungswünsche mitzuteilen. „Bisher habe ich nichts gehört“, so Zoller. Von kirchlicher Seite wurde der Vertrag bereits rechtlich geprüft, aufseiten der Stadt muss der Landesrechnungshof zustimmen. „Am 16. August wollten wir uns wieder treffen und alles festzurren, um zügig beginnen zu können. Ich bin mal gespannt, ob das klappt“, sagt Zoller. Die geplante Bauzeit liegt bei rund zwei Jahren.

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