Niederotterbach Gelebte Ökumene – aber wie kam es dazu?

Im Vordergrund die katholische Kirche St. Nikolaus, direkt daneben die evangelische Kirche.
Im Vordergrund die katholische Kirche St. Nikolaus, direkt daneben die evangelische Kirche.

In Niederotterbach leben Katholiken und Protestanten seit Generationen sehr harmonisch zusammen. So ist es auch keine Überraschung, dass sie am vergangenen Wochenende auf der Grünfläche der katholischen Kirche St. Nikolaus einen ökumenischen Gottesdienst feierten.

Doch wie kam es dazu, dass ein Ort mit nur 350 Einwohnern – bis vor circa 20 Jahren sogar nur 250 – zwei christliche Konfessionen hat, während die Gemeinden im Viehstrich von Schweighofen bis Schaidt früher komplett katholisch und die Gemeinden von Kapellen bis Hergersweiler komplett evangelisch sind?

Deer ökumenische Gottesdienst fand im Freien statt.
Deer ökumenische Gottesdienst fand im Freien statt.

Den Grund findet man in der Festschrift zur 1000-Jahr-Feier von Niederotterbach aus dem Jahr 1992. Der Zweibrücker Herzog, der Lehensherr der Guttenberger, hatte sich bereits 1522 der Reformation angeschlossen. Die Guttenberger mit ihren 13 Orten folgten dagegen erst um 1560, und so wurde Niederotterbach lutherisch. Die Verstorbenen durften dann nicht mehr in Steinfeld beerdigt werden. Die Fläche um die heute wieder katholische Kirche St. Nikolaus wurde zum Friedhof der Gemeinde. Seit 1821 werden die Toten auf einer sonnigen Anhöhe westlich des Ortes auf dem zu diesem Zeitpunkt neu angelegten Friedhof bestattet.

Katholische Knechte und Mägde

Erst ab dem Jahr 1680 kamen auf Wunsch der Franzosen und ihres Sonnenkönigs Ludwig XIX. wieder Katholiken nach Niederotterbach; es waren vor allem Knechte und Mägde. Aufgrund der Auswirkungen der Reformation erlebte auch die um die Wende zum 12. Jahrhundert errichtete Kirche Sankt Nikolaus eine wechselvolle Geschichte: Sie war bis 1560 „einheitschristlich“, von 1560 bis 1700 rein lutherisch, von 1700 bis 1800 simultan und seitdem wieder katholisch. Die Protestanten – es waren Mitte des 18. Jahrhunderts nur zwölf bis 14 Familien – bauten nach langem Kampf um die Finanzierung von 1816 bis 1817 ihre eigene Kirche direkt neben der katholischen. Diese wurde im Gegensatz zur katholischen im Zweiten Weltkrieg sehr stark zerstört und erst 1952 feierlich wiedereröffnet.

Der Gottesdienst, der von der evangelischen Pfarrerin Katharina Weber und dem katholischen Diakon Andreas Roth geleitet wurde, stand unter dem Titel „Schöpfung“. Die Messe wurde von der Gruppe „Herztöne“ unter Leitung von Peter Kusenbach musikalisch begleitet. Im Schatten der Bäume und bei leichtem Sommerwind verabschiedete man sich in der Hoffnung, dass noch viele ökumenische Gottesdienste in dieser oder einer ähnlichen Art stattfinden werden.

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