Herxheim Goldener Löwe mit Brillant: „Höhepunkt des Fastnachlebens“

Ana Maria Grieß ist in Herxheim heimisch geworden.
Ana Maria Grieß ist in Herxheim heimisch geworden.

Ana Maria Grieß vom CV Narrhalla ist seit 44 Jahren in der Herxheimer Fasnacht aktiv. Dafür wurde ihr nun der „Goldene Löwe mit Brillant“ verliehen, die höchste Auszeichnung der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine. Sie ist die erste Frau beim CVH, der diese Ehre zu Teil wird.

Die Liste der Auszeichnungen, die sie für die Förderung des närrischen Brauchtums erhalten hat, ist lang. Aber der Höhepunkt jedes Fasnachtlebens sei nun mal der „Goldene Löwe mit Brillant“, erzählt Ana Grieß ein wenig stolz. Lang ist auch die Liste ihrer Verdienste: Mit den „Elferratsfrauen“ nahm sie an vielen Fastnachtsumzügen teil und tanzte auf Prunksitzungen. Sie war Mitglied der Gesangsgruppe „Rostige Gießkannensänger“ und stand mehrere Jahre als Büttenrednerin auf der Bühne. Wann immer hinter den Kulissen eine helfende Hand gebraucht wurde, war sie zur Stelle. Als Betreuerin der Garden und des Tanzmariechens, beim Dekorieren der Festhalle, beim Bewirten im Festzelt auf dem St. Gallus Markt und und und. Zusammen mit ihrem ebenfalls hoch dekorierten Ehemann Walter übernahm sie jahrelang den Kartenverkauf für die närrischen Veranstaltungen. So konnte man im Hause Grieß ab November bis zum Schmutzigen Donnerstag Karten kaufen oder telefonisch bestellen, bevor dies online möglich war.

Verheiratet sind die beiden Vollblut-Fastnachter Walter und Ana Grieß seit über 50 Jahren. Und – wie könnte es anders sein – es funkte zwischen ihnen gewaltig auf einer Faschingsveranstaltung. Es geschah Ende der 1960er-Jahre. Ana war 18 Jahre jung und Walter stolzer Faschingsprinz. „Gern gesehen hatte ich ihn schon früher, aber an dem Abend in der Herxheimer Festhalle war es um mich geschehen“, erinnert sie sich. Auch nach der Hochzeit 1971 und der Familiengründung blieben beide aktive Fasenachter. So schlüpfte Walter in der Kampagne 1984/85 ein zweites Mal in die Rolle des Prinzen und bildete zusammen mit seiner Frau das Prinzenpaar. „Den Leuten Freude bereiten, Frohsinn verbreiten, Geselligkeit und Freundschaften pflegen“, dafür engagierte sich das Paar gerne.

Angesteckt mit dem Fasnachtsvirus hat Walter seine Ana aber nicht. Damit war sie bereits infiziert, als sie im Alter von zwölf Jahren aus Lissabon nach Herxheim kam. Ana Marias kompletter Name lautet nämlich: Dourado Tristão Goncalves Grieß, weil nach portugiesischem Recht so viele Nachnamen erlaubt sind. Auch in Portugal feiert man fantasievoll kostümiert im Februar Fasching, mit viel Tanz und Musik in Clubs, bei Straßenfesten und Umzügen. Anas Eltern waren begeisterte Karnevalisten und übertrugen diese Lebensfreude auf die Tochter.

Das Leben alles andere als leicht

Ihren Optimismus ließ sie sich auch nicht nehmen, wenn das Leben alles andere als leicht für sie war. Im Jahr 1961 zog sie mit ihren Eltern nach Herxheim, weil ihr Vater in der Kofferradio-Fabrik „Akkord-Radio“ Arbeit gefunden hatte. Insgesamt kamen damals 34 Personen aus Portugal und Spanien als sogenannte Gastarbeiter ins Dorf. Ana Grieß bezeichnet sich selbst als „die letzte Überlebende dieser Gruppe“, denn alle anderen sind bereits gestorben, ohne dass irgendjemand ihre Geschichte aufgeschrieben hätte.

Ohne ein Wort deutsch zu sprechen, wurde sie in die sechste Klasse der Volksschule gesetzt und mehr oder weniger sich selbst überlassen. Die Sprache lernte sie von Nachbarskindern, Schulkameraden und später von Arbeitskollegen. Ana Maria war immer berufstätig und bis zum Renteneintritt bei der Sparkasse in Landau beschäftigt. Bis heute schlagen zwei Herzen in ihrer Brust. Lissabon bleibt ihre Heimat und nach jedem Besuch fließen beim Abschied ein paar Tränen. Doch in Herxheim fand sie eine zweite Heimat und aus ihr wurde „ä echti Herxemern“.

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