Hainfeld Hainfelder Walcker-Orgel gerettet

Edith Lamb vor der runderneuerten Orgel.
Edith Lamb vor der runderneuerten Orgel.

In der Hainfelder St. Barbara-Kirche gibt es einen musikalischen Schatz: eine Orgel der berühmten Orgelbauerfamilie Walcker. Doch der hatte der Holzwurm zugesetzt, es war ihr die Puste ausgegangen, und ein moderner Umbau hatte ihr gar nicht gutgetan.

Im März 2019 hatte die katholische Kirchengemeinde eine Spendenaktion für ihre Königin der Instrumente gestartet. Mehr als fünf Jahre später ist die Rettung geglückt. Die Orgel wird am Wochenende bei einem Konzert erstmals wieder erklingen.

Für die Renovierung hatten sich viele Menschen engagiert. Unter anderem erbrachte die Versteigerung eines Aquarells mit dem Namen „Kirche St. Barbara mit Walcker Orgel“ einen schönen Betrag. Instrumentalensembles und Chöre gaben Benefizkonzerte. Die Messdiener backten Waffeln, um ihr Scherflein zum Erhalt der Orgel beizutragen. Auch die Ortsgemeinde Hainfeld beteiligte sich mit einem höheren Betrag. Letztlich gingen bis dato rund 45.000 Euro auf das Spendenkonto ein, das auch noch nicht ausgedient hat. Über die Spendenbereitschaft von Bürgerinnen und Bürgern, der Ortsgemeinde, von Unternehmen, Vereinen, Parteien und sonstigen Gliederungen freuen sich Edith Lamb, die Vorsitzende des Gemeindeausschusses, und der Vorsitzende des Kirchenchors, Markus Kohl.

Verpfuscht und pflegebedürftig

Vorausgegangen war eine Einschätzung zum Zustand der Orgel durch den Orgelsachverständigen des Bischöflichen Ordinariat in Speyer, Christoph Keggenhoff. Er stellte fest, dass das Instrument „wenig glückliche Eingriffe erfahren hat und nach intensiver Pflege verlangt“, aber dennoch ein wertvolles historisches Musikinstrument mit immer noch hoher Originalsubstanz sei. Er schlug vor, die Orgel zu restaurieren und das ursprüngliche Klangkonzept wiederherzustellen. Eine kompetente Werkstatt wurde mit der Firma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt aus Bad Liebenwerda in Brandenburg gefunden, die sich seit 1855 dem Orgelbau widmet und auch künftig die Wartung des Hainfelder Instruments übernimmt.

Auch wenn die Orgel bis zum Beginn der Arbeiten noch genutzt worden war, funktionierte sie nur noch schlecht und klang nicht mehr gut. Als erstes galt es, den Holzwurm zu bekämpfen, der nicht nur die Orgel befallen hatte, sondern auch das Gestühl und Holz-Kunstwerke der Kirche. So war es nötig, die gesamte Kirche zu begasen, um den Schädlingen den Garaus zu machen.

Luftdruck abgesenkt

Am 9. Oktober 2023 wurde mit dem Ausbau des gesamten Pfeifenwerkes sowie der gründlichen Reinigung von Gehäuse und Orgelanlage begonnen. Drei Hainfelder Bürger haben ein paar Tage tatkräftig geholfen, alle Teile nach draußen zu schaffen und später auch wieder auf die Empore zu tragen. Nach den Vorarbeiten gingen dann die Orgelbauprofis an Werk und restaurierten innerhalb von sechs Wochen die komplette Orgel. Nun erklingt diese wieder mit dem bauzeitlich anzunehmenden Winddruck von 90 Millimeter Wassersäule, ein Wert, mit dem Orgelbauer den Luftdruck im System messen. In den 1950er-Jahren war dieser um vermutlich 15 Millimeter abgesenkt worden.

Laut Abschlussbericht der Orgelbaufirma bleibt die vollständige Wiederherstellung des romantischen Klangbildes noch offen. Dafür müssten nochmals beträchtliche Summen aufgewandt werden, ebenso wie beispielsweise die vollständige Wiederherstellung der „Viola da Gamba“, eine der ursprünglich verbauten Orgelpfeifen, die wie eine Gambe klingt, also ein altes Streichinstrument. Sie ist im Originalauftrag zum Bau der Orgel dokumentiert, das im Stuttgarter Wirtschaftsarchiv aufbewahrt wird. Alles in allem wurden bislang deutlich mehr als 40.000 Euro investiert. Wie viel Geld zur vollständigen Wiederherstellung nötig wäre, ist noch nicht bekannt. Für weitere Arbeiten müsste erneut das Bischöfliche Ordinariat grünes Licht geben.

Orgelgeschwister in aller Welt

Die Pfeifenorgel mit 17 Registern auf zwei Manualen wurde 1891 von der 1780 in Cannstadt gegründeten und 1820 nach Ludwigsburg verlegten Firma Walcker gebaut. Sie avancierte zu einem der weltweit führenden Orgelbaubetriebe des 19. und 20. Jahrhunderts, baute unter anderem Orgeln in der Frankfurter Paulskirche, im Leipziger Gewandhaus, in der Hamburger Michaeliskirche, in der Johanniskirche im polnischen Danzig, im Wiener Stephansdom, in der Musikhalle in Boston/USA, im Dom und der Petrikirche im lettischen Riga oder auch in der St. Paulskirche im ukrainischen Odessa sowie in Frankreich, Belgien. Norwegen, Spanien, Irland, Schweden und sogar in Kairo/Ägypten. Zeitweilig war Walcker Hof-Orgelbaumeister unter König Wilhelm II. von Württemberg und Lieferant des Vatikans. Zwischen 1780 und dem Firmenende 2003 entstanden rund 6000 Walcker-Orgeln.

Am Hainfelder Instrument waren 1966 fünf der 17 Klangfarben geändert worden – man wollte der neuen Klangmode gerecht werden. Aus heutiger Sicht war dies eher ein Sakrileg, wurde die Orgel damit doch auch aus ihrer klanglichen Balance gebracht.

Info

Spenden an: Katholische Kirchenstiftung Hainfeld, VR-Bank Südpfalz,
IBAN: DE 82 5486 2500 0005 2015 35, BIC: GENODE61SUW
Verwendungszweck: „Orgel Hainfeld“
Weitere Infos auch unter www.orgel.hainfeld.de
Wiedereinweihungskonzert am Sonntag, 7. Juli, ab 18 Uhr mit Christoph Keggenhoff, früherer Organist im Speyerer Dom und Orgelsachverständiger des Bistums Speyer.

Die Orgel auf ihrer Empore.
Die Orgel auf ihrer Empore.
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