Kreis Südliche Weinstraße Hedi Braun über CDU: „Wir haben keine Beziehung“

Als Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Herxheim muss Hedi Braun viel kommunizieren – auch übers Telefon. Bis zu ihrem Amtsantr
Als Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Herxheim muss Hedi Braun viel kommunizieren – auch übers Telefon. Bis zu ihrem Amtsantritt prüfte sie Großunternehmen und Konzerne beim Bundeszentralamt für Steuer. Sie lebt mit ihrem Mann in Herxheim. Ihre Hobbys sind Fitness und Gartenarbeit.

Interview: Vor zwei Jahren verdrängte die parteilose Hedi Braun überraschend Franz-Ludwig Trauth aus dem Bürgermeisteramt der Verbandsgemeinde Herxheim. Der Christdemokrat blieb weiterhin Ortsbürgermeister. Das Verhältnis ist offenbar zerrüttet. In diesem Gespräch gibt die 53-Jährige einen Einblick in ihr Gefühlsleben.

«Herxheim.» Frau Braun, Sie sind seit zwei Jahren Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Herxheim. Wenn Sie durch die Dörfer fahren, was hat sich seit Ihrem Amtsantritt verändert?

Ich glaube, es hat sich ganz viel verändert. Wir hatten zum Beispiel in Rohrbach verschiedene Betriebe, die erweitern wollten. Dafür mussten wir schwierige Verfahren durchkämpfen. Das haben wir geschafft. Dann gab es die Flüchtlingsproblematik, da bin ich ins kalte Wasser geworfen worden bei meinem Amtsantritt. Und ich glaube, das haben wir als Verbandsgemeinde unglaublich gut gelöst. Unsere Verwaltung ist super organisiert. Jeder kann zu uns kommen: Schulen, Vereine, Bürger. Und wir versuchen, für jeden eine passende Lösung zu finden. Das ist mir wichtig. Sie haben vor Ihrer Karriere als Politikerin in der Finanzverwaltung gearbeitet. Sie wissen also, wie eine Bürokratie funktioniert. Aber Kommunalverwaltungen folgen ganz eigenen Gesetzen. Was ist denn Ihre wichtigste Erkenntnis? Ich war zuvor politisch interessiert, aber nicht engagiert. Deshalb war für mich der Verbandsgemeinderat, überhaupt ein politisches Gremium, etwas ganz Neues. Das gibt es nicht in der Finanzverwaltung. Für jede Entscheidung, die ich treffe und die kein Geschäft der laufenden Verwaltung darstellt, muss ich mir vorher den Beschluss des Rats einholen. Was ich lernen musste, war, dass nicht immer eine sachliche Herangehensweise an Themen im Vordergrund steht, sondern ab und an auch viel Persönliches mitschwingen kann. Das kannte ich so nicht aus meinem Beruf. Wenn man am Tisch zusammensaß, gegenüber zehn Fachleute des zu prüfenden Großkonzerns, und sagte, man will 40 Millionen Euro Steuern, dann war das ein harter Kampf in der Sache. Aber ich hatte nie das Gefühl, es ist persönlich. Damit sagen Sie ja, dass es im Verbandsgemeinderat anders zugeht. Mitunter schon. Ich habe gleich zu Anfang allen Mitgliedern gesagt, dass es um die Verbandsgemeinde geht und wir deshalb sachlich diskutieren müssen. Bei manchen Entscheidungen in den vergangenen zwei Jahren habe ich aber daran gezweifelt. Sie hatten das Gefühl, dass Entscheidungen nicht aufgrund von sachlichen Argumenten im Rat gefällt werden, sondern aus taktischen Gründen, um Ihnen Steine in den Weg zu legen? Das Gefühl hat sich mir von Zeit zu Zeit aufgedrängt. Wenn ich als Vorsitzende des Rats und als Leiterin der Verwaltung die Sachlage vorbringe, die Entscheidung dann anders ausfällt und ich keinen vernünftigen Grund dafür erkennen kann, dann bleibt nur noch die Person übrig. Haben Sie dieses Gefühl bei einer bestimmten Fraktion oder Person? Ich habe das Gefühl, dass einige Mitglieder der CDU mit mir ein größeres Problem haben. Bei den anderen Fraktionen kann ich das nicht feststellen. Die CDU stellt Taktik vor Inhalt? Da ich nicht hinter die Kulissen blicken kann, ist es für mich schwer zu beurteilen, ob es sich dabei um eine Taktik handelt. Aber manchmal empfinde ich es so. Herxheim war lange eine sichere Bank für die Christdemokraten. Und Sie haben vor zwei Jahren Franz-Ludwig Trauth aus dem Amt gedrängt – ohne eine Partei im Rücken. Wie lässt sich ohne eine Hausmacht regieren? Für mich ist es wichtig, dass ich als Bürgermeisterin parteilos bin, weil es auf kommunaler Ebene um ganz konkrete Dinge geht, die das Leben der Menschen unmittelbar verbessern sollen. Es ist immer mein Bestreben, mit allen konstruktiv zusammenzuarbeiten. Miteinander, nicht gegeneinander. Das ist zwar alles schwieriger, als ich es mir vorgestellt habe, aber ich bereue trotzdem keine Sekunde, dass ich dieses Amt angenommen habe, weil die Aufgabe mir wirklich liegt und viel Freude bereitet. Und was liegt Ihnen da genau? Ich möchte etwas bewegen für die Menschen in den Orten. Das Zweite, was ich an diesem Amt liebe, ist die Begegnung mit den Leuten auf der Straße. Das sind unsere Bürgerinnen und Bürger. Es macht Spaß, mit ihnen zu sprechen, zu diskutieren, ihnen zuzuhören, für ihre Probleme und Sorgen da zu sein. Ihr Vor-Vorgänger, Elmar Weiller, der vor Kurzem gestorben ist, war 33 Jahre in Personalunion Rathauschef, er war also Verbands- und Ortsbürgermeister. Und das hat er ziemlich erfolgreich gemacht. Wegen der Größe Herxheims hat der Ortsbürgermeister weitreichende Kompetenzen. Deshalb die Frage: Wie läuft die Zusammenarbeit mit Franz-Ludwig Trauth? Die Zusammenarbeit läuft nicht gut, um ehrlich zu sein. Ich habe zu Beginn meiner Amtszeit ein paarmal mit ihm gesprochen und gesagt, dass ich verstehen kann, wie man sich fühlt, wenn man in seiner Heimatgemeinde abgewählt wird. Zu verlieren, schmerzt sehr. Dennoch habe ich gehofft, dass dies nach einer gewissen Zeit in den Hintergrund rücken wird und eine konstruktive Zusammenarbeit möglich sein wird. Haben Sie denn eine Hand ausgestreckt? Das habe ich mehrmals getan. Unsere Gespräche haben immer mit dem Satz geendet, dass wir es jetzt probieren wollen, gemeinsam für das Wohl der Orts- und Verbandsgemeinde zu kooperieren. Es hat nie funktioniert. Mir wurde beispielsweise verboten, Einrichtungen der Ortsgemeinde alleine zu besuchen, obwohl ich die Leiterin der Verwaltung bin und dafür die Gesamtverantwortung trage. Ob es um das Zentrumskonzept oder den Bauhof, der von der Verbandsgemeinde betrieben wird, ging: Ich habe mehrfach gebeten, mit ins Boot genommen zu werden. Dabei ging es mir nie darum, mir ein Mitspracherecht zu erwirken, das mir nicht zusteht. Das klingt wie das Ende einer Beziehung, solche Sätze fallen sonst bei Trennungsgesprächen. Da wir keine Beziehung haben, kann es auch keine Trennung geben. Es ist schade, dass es zwischenmenschlich nicht funktioniert. Aber ich möchte niemandem etwas vorspielen. Nun kann es den Bürgern egal sein, ob sie beide miteinander auskommen oder nicht. Was entgegnen Sie dem? Das stimmt in Teilen. Ich denke, wenn die Abläufe haken, bekommen das über kurz oder lang auch unsere Bürger zu spüren, und das ist nicht akzeptabel. Aber im Leben müssen immer beide Seiten etwas geben. Sonst funktioniert es nicht. Franz-Ludwig Trauth ist noch bis 2019 als Herxheimer Ortsbürgermeister gewählt – dann sind Wahlen. Wollen Sie dann antreten? Die Frage stellt sich derzeit für mich nicht. Ich möchte hier, jetzt und auch zukünftig, meinen Job gut machen. Ich lerne jeden Tag dazu. Hat das Amt Sie verändert? Na ja, ich versuche immer noch, die Hedi zu bleiben, die ich vorher war. Und wie war diese Hedi? Eine offene, freundliche, bodenständige Person, die nicht vergisst, wo sie herkommt, und der es wichtig ist, dass sie möglichst vielen Menschen helfen kann; die immer ein Lächeln im Gesicht und ein offenes Ohr hat. Gelingt Ihnen das, Sie selbst zu bleiben? Überwiegend schon. Aber klar, ich merke auch, dass die Leute anders mit mir umgehen. Es ist ja auch schön, wenn die Menschen auf mich zukommen. Ich versuche vielleicht, mich etwas gesetzter zu benehmen. Ich würde nicht mehr auf einem Tisch tanzen (lacht). Aber ich bin noch immer dieselbe. | Interview: Andreas SchlickDOPPELTERZEILENUMBRUCH

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