Kreis Südliche Weinstraße „Herausragende Insel der Vernunft“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) war die Hauptperson bei dem in diesem Jahr zweiten Pleisweiler Gespräch in der Nonnensuselhalle. Trotz der hohen Temperaturen reichten die Stühle im Saal nicht. Thema der Ministerpräsidentin waren „Bildungswege in Rheinland-Pfalz, Chancengleichheit oder Leistungsgerechtigkeit“. „Es gibt keine soziale Gerechtigkeit, ohne das Bildungsthema anzugehen“, sagte Dreyer.

Üblicherweise kommen die Gäste der Pleisweiler Gespräche, die für kritisches Hinterfragen stehen und seit einem Vierteljahrhundert von Albrecht Müller – Autor und ehemaliges Mitglied des Bundestages – aus Pleisweiler-Oberhofen veranstaltet werden, aus ganz Deutschland, die wenigstens aus der Region. Als „herausragende Insel der Vernunft in der bundespolitischen Entwicklung“ würdigte Albrecht Müller die Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz. Sie mache den „Unfug“ des Abiturs in acht Jahren nicht mit und es fielen keine Studiengebühren an, benannte er zwei Gründe. „Bildung steht jedem zu und muss gebührenfrei sein“, so Malu Dreyer in ihrer Rede. Es brauche politische Vorstellungskraft, um Bildung zu gestalten, Rheinland-Pfalz habe in der Bildungslandschaft Modellcharakter. „Wir waren vor der SPD-Regierung kein Wissenschaftsland, jetzt haben wir eine tolle Entwicklung gemacht“, lautet ihre Überzeugung. Ein wichtiges Thema sind für sie die jungen Menschen, die ohne Schulabschluss sind. „In Zeiten des demografischen Wandels sollte kein junger Mensch ohne Abschluss sein, die jungen Leute von heute garantieren den Wohlstand von morgen“, betonte Dreyer. Dass keiner ohne Abschluss die Schule verlasse und notfalls eine zweite und dritte Chance bekomme, sei zum Teil schon gelungen, die Zahl der Schüler ohne Abschluss sei um die Hälfte auf jetzt 2300 gesunken. „Das kann uns nicht glücklich machen“, meinte Dreyer dazu, dass die soziale Herkunft bei der Bildung immer noch eine große Rolle spielt. Eltern müssten aus ihren Köpfen verbannen, dass aus einem Kind ohne Abitur nichts wird. Für alle Bildungswege müsse eine Anerkennungskultur geschaffen werden. Ein weiteres Ziel der Ministerpräsidentin: Die Hochschulen für Quer- und Wiedereinsteiger und für lebenslanges Lernen zu öffnen. Mit dem Postulat, die sozial schwächeren Menschen zu fördern und die Begabten nicht zu vernachlässigen, schlug sie den Bogen über die Bildungslandschaft mit beitragsfreien Kitas, 67 Prozent Ganztagsschulen und gebührenfreien Universitäten. Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit gehörten zusammen – und da stehe das Land gut da. Bei den Fragen aus dem Publikum hatte Ministerpräsidentin Dreyer als Moderatorin Wibke Bruhns an ihrer Seite. Dass manche Flüchtlingsfamilien ihre Kinder der Schulpflicht entziehen, berichtete eine Jugendarbeiterin, zwei Besucher wünschten sich eine Schule für alle. Die genau eineinhalb Stunden, die für das Pleisweiler Gespräch zur Verfügung standen, waren zu wenig, um sich mit allen Probleme zu befassen Die Ministerpräsidentin versprach jedoch, sich der konkreten Fälle im Ministerium anzunehmen. Zwei Zahlen nannte Albrecht Müller in seiner Begrüßung. Die von ihm gegründete kritische Plattform im Internet, „Nachdenkseiten“, habe im Juni noch rund 92.000 Zugriffe pro Tag gehabt, diese seien mittlerweile auf 130.000 angestiegen. Info www.nachdenkseiten.de (pfn)

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