Kreis Südliche Weinstraße Hobbyfotograf mit wachsender Fangemeinde

Erik Bullinger
Erik Bullinger

Pleisweiler-Oberhofen: Man muss schon ein wenig verrückt sein, um mit zwölf Kilo Ausrüstung tief in der Nacht kilometerweit durch den Wald zu stiefeln, um im richtigen Moment auf den Auslöser drücken zu können. Erik Bullinger tut es. Mit seinen atmosphärischen Fotografien der Pfälzer Landschaft hat der Hobbyfotograf eine wachsende Fangemeinde.

Die Faszination der Stille der nächtlichen Wälder, der mystische Zauber des Mondlichts über den Bergen, das Sternenfeuer einer klaren Nacht und das Farbspiel der aufgehenden Sonne über dem Nebel des Tals. Das ist es, das Erik Bullinger an der Pfälzer Landschaft fesselt. Weshalb er auf Berge steigt und nachts durch die Wälder zieht, um den Augenblick im Foto einzufangen und mit anderen zu teilen. Erst seit gut zwei Jahren hat er diese Passion wieder für sich entdeckt. Aber in jener Zeit eine beachtliche Zahl berauschender Bilder hervorgebracht, die nicht vermuten lassen, dass sich dahinter ein Hobbyfotograf verbirgt. „Fotografieren ist für mich Ausgleich, zur Ruhe kommen. Dann vergesse ich auch total die Zeit“, erzählt der 47-Jährige, der im normalen Leben bei Daimler in Germersheim arbeitet. Sein Fokus liegt auf Landschaften: „Für Menschen habe ich keine Geduld“, meint er schmunzelnd. Landschaften seien nicht planbar, das sei das Spannende daran. Wenn er von einer Fototour ein gutes Bild mitbringe, dann sei er zufrieden.

Klettern als zweite Leidenschaft

Das bedeutet, schauen wann und wo die Sonne aufgeht, Wetterkarte studieren, einen geeigneten Platz herauspicken, zwölf Kilogramm Kameraausrüstung und Stativ dorthin schleppen und schließlich an jenem Ort zwei Stunden damit verbringen, das ideale Bild zu schießen. „Klettern ist meine zweite Leidenschaft, aber Wandern mache ich eigentlich nur fürs Fotografieren. Obwohl, manchmal laufe ich dabei länger als der ein oder anderer Wanderer“, meint er grinsend. Anfangs habe er andauernd auf den Auslöser gedrückt. „Heute mache ich vielleicht ein Drittel der Fotos. Aber ich lasse mir Zeit, lasse die Dinge fließen.“ So entstehen Bilder des Trifels im Nebelmeer oder der Milchstraße über seinem illuminierten Heimatort Pleisweiler-Oberhofen. Zwei- bis dreimal pro Woche geht er dafür auf Fotopirsch. Die Faszination für das Bild weckte einst sein Opa in Erik Bullinger. „Als kleiner Bub schenkte er mir eine Balgenkamera.“ Das sind diese klassischen Kameras, die ein bisschen wie eine Zieharmonika aussehen. Später kam eine Pocketkamera dazu. „Beim Klettern habe ich viele Foto gemacht, es gibt eine ganze Wand voll Dias.“ Aber dann sei das Hobby wieder eingeschlafen. Vor zwei, drei Jahren habe sein heute 19-jähriger Sohn eine Kamera geschenkt bekommen. So leckte auch Erik Bullinger wieder Blut und kaufte sich eine Nikon D750.

Am liebsten nachts im Wald

Nichts Besonderes, wie er sagt. Er arbeite auch nur mit Standard-Software, um die Bilder nachzubearbeiten. Aber sehr dezent, die hochgedrehten Kontraste und Klarheitsregler gefielen ihm nicht. Vielmehr versuche er, im Moment des Schusses die idealen Einstellungen zu finden. Dann legt er zwei, drei Bilder übereinander, um sowohl Schärfe im Hinter- als auch im Vordergrund zu haben. Am liebsten stiefelt Erik Bullinger in nächtlichen Stunden durch den Wald. „Dann laufen einem auch weniger Menschen durchs Bild“, fügt der scherzhaft an. Anfangs habe er immer einen riesigen Strahler dabei gehabt. Für die Ausleuchtung? „Nein, ich habe mich unsicher im Wald gefühlt.“ Mittlerweile reiche ihm eine „kleine Funzel“. Trotzdem hatte er schon zwei „interessante Wildschweinerlebnisse“. Als er einmal bei Neukastel unterwegs war, entdeckte er Wildschweine. „Ich habe geklatscht und gerufen, damit sie weggehen. Aber als ich runter zum Parkplatz gelaufen bin, stand ich auf einmal mitten in der Rotte.“ Und die ließ sich nicht verscheuchen, den ganzen Weg den Berg hinunter begleitete sie Bullinger. „Hast du keine Fotos davon gemacht?“, habe ihn danach ein Kumpel gefragt, erzählt er: „Nein, in dem Moment hatte ich andere Sorgen.“

Über 2000 Facebook-Fans

Am liebsten ist der zweifache Vater im Herbst und Winter unterwegs – im Dahner Felsenland, rund um den Trifels, im Edenkober Raum und Elsass. Der Schwarzwald, die Dolomiten, die Toskana und Norwegen stehen noch auf seinem Reiseplan. Manchmal begleiten ihn auch Kollegen. „Es gibt eine interessante Fotografen-Szene hier in der Südpfalz“, berichtet er. Seine Fotos präsentiert er auf seiner Facebook-Seite, die mittlerweile über 2000 Fans hat. „Ich bekomme unheimlich viel Zuspruch und habe auch schon Kontakte zu richtig guten internationalen Fotografen knüpfen können“, freut er sich. Ebenso wie darüber, dass die bekannte Facebook-Seite „Professional Photographers“ eines seiner Bilder unter die Top-Ten des Tages gewählt hat. Und wie wäre es, aus dem Hobby einen Beruf zu machen? Ja, er habe schon einige Anfragen bekommen und auch schon ein paar Aufträge von Winzern und Touristikern angenommen. „Aber Geld ist nicht mein Motor. Ich mache das nur, wenn ich es will und mir Zeit lassen kann.“ Denn: „Ein Bild muss Emotionen rüberbringen.“

Trifels im Nebel.
Trifels im Nebel.
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