Kreis Südliche Weinstraße Im Blickpunkt: Verbandsbürgermeisterwahl Hauenstein: Die Persönlichkeit macht den Unterschied

Im Gespräch mit der RHEINPFALZ wird deutlich, dass die ganz großen Kontroversen ausbleiben. Die Ansichten der Kandidaten liegen nah beieinander. Dass alle Kandidaten aus der Sitzgemeinde Hauenstein stammen, sieht keiner der drei Bewerber als Nachteil: „Jeder konnte sich bewerben. Die Leute wissen, wie wir ticken“, betont Kölsch. Reichert ist überzeugt, dass er „die Bevölkerung der gesamten Verbandsgemeinde repräsentieren“ kann und Ulrich Lauth hätte „durchaus damit gerechnet, dass sich ein Bewerber aus den anderen Ortsgemeinden zeigt“. Dass ausschließlich Hauensteiner Kandidaten auf dem Wahlzettel zu finden sind, werde sich, da sind sich die Kandidaten einig, auf die Wahlbeteiligung nicht negativ auswirken. Ob die VG Hauenstein mit ihren knapp 8000 Einwohnern auch über das Jahr 2019, wenn der nächste Schritt der Kommunalreform ansteht, Bestand haben wird, darüber wagen die Kandidaten noch keine sichere Prognose. „Von den Kriterien der Landesregierung her haben wir keine Chance“, weiß Amtsinhaber Lauth. Aber die Kandidaten nennen gute Gründe, die für die weitere Existenz sprechen. Lauth führt an, dass sich „die Wirtschafts- und Finanzkraft positiv entwickelt hat“: Was das Pro-Kopf-Einkommen angeht, rangiere die VG kreisweit auf Platz zwei, was Einfluss auf die Steuerkraft nehme. „Eine kleine Verwaltungseinheit hat Vorteile“, bricht Reichert eine Lanze für den Bestand kleinerer Strukturen: „Ein kleines Haus kann näher bei den Bürgern und ihnen ein optimaler Dienstleister sein.“ Auch seien die Beziehungen zwischen Verwaltung und Ortsgemeinden enger zu stricken. „Schlagkräftiger“ könne eine kleine Verwaltung agieren, meint Kölsch, der noch nicht alle Würfel in Sachen Kommunalreform gefallen sieht: „Es steht ja noch eine Landtagswahl an.“ Für den Bestand der VG sieht er das interkommunale Gewerbegebiet als Testfall. Was die Finanzen angeht, verweist Kölsch mit dem Feuerwehrhaus und dem Tourist-Info-Zentrum auf die beiden großen Projekte, die die VG gerade gestemmt hat. Jetzt sei es an der Zeit, die Schulden zurückzufahren, ist er sich einig mit Reichert, der einen „Spielraum zur Senkung der Umlage“ schaffen und weitest möglich Synergieeffekte nutzen will. Spielraum sieht er etwa im Kreditmanagement. Lauth verweist darauf, dass sich „die Umlage zum Guten gewendet“ habe: Betrug sie 2006 noch 39,2 Punkte, beläuft sie sich derzeit auf 33,5 Punkte, was aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass die Realschule plus in die Trägerschaft des Kreises übergegangen ist. Im Bereich der Werke stehen Umstrukturierungen an: „Wir müssen verwaltungsintern Dinge zusammenlegen, deren Zusammenlegung Sinn macht“, sagt Lauth. „Es macht wenig Sinn, dass wir innerhalb einer Verwaltung noch Teile einer anderen Verwaltung haben“, sieht auch Kölsch die Notwendigkeit zu struktureller Neuorientierung. Jeder Schritt müsse aber, stellt Reichert fest, „Auswirkungen für die Bürger haben“ und sich „bemerkbar machen in einer Reduzierung der Gebühren und Entgelte“. Erhöhungen blieben aber wohl nicht aus. Ganz wichtig dabei: „Wenn sie kommen, müssen wir klar erklären: Warum machen wir das?“ Im Tourismus sehen alle drei Kandidaten einen wichtigen Wirtschaftsfaktor, im Tourist-Info-Zentrum eine Chance, wobei sowohl Kölsch als auch Reichert im Rückblick die hohen Baukosten kritisch beurteilen. „Jetzt muss man das rausholen, was man sich davon versprochen hat“, sagt Kölsch und Reichert meint, dass „wir eine Anlaufstelle in der Schuhmeile brauchen“. Dabei sei die Kooperation mit Dahn „unabdingbar“: Die Probleme müssten „kurzfristig ausgeräumt werden. Mit dem Landkreis müsse man „erneut das Gespräch führen, um ihn mit ins Boot zu holen“, meint Reichert, der sich einen weiteren Ausbau der touristischen Infrastruktur und eine Verzahnung der örtlichen Angebote wünscht. Auch für Lauth sei die Kooperation mit Dahn „wesentlich“. Potenziale sieht Kölsch in „Paketen“, die beispielsweise die Bereiche Wandern, Schuhe und Biken bündeln. Auch müsse es gelingen, Vereine in die Gästebetreuung einzubinden. Die Premiumwanderwege – sieben in der VG – seien eine gute Einrichtung, aber „Tourismus ist nicht nur Wandern“, meint auch Reichert. Mountainbiking, Nordic Walking, Klettern, diese Natursportarten müssten forciert werden. Alle drei Kandidaten stehen hinter dem Bestand der kleineren Feuerwehren. Sie sind sich einig, dass die Wehren allesamt so auszustatten sind, dass sie ihrer Aufgabe nachkommen können. Lauth verweist auf die „hervorragende Jugendarbeit“ in den Orten. Probleme auf dem Hermersbergerhof, wo derzeit keine Wehr existiert, müssten „ohne Zwangsverpflichtung“ gelöst werden. Reichert bezeichnet die Wehren als „Kernaufgabe der VG“. Sowohl Lauth als auch Reichert und Kölsch wollen alles daran setzen, um die Tagesalarmbereitschaft zu gewährleisten. „Die Ausstattung muss so angelegt sein, dass möglichst wenig Personal möglichst wirksame Hilfe leisten kann“, so Kölsch. Einig sind sich die Kandidaten im Bereich Schulen: Alle drei Kandidaten betonen die gute Entwicklung, die die mittlerweile dreizügige Realschule plus genommen habe. Der Kreis als Schulträger müsse sich aber „deutlich mehr engagieren“, fordert Lauth und moniert die mangelhafte Pflege der Außenanlage. „Die gute Arbeit der Schule schlägt sich in den Anmeldezahlen nieder“, konstatiert Reichert und fordert die „Sicherung und den Ausbau dieses schulischen Angebots“. Als „infrastrukturelle Aufwertung“ könne er sich den Ausbau zur Integrierten Gesamtschule vorstellen. „Unverzichtbar“ nennt Kölsch das Angebot einer weiterführenden Schule. Ebenso einhellig stehen die drei für den Erhalt des Grundschulangebots in der VG. „Ich stehe zur Grundschule Wilgartswiesen“, sagt Lauth, und Kölsch: „Ich schließe keine Schule.“ Reichert formuliert: „Mit mir wird es keine Schließung einer Grundschule geben.“ Ein Thema, das in den nächsten Monaten weiter für Diskussionen sorgen wird, ist die Windkraft. Lauth hat sich klar positioniert: „Der Langer Kopf eignet sich als Standort für Windräder, weil sie auf dem ehemaligen Militärgelände ohne weitere Eingriffe in die Natur verwirklicht werden können und jede Entwicklung dort besser ist als der jetzige Zustand.“ Er wolle aber keineswegs einer „Verspargelung des Pfälzerwaldes“. Kölsch will die „Fortschreibung des Landesentwicklungsplans“ abwarten, sieht aber auch für die Gewinnung von Energie „andere Möglichkeiten als die störenden Windräder“. Ob Windkraft in der VG zu realisieren ist, sei letztlich „sehr sorgfältig zu prüfen“. „Wir können nicht auf jeden Hügel Windräder stellen“, wendet sich Reichert gegen „25 Windräder rund um Hofstätten“. Vom Grundsatz her sei er dafür, dass der Pfälzerwald frei von Windrädern bleibt. Wenn einzelne Standorte doch infrage kämen, dann gehe das nur „unter intensiver Einbeziehung der Bevölkerung. (ran)

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