Göcklingen Joggerin wird von Greifvogel angegriffen

Bussarde sind wachsam.
Bussarde sind wachsam.

Man rechnet mit vielem beim Joggen, doch nicht mit der Attacke eines Greifvogels. RHEINPFALZ -Mitarbeiterin Linda Weis ist genau das passiert.

Eigentlich täglich bin ich joggend in den Weinbergen rund um Göcklingen unterwegs. Ich genieße es, mich uneingeschränkt in der Natur zu bewegen, dort Sport treiben zu können. Vergangenen Mittwoch startete ich direkt morgens um 8 Uhr, bekleidet in einem schön, leuchtend pinken Sportshirt, meine Laufrunde.

Wie immer führte sie erst einmal hinaus aus meinem Wohnort Göcklingen. Ich wählte die Friedhofstraße, um am Friedhof vorbei über den Feldweg in Richtung Winzergenossenschaft Deutsches Weintor in die Weinberge zu gelangen. Über meine InEar-Kopfhörer lief der Podcast von Toni Kross, in dem er das Ende seiner Karriere bekannt gab.

Kopfhörer fällt zu Boden

Ich war völlig vertieft in diesen Podcast, rannte am Friedhof vorbei und gelangte in die Höhe einiger Bäume. In diesem Moment gab es einen immensen Schlag auf meinen Hinterkopf und an mein rechtes Ohr, mein Kopfhörer fiel vor mir zu Boden. Noch im „Fußball-Modus“ dachte ich, es hätte mir jemand mit voller Wucht einen Fußball an den Kopf geschossen und drehte mich um.

Weit und breit war niemand zu sehen. Ich schaute mich auf dem Boden um: wo lag der Gegenstand, der mich so massiv am Kopf getroffen hatte? Nirgends war etwas zu entdecken. Ich hob meinen Kopfhörer auf und überlegte ganz kurz, weiter zu joggen. Doch dann bemerkte ich, welch starke Kopfschmerzen ich hatte. Ich fasste mir nochmals an mein Ohr, dass ebenfalls schmerzte und hatte plötzlich die Hand voller Blut.

Ich stand unter Schock

Mir wurde übel, ich begann zu weinen, stand völlig neben mir und unter Schock. Ich schaute nach oben und sah am Himmel einen Greifvogel seine Runden ziehen und dabei Schreie von sich geben. Ich begab mich ein paar Schritte von der Stelle weg und befahl meinem Handy über Sprachfunktion, meinen Mann anzurufen, „kannst du kommen, ich glaube mir ist beim Joggen ein Vogel an den Kopf geflogen“. Ich möchte nicht wissen, was mein Mann in diesem Moment dachte, doch anhand meiner panischen, weinerlichen Stimme erkannte er, dass ich keinen Scherz gemacht hatte. Eine Stunde später, im Behandlungsraum des Krankenhauses, las er mir aus dem Internet einen Artikel vor, der genau thematisierte, was mir passiert war: Greifvögel greifen Jogger an.

„Das Problem ist mir tatsächlich bekannt, ich habe davon schon einmal gehört“, sagt Gerhard Wisser vom Göcklinger Ortsverein des Naturschutzbundes. Vor etwa zwei bis drei Jahren sei er von ähnlichen Vorfällen in Höhe des „Brünnel“ in Richtung Heuchelheim informiert worden. „Man kann leider nichts tun, außer die Bewohner zu warnen“, sagt Wisser. Er erklärt mir, dass solche Vorfälle im (Früh-)Sommer, in der Brutzeit der Vögel auftreten.

Vögel bewachen ihren Horst

Dies bestätigt mir auch meine Recherche im Internet: In der Brut- und Fütterungsphase der Jungen in den Monaten Mai und Juni sind die männlichen Vögel, beispielsweise wie in meinem Fall die männlichen Bussarde, für die Nahrung und den Schutz der Jungtiere verantwortlich. Sie bewachen ihre Nester, „Horst“ genannt, und greifen Feinde, die sie als Bedrohung für ihre Jungtiere wahrnehmen, an.

Mich nahm der Bussard wohl auch aufgrund meiner raschen Bewegungsgeschwindigkeit beim Joggen als solche wahr. Und ein weiteres Merkmal charakterisierte mich als Gefahr: „Speziell grelle, leuchtende Kleidung nehmen sie als Gefahr wahr, da muss man sich besonders in Acht nehmen“, rät Nabu-Mitglied Wisser. Seine Frau Margret ergänzt, dass Bussarde von hinten angreifen. Im Fernsehen habe sie mal die Empfehlung gesehen, man solle sich zur Abschreckung Augen an den Hinterkopf kleben.

Laufen in Gruppen

Dass die Vögel von hinten angreifen, wurde in der Vergangenheit auch zwei weiteren Läuferinnen in Göcklingen schon zum Verhängnis. „Mich hatte einmal ein Greifvogel mit seinen Füßen am Hinterkopf erwischt“, berichtet Nancy Mauritz, „ich hatte daraufhin starke Kopfschmerzen.“ Sie habe sich angewöhnt, bereits um 5 Uhr laufen zu gehen. „Da ist der Bussard noch nicht unterwegs“, erklärt sie. Was auch gegen die Angriffe helfe, sei in ihren Augen das Laufen in Gruppen.

Diesen Eindruck teilt Alexandra Pahl, „man muss speziell vorsichtig sein, wenn man alleine unterwegs ist“. Sie hatte am Pfingstwochenende an etwa derselben Stelle wie ich eine Begegnung mit dem Bussard, der sie am Kopf berührt habe. Mein Schock saß noch einige Tage tief, ich hatte mit starken Kopfschmerzen, Schmerzen am rechten Ohr und den Kratzspuren am Kopf zu kämpfen. Meine erste Laufrunde nach dem Angriff habe ich inzwischen schon wieder hinter mir.

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