Kreis Südliche Weinstraße Nur einer hat sich bisher entschieden

In Rheinland-Pfalz werden im Mai unterem anderem Gemeinderäte und Ortsbürgermeister gewählt.
In Rheinland-Pfalz werden im Mai unterem anderem Gemeinderäte und Ortsbürgermeister gewählt.

Einzig für Jürgen Brödel, Ortsbürgermeister von Wilgartswiesen, steht die Entscheidung seit Monaten fest. Nach zwei arbeitsintensiven Wahlperioden hält er die Zeit für gekommen, sein Ehrenamt abzugeben. „In Amerika darf man gar nicht länger machen“, sagt er. Mit 42 Jahren stehe er mitten im Leben und wolle noch andere Aufgaben anpacken. Da ist etwa die Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern, für die er sich mehr Zeit nehmen will. Auch seine Holzhandlung am Ortsrand verlange nach einem umsichtigen und stets präsenten Geschäftsleiter. „Es ist immer gut, auf dem Höhepunkt seiner Karriere Schluss zu machen“, betont Brödel. Selbst für den Gemeinderat will er sich nicht mehr aufstellen lassen, obwohl die von ihm gegründete Wählergruppe „Bürger für Wilgartswiesen“ von Anfang an großen Zulauf bekommen hatte und ihre Vertreter im Ortsgemeinderat die Beschlüsse bestimmen. Brödel war zehn Jahre Mitglied im Rat, ist daher mit der Infrastruktur und den anstehenden Problemen der Waldgemeinde gut vertraut. Mit Genugtuung blicke er auf eine erfolgreiche Zeit zurück. „Wir haben etwa eine Million Euro Schulden abgebaut und sind fast schuldenfrei“, sagt er. „Zum Verkauf notwendig gewordene Immobilien haben wir zum Verkehrswert veräußern können, die Naturbegräbnisstätte Ruheforst zu einem florierenden Unternehmen gebracht.“ In Brödels Amtszeit hat sich die Einwohnerzahl Wilgartswiesens von 930 auf 1010 erhöht. Der Kindergarten sei proppenvoll, sagt er, die Grundschule könne fortbestehen. Sein Wunsch sei, dass das von ihm mit initiierte interkommunale Gewerbegebiet Hauenstein-Wilgartswiesen noch vor der Amtsübergabe fertig wird. Peter Bernhard, 58 Jahre alt, ist in erster Wahlperiode Ortsvorsteher von Wilgartswiesens Annexe Hofstätten, mit 106 Einwohnern eines der kleinsten Dörfer im Pfälzerwald. Eine zweite Amtszeit kann er sich schon vorstellen, auch wenn er nicht nur Freude an dem Amt hat. Es fehle ihm ein Stellvertreter, bemängelt er. Wie viele Jahre er Mitglied des Ortsbeirats gewesen ist, weiß er nicht mehr. Bernhard legt Wert auf Konsens und sieht sich eher als Wortführer seines Ortsbeirats, weniger als Chef. Die Beschlüsse müssten ohnehin vom Rat der Hauptgemeinde getroffen werden, was auch geschehe. In der zweiten Annexe Wilgartswiesens, dem Hermersbergerhof, kann sich Ortsvorsteherin Sabine Lanowski, 53, eine dritte Amtszeit vorstellen. Sie sei nicht abgeneigt, sich erneut für den Posten der Ortschefin in der höchstgelegenen Siedlung des Pfälzerwalds zu bewerben. In dem Dörfchen mit seinen 70 Einwohnern steht vor allem die Verkehrssicherheit im Vordergrund, besonders im Winter, wenn die vielen Tagestouristen kommen. Edgar Perret, 64, SPD, ist Ortschef der 700 Einwohner zählenden Gemeinde Spirkelbach. Er ließ sich selbst nach mehreren Anläufen der RHEINPFALZ keinen eindeutigen Entschluss zu seiner Zukunft abringen. Perret ist Bürgermeister in zweiter Wahlperiode, war seit 1978 Mitglied im Gemeinderat und zehn Jahre stellvertretender Bürgermeister. Überliefertes bewahren und die Dorfgemeinschaft durch Vereine stärken gehört zu seinen Maximen. Als einziger der befragten Bürgermeister kann Herbert Schwarzmüller in Schwanheim auf eine Amtszeit von 20 Jahren zurückblicken. Zuvor war der heute 50-Jährige zehn Jahre Mitglied im Ortsgemeinderat. Die Entscheidung, ob er in seiner Gemeinde mit ihren 600 Einwohnern auch für eine fünfte Wahlperiode bereit ist, hält er sich noch offen. Zu seinen größten Aufgaben, die er in seiner langen Amtszeit bewältigt hat, zählt er den Umbau der Alten Schule zu einem Bürgerhaus, die Sanierung der Hubertushalle, den neuen Dorfmittelpunkt mit Dorfbrunnen und Café, die Neuorganisation des Kindergartens und den Ausbau der Ortsdurchfahrt. Er wolle die Sache erst einmal mit seinem Gemeinderat besprechen, sagt Armin Ladenberger. Er ist 63 Jahre alt und in zweiter Amtszeit gewählter Ortsbürgermeister des kleinen Wasgaudorfs Darstein mit seinen rund 200 Bewohnern. 30 Jahre lang entschied Ladenberger im Gemeinderat mit. Thomas Funck, 49, ist seit 2014 Ortsbürgermeister von Dimbach, dem mit 189 Einwohnern kleinsten selbstständigen Ort in der Verbandsgemeinde Hauenstein. Die Bereitschaft zur erneuten Kandidatur sei zwar vorhanden, sagt er, letztendlich komme es aber auf das Einverständnis des Gemeinderats an. Die Bevölkerung sei politisch sehr interessiert, erfreue sich auch einer guten Altersstruktur. Dank des Neubaugebiets habe sich die Einwohnerzahl um zehn Prozent erhöht. Vor allem junge Familien mit Kindern seien zugezogen. „Man muss viel Herzblut hineinstecken“, umschreibt Funck die Anforderungen seines Amts. Trotzdem sei er oft machtlos, was er manchmal von den Bürgern zu spüren bekomme. 95 Prozent der Einwohner Dimbachs hätten sich die Angliederung an die Verbandsgemeinde Annweiler gewünscht und seien von der gegenwärtigen Entwicklung tief enttäuscht, betont Funck. Zu keiner Stellungnahme bereit war Hermann Rippberger, Ortsbürgermeister von Lug. Das sei alles noch zu früh, sagt er. Zuerst müsse er darüber mit dem Gemeinderat sprechen.

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