Kreis Südliche Weinstraße Où est Spot?

Christelle Haist bringt den „Waldgeister“-Kindern ihre französische Muttersprache spielerisch näher.
Christelle Haist bringt den »Waldgeister«-Kindern ihre französische Muttersprache spielerisch näher.

„Spot, Spot, ou est-tu?“ rufen die Kinder der Kita „Waldgeister“ in Pleisweiler-Oberhofen. Sie sind in der Morgenrunde ganz bei der Sache. Sie lauschen aufmerksam den Worten von Christelle Haist, die ihnen aus einem Kinderbuch vorliest. Darin geht es um eine Hündin, die im Haus nach ihrem Welpen Spot sucht. „Est-il dans le lit?“, fragt Haist in die Runde. „Non, c’est un crocodile“, glaubt die kleine Eva. Tatsächlich, unterm Bett ist ein Krokodil. Die Suche nach Spot geht also weiter. Dass die Jungen und Mädchen sich mit der 31-Jährigen auf Französisch verständigen, ist kein Zufall. Haist ist seit fünf Jahren als französische Erziehungskraft in der Einrichtung tätig und bringt den Kleinen ihre Muttersprache spielerisch näher. Eben das hat das landesweite Fremdsprachenprogramm „Lerne die Sprache des Nachbarn“ zum Ziel. Die Kita in Pleisweiler-Oberhofen ist eine von 24 Kindertagesstätten im Kreis Südliche Weinstraße, die an dem Französisch-Fremdsprachenprogramm teilnehmen. Landesweit sind es 184 Einrichtungen, in denen die Sprache des Nachbarn im Kita-Geschehen integriert ist. Kita-Leiterin Dagmar Löbs erklärt: „Entscheidend ist, dass den Kindern nicht nur die Sprache, sondern auch fremde Werte und Lebensweisen vermittelt werden.“ Sie lernten frühzeitig, offen und tolerant für andere Kulturen zu sein, was für ihre spätere Entwicklung von besonderer Bedeutung sei. Deshalb sei man stolz, den Kleinen solch eine Möglichkeit bieten zu können, und zwar seit ebenso langer Zeit, wie das Programm auch besteht. Konkret seit 33 Jahren. Es sei ein spannendes Abenteuer gewesen, auf das sich die Kita damals eingelassen habe. „Es gab schließlich keine Vorgaben, wie die französische Sprache vermittelt werden sollte“, erinnert sich Löbs. Vier französische Erzieher habe sie im Laufe der Zeit erlebt, die auf unterschiedliche Weise die Kleinen an ihre Muttersprache heranführten. Haist ist die fünfte fremdsprachige Fachkraft, die bei den „Waldgeistern“ zugegen ist. „Sie zeichnet sich durch ihre Kreativität aus“, freut sich Löbs über die Arbeit der 31-Jährigen, die nach eigener Aussage viel Wert auf künstlerische Elemente legt, beispielsweise Figurentheater aufführt, dessen Protagonisten die Kleinen vorher aus Papier gebastelt haben. Die fremde Sprache wird ganz selbstverständlich in den Tagesablauf der Kita eingebunden. Wenn die Kinder mit Haist basteln, spielen oder erzählen, dann läuft die Kommunikation überwiegend auf Französisch. „Die Kinder verstehen mich schon ganz gut, weil ich Ihnen vor allem mit Gestik und Mimik zeige, was ich meine“, erklärt die 31-Jährige. Das Programm hat das Ziel, dass die Kinder durch eine spielerische Beschäftigung mit der französischen Sprache motiviert werden, aus eigenem Antrieb ihre Kenntnisse zu erweitern. Haist ist in einem französischen Dorf in der Nähe der deutsch-französischen Grenze aufgewachsen, bevor sie studienbedingt in die Pfalz kam. Anderthalb Tage in der Woche ist sie in Pleisweiler-Oberhofen, die restlichen Tage ist sie in einer anderen Kita im Kreis SÜW beschäftigt. Wie viel Stunden sie in einer Einrichtung verbringt, hängt von der Zahl der Gruppen ab. Pro Kita-Gruppe würden fünf Stunden in der Woche teils vom Land, teils von der Kreisverwaltung finanziert, erklärt Löbs. „Früher waren es zehn Stunden pro Gruppe, doch wegen finanzieller Einsparungen wurde es reduziert“, sagt sie. Das sei zwar schade, dennoch sei sie erfreut, das Programm in seiner jetzigen Form weiter im Angebot zu haben. Durch das Erlernen der Sprache des Nachbarn sollen gute Voraussetzungen für einen grenzüberschreitenden Austausch geschaffen werden. Die Kita Waldgeister ist bereits einen Schritt weitergegangen, indem sie seit Jahren eine Freundschaft zu einem Kindergarten in Weißenburg pflegt. Man treffe sich alle zwei Monate, sagt Löbs. „Mal kommen sie uns besuchen, mal fahren wir zu ihnen nach Frankreich“, erklärt die Kita-Leiterin. „Das Schöne ist, dass die Kinder auch die Menschen kennenlernen, deren Sprache sie hier lernen.“ Zumal dies eine weitere Möglichkeit sei, den Wortschatz in der französischen Sprache zu erweitern. Für Weihnachten hatten die Einrichtungen beispielsweise jeweils ein buntes Heftchen erstellt, in dem die Kinder von der Partnerkita erzählen, was sie gerne machen.

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