Geschichten aus der Geschichte Olympischer Traum eines Südafrikaners platzt in Edenkoben

Gert Potgieter (Mitte) gewann bei den Commonwealth-Spielen 1958 in Wales die Goldmedaille über die 400 Meter Hürden.
Gert Potgieter (Mitte) gewann bei den Commonwealth-Spielen 1958 in Wales die Goldmedaille über die 400 Meter Hürden.

Die Olympischen Spiele in Paris sind in vollem Gange. Nicht nur die Sportler, sondern auch deren Fans auf Medaillen – möglichst goldene. Das war auch vor den Spielen 1960 in Rom so. Damals spielte Edenkoben eine Rolle.

Bei einem Sportfest auf der Ludwigshöhe war auch der südafrikanische Leichtathlet Gert Potgieter anwesend. Er war Spezialist über 400 Meter Hürden. Bei den Commonwealth-Spielen 1958 in Wales hatte er die Goldmedaille gewonnen. Und am 16. April 1960 hatte er die 440 Yards in 49,3 Sekunden gelaufen. Zum ersten Mal schaffte ein Mensch diese Strecke elektronisch gemessen in weniger als 50 Sekunden. Damit hielt Potgieter den Weltrekord, den die US-Athleten bis dahin dominiert hatten.

Doch dann kam der 11. August 1960, zwölf Tage vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Rom. Es war ein regnerischer Tag. Nach dem Sportfest und einem Empfang durch Edenkobens Bürgermeister Karlheinz Lintz trat Potgieter den Rückweg nach Köln an. Er war in Begleitung seiner Freundin und späteren Ehefrau, der deutschen Leichtathletin Renate Junker vom ASV Köln, sowie eines südafrikanischen Sprinterkollegen und eines Reporters.

Was dann geschah, darüber berichtete die Nachrichtenagentur Reuters in der kanadischen Zeitung „The Saskatoon Phoenix“. „Edenkoben; West Germany. Südafrikas Star-Athlet Gert Potgieter, Inhaber des Weltrekords über 440 Yards Hürden, wurde hier am Dienstagabend bei einem Autounfall schwer verletzt und kann nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Potgieter und ein weiterer südafrikanischer Athlet, Edward Jeffreys, saßen in einem Auto, das auf der nassen Straße ins Schleudern geriet und gegen einen Baum prallte. Der 23-jährige Potgieter erlitt einen Bruch des Oberkieferknochens, eine schwere Gehirnerschütterung und schwere Schnittwunden und Prellungen.“

Gert Potgieter verliert ein Auge

Wie sich herausstellte, geschah der Unfall in der ersten scharfen Kurve, gleich nach der Abfahrt vom Quartier. Bei dem Auto handelte es sich um den Borgward Isabella von Renate Junkers Vater, gesteuert von Jeffreys. Neben ihm saß der Journalist. Auf der Rückbank hatten Potgieter und Junkers Platz genommen. Potgieter wurde nach dem Crash umgehend in die Uniklinik nach Heidelberg gebracht. Dort stellte sich heraus, dass er ein Auge verloren hatte – das bedeutete das endgültige Olympia-Aus.

Weitspringerin Renate Junker konnte an den Spielen in Rom teilnehmen und schrammte als Viertplatzierte nur knapp an einer Medaille vorbei. Gert Potgieter wurde 1966 noch einmal südafrikanischer Meister im Zehnkampf.

Die kanadische Zeitung The Saskatoon Phoenix berichtete 12. August 1960 vom schweren Autounfall des Leichtathleten Gert Potgiete
Die kanadische Zeitung The Saskatoon Phoenix berichtete 12. August 1960 vom schweren Autounfall des Leichtathleten Gert Potgieter.
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