Venningen Schaben in der Südpfalz den Kampf angesagt: Bevölkerung hilft mit

Die Küchenschabe gilt als überwiegend nachaktiv.
Die Küchenschabe gilt als überwiegend nachaktiv.

Giftköder, abgedichtete Kanaldeckel, Schädlingsbekämpfer – in Teilen von Venningen wurde zuletzt auf einen ungebetenen Gast reagiert. Was Bewohner im Gäu jetzt wissen müssen.

In Herxheim und in Landau ist es eine neue Ameisenart, die ursprünglich aus einer anderen Ecke der Welt stammt und nun auch in der Südpfalz heimisch geworden ist. Zum Leid betroffener Grundstückseigentümer, die sie mithilfe der Gemeinde beziehungsweise der Stadt wieder loswerden möchten. In Venningen gibt es ein anderes Insektenproblem, das nach Aussagen von Betroffenen inzwischen weitestgehend eingedämmt werden konnte.

Es geht um Schaben, genauer um die Orientalische Schabe, die hierzulande auch als Küchenschabe oder Kakerlake bekannt ist. Als sie vor Wochen immer häufiger im Ort gesehen wurde, wussten Anwohner, dass sie aufgrund der starken Population zu einem dauerhaften Problem werden könnte. Nicht nur die Gemeinde war gefragt, um gegen die Schaben vorzugehen, sondern auch die Verbandsgemeinde Edenkoben. Treten sie doch üblicherweise im Untergrund auf, also beispielsweise im Bereich der Kanäle und Fernwärmeleitungen, wofür die Verbandsgemeindewerke zuständig sind.

Beigeordneter: „Kein Hygieneproblem“

Die Blatta orientalis, so die lateinische Bezeichnung für die Insektenart, hat sich aber nicht aufgrund mangelnder Hygiene im Dorf verbreitet. Eberhard Frankmann, als erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde unter anderem für die Verbandsgemeindewerke zuständig, möchte diesen Aspekt an dieser Stelle festhalten. Und damit vermeiden, dass der Ruf von Anwohnern und Gewerbetreibenden in den betreffenden Bereichen von Venningen wegen des Vorfalls geschädigt wird. Das ist nämlich aktuell ihre größte Sorge, wie aus Reihen der Anwohner zu hören ist.

Dass die Küchenschabe in Venningen vermehrt auftrat, nach Angaben der Gemeinde vor allem in der Altdorfer Straße und in der oberen Hauptstraße sowie in angrenzenden Straßen, hat laut Frankmann einen anderen Grund. Infolge der Globalisierung werde die Orientalische Schabe inzwischen auch in den Ländern gesehen, wo es sie zuvor nicht gegeben hat. Das sei der Tatsache geschuldet, dass Menschen diese und andere Insekten nach der Rückkehr aus ihrem Urlaub durch Reisegepäck, Früchte oder Pflanzen einschleppen. Und aufgrund des subtropischen Klimas, das auch in Teilen der Pfalz vorherrscht, können die Schabe nicht nur in Südeuropa, sondern auch in unseren Gefilden im Freiland überleben, betont Eberhard Frankmann. Sonst liebt sie es nämlich warm, feucht und – da sie nachtaktiv ist – dunkel.

Ortschef: „Gemeinsames Handeln wichtig“

Es war für alle Beteiligten von vorneherein klar, dass es einer gemeinsamen Kraftanstrengung bedarf, um das Schaben-Problem in den Griff zu bekommen. Das betont Ortsbürgermeister Jürgen Leibfried. Die Gemeinde lud zu einer Einwohnerversammlung ins Pfarrzentrum ein, um alle auf denselben Wissensstand zu bringen und über das weitere Vorgehen zu beraten. Über eine eigens dafür eingerichtete E-Mail-Adresse konnten Venninger neue befallene Gebiete und Bereiche benennen, um die Bekämpfung im Dorf räumlich auszudehnen. Umgekehrt gründeten Anwohner über den Kommunikationsdienst Whatsapp eine Gruppe, um sich schneller auszutauschen.

Sind die Schaben auf den privaten Grundstücken, ist es Sache der Eigentümer, dagegen vorzugehen. Giftköderboxen und Monitoringfallen waren die Mittel der Wahl. Der Schädlingsbekämpfer, der in Herxheim noch mit der invasiven Ameisenart zu tun hatte, stellte diese den Bürgern kostenfrei zur Verfügung. Er selbst nahm Sprühaktionen auf Gehwegen und öffentlichen Flächen vor.

Wie ist die aktuelle Situation?

Und die Verbandsgemeinde kümmerte sich um ihr Gebiet. Sie dichtete unterem Kanaldeckel ab und brachte Geruchsdeckel ein, damit keine weiteren Schaben vom Untergrund nach außen gelangen. Schmutzfänger wurden aus Gullys und Kanalschächten ausgebaut und deren Inhalt behandelt und entsorgt. Zudem wurden Kanalspülungen vorgenommen. Die Fachleute gingen abschnittsweise vor. Dabei brachten sie an einer Stelle Spülwasser ein, das sie an anderer aufsaugten und filtrierten. Auf Insektizide und eine Begasung wurde verzichtet, um nicht Gefahr zu laufen, dass dadurch Mikroorganismen im Wasser abgetötet werden beziehungsweise es zu Gaseintritt in die Häuser kommt.

„Aktuell sieht die Situation so aus, dass der ursprünglich starke Befall deutlich zurückgegangen ist und überwiegend tote Tiere gefunden werden“, berichtet Eberhard Frankmann. Allerdings sei es fraglich, dass damit das Problem aus der Welt geschafft ist. „Wenige Tiere können bei optimalen Lebensbedingungen die Population wieder deutlich steigern.“ Die Bevölkerung sei dementsprechend weiter gefragt, mitzuhelfen, die Population nicht wieder größer werden zu lassen.

So sehen die Gullys mit Verschlusskappen aus. Dadurch soll verhindert werden, dass weitere Schaben aus den Kanälen nach oben gel
So sehen die Gullys mit Verschlusskappen aus. Dadurch soll verhindert werden, dass weitere Schaben aus den Kanälen nach oben gelangen.
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