Kreis Südliche Weinstraße Seilwinde sorgt für Grummeln

Wenn der Unimog ausgemustert wird, hat die Hauensteiner Schwerpunktwehr kein Fahrzeug mehr mit Seilwinde.
Wenn der Unimog ausgemustert wird, hat die Hauensteiner Schwerpunktwehr kein Fahrzeug mehr mit Seilwinde.

Die Feuerwehr Hauenstein verfügt (noch) über einen Unimog-Rüstwagen aus dem Jahr 1985. Dieses Fahrzeug, in das eine Seilwinde eingebaut ist, wird ausgemustert. Der Unimog, der trotz seines hohen Alters aufgrund guter Pflege gut dasteht, hat die vorgeschriebene Nutzungsdauer von 25 Jahren hinter sich. Eigentlich hätte schon 2010 Ersatz beschafft werden müssen. Das steht nun an. Rüstwagen sind im Feuerwehrbedarfsplan nicht mehr vorgesehen, informieren Wehrleiter Johannes Seibel und Wehrführer Sascha Brunner. Und so wird der Unimog ersetzt durch ein Mehrzweckfahrzeug (MZF). Nur: Das auf Beschluss des Verbandsgemeinderates bestellte MZF 3 verfügt über keine Seilwinde, „obwohl sich im Feuerwehrausschuss alle Fachleute für den Einbau einer Seilwinde ausgesprochen hatten“. In der Vergangenheit verfügte die Hauensteiner Wehr sogar über drei Seilwinden, die, wie Wehrführer Brunner auf Anfrage mitteilte, in sehr verschiedenen Einsatzszenarien gute Dienste geleistet hatten. Da war etwa ein Unfallauto mit einer eingeklemmten Verletzten, das abzurutschen drohte, ebenso zu sichern wie ein von der Straße abgekommener Lastwagen. Bei einem Frontalcrash habe man die Insassen nur bergen können, nachdem man die deformierten und verkeilten Fahrzeuge mit der Seilwinde auseinandergezogen habe. Bei Sturm müssten Bäume gesichert werden, wobei die Seilwinde eine große Hilfe sei. Bei vielen Einsätzen müsse sofort gehandelt werden. „In solchen Alarmsituationen fällt die Hilfeleistung nun ungleich schwerer“, sind sich die Hauensteiner Wehrleute sicher. Sie ärgern sich über den Hinweis, den der Beigeordnete Andreas Wilde (SPD) in die Diskussion eingeführt hatte: „Das örtliche THW verfügt doch über eine Seilwinde, die bei Bedarf angefordert werden kann“, wird Wilde, der beim THW in verantwortlicher Position arbeitet, zitiert. „Wenn wir an einem Einsatzort feststellen, dass wir eine Seilwinde benötigten und sollen dann das THW alarmieren, dann ist der Hase überm Berg, bevor das THW vor Ort ist“, argumentieren die Wehrleute. Das THW habe eine völlig andere Alarmierungsstruktur und eine ganz andere Ausrücke-Grundzeit, heißt es bei der Feuerwehr. Und ein THW-Insider bestätigt: Bis man nach einem Alarm „vom Hof“ komme, vergingen gewiss 15 Minuten. Wehrleiter Seibel bestätigt: „Im Bedarfsfall muss die Seilwinde der Feuerwehren Annweiler oder Dahn angefordert werden.“ Im Hauensteiner Rathaus hat man, wie Bürgermeister Werner Kölsch (parteilos) und der dritte Beigeordnete Manfred Seibel (Grüne) sagen, „zwar Verständnis“ für die Ausstattungswünsche der Wehr: „Aber eine Seilwinde gehört nicht zu den einsatztaktischen Notwendigkeiten“, sagt Seibel. Kölsch weist darauf hin, dass die Seilwinde seinen Informationen nach pro Jahr nur ein- bis zweimal im Einsatz gewesen sei. Beide betonen, dass „alles, was zur notwendigen Ausstattung zählt, beschafft wird“. Das MZF 3 werde nach den Vorgaben des Landes bestückt. Es sei ausgestattet mit Allradantrieb, einer Hubbühne und einem Waldbrandsatz. Vom Kreis komme die Atemschutzkomponente hinzu. In dieser Variante koste das Fahrzeug 137.000 Euro, wovon der Landkreis und das Land jeweils 37.500 Euro übernähmen. „Dass wir den Ortsgemeinden zuletzt mit Umlagesenkungen entgegenkommen konnten, ist eine Folge unserer an strikter Sparsamkeit orientierten Haushaltsführung“, führt Kölsch aus. „Die Seilwinde hätte zusätzlich 30.000 Euro gekostet und ist im festgelegten Kostenrahmen nicht darstellbar gewesen“, betonen Kölsch und Seibel. „30.000 Euro sind in der Tat viel Geld“, das sieht man auch bei der Feuerwehr so. „Geht man aber von einer Nutzungsdauer von 30 Jahren aus, dann macht das pro Jahr gerade einen Tausender“, argumentieren die Wehrleute. Und schließlich gehe es um die Sicherheit der Mitbürger.

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