Kreis Südliche Weinstraße Uni-Standort mitten im Pfälzerwald

Viel hat sich in den vergangenen Jahren getan auf der Fischzuchtanlage Eußerthal: einst kommerzielle Fischzucht, 2008 Räumung der Becken nach der Forellenseuche, dann brachliegende, immer maroder werdende Becken und schließlich die naturnahe Umgestaltung und Kooperation mit der Uni Koblenz-Landau, blickt der Hausherr Gustav Pade, erster Vorsitzender des Landesfischereiverbands Pfalz, zurück (wir berichteten mehrfach, zuletzt am 10. Juni). Das obere Teichareal ist bereits zurückgebaut, der Sulzbach schlängelt sich nun durch ein Feuchtbiotop. Der untere Teil der Anlage soll in diesem oder im nächsten Winter angegangen werden: ein Feuchtbiotop, steuerbare Auebecken und die Aufzucht bedrohter Fischarten sind geplant. Der bisherige Umbau – in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Annweiler – kostete rund 380.000 Euro, den das Land über das Programm „Aktion Blau Plus“ zu 90 Prozent förderte. Auch für den zweiten Teil sollen Mittel fließen, kündigt Umweltministerin Ulrike Höfken an. Rund 500.000 Euro sind veranschlagt. Für diesen Bereich laufen derzeit die Genehmigungsverfahren. „Damit wird Eußerthal Uni-Standort“, verkündet Universitätspräsident Roman Heiligenthal stolz, bevor er sich die gelben Gummistiefel überstreift und mit Höfken und einem ganzen Tross an Beteiligten und Interessierten das Gelände erkundet. Da zeigt Doktorand Benjamin Schreiber kleine Schlammpeitzger-Larven, die fürsorglich stündlich gefüttert werden, um dann kräftig genug zu sein, in den Gewässern der Umgebung ausgesetzt werden zu können. Da erklärt Umweltphysiker Christian Noß, wie sich der Sulzbach schon innerhalb eines Jahres ein natürliches Flussbett mit Schwingungen, Uferabbrüchen und Höhenunterschieden geschaffen hat. Entlang des Baches geht’s durch matschiges Schilfgelände weiter. Knatsch, knatsch unter den Füßen, während sich ein dunkelgrüner Schmetterling auf einer Pflanze niederlässt. „Ist das Brunnenkresse?“, fragt Höfken mit Kennerblick. „Richtig“, bestätigt Geoökologe Thomas Schmidt, der gerade Insekten aus dem Wasser herausfischt, um zu zeigen, wie sich diese an die Strömung und die Umgebung angepasst haben. In dem Projekt, das den Dreiklang Ökologie, Ökonomie und Soziales vereine, stecke viel Vorarbeit und sicherlich auch Diskussion, meint Höfken. Nun sei hier eine Kooperation am Wachsen zwischen Landesfischereiverband, Kommunen, Umweltbehörden und der Uni, die einzigartig sei. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau hat die bisherige naturnahe Umgestaltung des Geländes konzipiert und zeichnet auch für die Planung des zweiten Teils verantwortlich. Am Rande der Anlage wird ein ehemaliges Wohnhaus gerade von der Uni zu einer Forschungsstation mit Labor-, Seminar- und Übernachtungsräumen ausgebaut. Hier werden sich in Zukunft nicht nur Studierende und Wissenschaftlicher tummeln, sondern auch diejenigen, die die Forscher von morgen werden könnten. „Das ganze Gelände ist ein Natur Lab“, sagt Sandra Nitz, Professorin für Biodidaktik, freudestrahlend. Freilandlabore, Bruthaus, Teiche zur Aufzucht – hier gebe es überall etwas zu entdecken für Schüler, die das Gelände nach dessen Fertigstellung erkunden dürfen. Dafür werde die Uni Workshops anbieten. Aber auch Fortbildungen für Lehramtsstudenten und öffentliche Veranstaltungen für Erwachsene seien geplant. Derzeit seien die Mitarbeiter dabei, die Grundschulen der Umgebung anzusprechen. Für die Ministerin gibt’s noch einen Happen vom Grill, dann werden die Gummistiefel gegen die Stoffschuhe eingetauscht und die Reise durchs Land geht weiter. (höj)

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