Rinnthal/Paris/Lille Vater lebt mit seinen Kindern den olympischen Traum

Michael Kraus mit seinen zwölfjährigen Drillingen (von links) Jesper, Silja und Joshua bei der Leichtathletik im Stade de France
Michael Kraus mit seinen zwölfjährigen Drillingen (von links) Jesper, Silja und Joshua bei der Leichtathletik im Stade de France.

Michael Kraus lebt seinen persönlichen olympischen Traum. Dreimal reist er zu den Spielen nach Frankreich. Aus Lille und Paris bringt er unvergessliche Momente mit nach Hause.

Für viele Sportler auf der ganzen Welt ist es der Traum schlechthin, an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen. Rund 10.500 aus mehr als 200 Nationen haben ihn sich in den vergangenen zwei Wochen erfüllt. In 32 Sportarten schwammen, kämpften, liefen, ritten und spielten die Athleten um Gold, Silber und Bronze. Und das nicht nur in Paris. Schauplätze der Spiele waren unter anderem auch in Marseille, Nizza, Bordeaux und Lille. Die Surfer stürzten sich sogar vor Tahiti in die Wellen. Alles in allem war es ein riesiges Spektakel, das die Massen elektrisiert hat. Denn einen entscheidenden Unterschied gab es im Vergleich zu den vorangegangenen Olympischen Spielen in Tokio. Wegen der Corona-Pandemie fanden die nämlich mit einem Jahr Verspätung 2021 größtenteils ohne Zuschauer statt.

Dieses Jahr in Frankreich waren bei fast allen Wettkämpfen volle Tribünen zu bestaunen. Einer, der das hautnah miterlebt hat, ist Michael Kraus. Auch der Rinnthaler lebte seinen olympischen Traum, und das nach Athen 2004 schon zum zweiten Mal. Nicht als Sportler, sondern als begeisterter Olympia-Fan. Gleich drei Touren ins Nachbarland standen auf dem Programm. „Sport-Verrückter“ nennen ihn Familie und Freunde, wie Kraus sagt. „Okay, ich mich selbst auch“, ergänzt er.

Michael Kraus mit seinen zwölfjährigen Drillingen (von links) Jesper, Silja und Joshua bei der Leichtathletik im Stade de France
Michael Kraus mit seinen zwölfjährigen Drillingen (von links) Jesper, Silja und Joshua bei der Leichtathletik im Stade de France.
Joshua konnte tatsächlich ein Foto und ein Autogramm von Handball-Ass Juri Knorr ergattern.
Joshua konnte tatsächlich ein Foto und ein Autogramm von Handball-Ass Juri Knorr ergattern.
Auf ein Wiedersehen in Brisbane? Michael Kraus peilt eine Reise zu den Spielen 2032 an.
Auf ein Wiedersehen in Brisbane? Michael Kraus peilt eine Reise zu den Spielen 2032 an.
Michael Kraus und sein Sohn Joshua (rechts) in den U-Bahn mit Fans aus Dänemark.
Michael Kraus und sein Sohn Joshua (rechts) in den U-Bahn mit Fans aus Dänemark.
Michael Kraus und Sohn Joshua mit Fans aus Spanien.
Michael Kraus und Sohn Joshua mit Fans aus Spanien.
Auch Fans aus Japan hat Michael Kraus getroffen.
Auch Fans aus Japan hat Michael Kraus getroffen.
Treffpunkt für Menschen aus aller Herren Länder: Joshua, Silja und Jesper Kraus mit Fans aus Südkorea.
Treffpunkt für Menschen aus aller Herren Länder: Joshua, Silja und Jesper Kraus mit Fans aus Südkorea.
Handball in Lille im Zeichen der olympischen Ringe.
Handball in Lille im Zeichen der olympischen Ringe.
Jesper, Silja und Joshua (von links) sind mit Papa Michael Kraus auf dem Weg nach Paris.
Jesper, Silja und Joshua (von links) sind mit Papa Michael Kraus auf dem Weg nach Paris.
Pflichtprogramm in Paris: Joshua, Silja und Jesper Kraus am Fuße des Eiffelturms.
Pflichtprogramm in Paris: Joshua, Silja und Jesper Kraus am Fuße des Eiffelturms.
Geschafft: Deutschlands Basketballer schlagen zum Turnierauftakt Japan. Michael Kraus ist auf der Tribüne live mit dabei.
Geschafft: Deutschlands Basketballer schlagen zum Turnierauftakt Japan. Michael Kraus ist auf der Tribüne live mit dabei.
Die Franzosen feuern ihr Tischtennisteam in der Halle frenetisch an.
Die Franzosen feuern ihr Tischtennisteam in der Halle frenetisch an.
Vielleicht waren Michael Kraus und seine Kinder zu weit weg. Jedenfalls halfen ihre Anfeuerungsrufe für die Pfälzer Speerwerferi
Vielleicht waren Michael Kraus und seine Kinder zu weit weg. Jedenfalls halfen ihre Anfeuerungsrufe für die Pfälzer Speerwerferin Christin Hussong nicht.
Die deutschen Handballer treffen im Halbfinale auf Spanien.
Die deutschen Handballer treffen im Halbfinale auf Spanien.
»Was für ein Spiel! Einfach nur GEIL!«, lautet der Kommentar von Michael Kraus zum Sieg der deutschen Handballer im Halbfinale g
„Was für ein Spiel! Einfach nur GEIL!“, lautet der Kommentar von Michael Kraus zum Sieg der deutschen Handballer im Halbfinale gegen Spanien.

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Erst Lille, dann Paris

Erstes Reiseziel war Lille im Nordwesten Frankreichs. Im dortigen Stade Pierre-Mauroy wurde Handball und Basketball gespielt. Die deutschen Korbjäger um Fahnenträger Dennis Schröder starteten am 27. Juli ihre Mission Olympia-Medaille gegen Japan mit einem Sieg. Davor duellierten sich Australien und Spanien. Bei beiden Spielen saß Kraus mit seinem Freund André auf der Tribüne. „Stimmungsmäßig ist es sicherlich noch ausbaufähig“, lautete sein Fazit nach seinem persönlichen olympischen Auftakt. „Wir freuen uns schon, in Paris mehr Olympia-Atmosphäre aufzusaugen.“

Bis es so weit war, musste sich Kraus aber ein wenig gedulden. Denn der nächste Trip stand erst am 6. August an. „Die Anspannung steigt ein bisschen“, gab der Rinnthaler am Tag vor der Abreise zu. Denn während er vor 20 Jahren noch auf eigene Faust in Griechenland unterwegs war, hatte er dieses Mal Begleitung von seinen zwölfjährigen Drillingen Silja, Jesper und Joshua. „Es ist doch etwas anderes, mit drei pubertierenden Zwölfjährigen nach Paris zu fahren als allein nach Athen zu fliegen.“

Anfeuerung hilft Pfälzer Speerwerferin leider nicht

Angekommen in der Hauptstadt, stand zunächst Sightseeing auf dem Programm. Und dann tauchte das Quartett aus der Südpfalz ein in die Olympia-Atmosphäre. Das Ziel: der Champions Park zwischen Eiffelturm und Trocadéro, wo sich die Medaillengewinner den Zuschauern präsentierten. „Wir kamen leider wenige Minuten zu spät“, erzählt Kraus. „Der Platz war mit 13.000 Besuchern voll.“ Die Enttäuschung darüber hielt sich in Grenzen. „Die großartige Stimmung haben wir dann von der anderen Seite der Seine erlebt.“ Vor allem aber wussten die vier, dass der Höhepunkt der Paris-Reise erst am nächsten Tag anstand.

„Endlich Olympia-Wettkämpfe“ hieß es am Mittwoch. Erste Station war das Stade de France. „Da mal live dabei zu sein, war klasse“, sagt Kraus zu den Leichtathletik-Wettkämpfen am Vormittag. Gesehen hat das Quartett mit der Speerwerferin Christin Hussong aus Herschberg sogar eine Athletin aus der Pfalz. Allerdings half alle Anfeuerung nichts, sie schied in der Qualifikation aus.

Fußballatmosphäre in der Tischtennishalle

Am Nachmittag ging es dann in die Messehalle zum Tischtennis. „Sportlich war es ein Highlight, die chinesischen Frauen im politisch brisanten Duell gegen Taiwan spielen zu sehen“, so Kraus. „Stimmungstechnisch nur schwer zu überbieten war der Hexenkessel in der Arena Paris Sud 4.“ Der Gastgeber habe seine Stärke unter Beweis gestellt. Es gab ein klares 3:0 gegen Brasilien „mit phasenweise spektakulären Ballwechseln und Jubelstürmen, die es mit Toren in Fußballstadien aufnehmen können“.

So mitreißend das Treiben in der Messehalle auch war, Kraus und in erster Linie sein „ebenfalls mit dem Olympia-Virus infizierter Sohn Joshua“ waren etwas abgelenkt. Denn parallel zum Tischtennis in Paris kämpften die Handball-Männer in Lille gegen Frankreich um den Halbfinal-Einzug. Per Live-Ticker waren Michael und Joshua bei dem dramatischen Krimi dabei. Nach Abpfiff des Spiels war klar: Die beiden werden in ein paar Tagen in der Halle sein, wenn Deutschland im Halbfinale spielt.

Nächstes Ziel: Olympia 2032 in Brisbane

Denn nach den zwei Tagen Paris und einem kurzen Zwischenstopp im heimischen Rinnthal ging es zu zweit wieder nach Lille. Eine Whatsapp-Nachricht von vor Ort fasst treffend zusammen, was die beiden dort erleben durften. Kraus schickt ein Foto der Anzeigetafel kurz nach Spielende. Deutschland 25, Spanien 24. „Was für ein Spiel! Einfach nur GEIL!“, so der knappe Kommentar dazu von Michael Kraus. Die Krönung gab es für den Junior. Denn nach der Partie kam der deutsche Spieler Juri Knorr noch in der Fankurve vorbei. Joshua konnte ein Foto und ein Autogramm ergattern. „Für meinen Sohn war das wie Weihnachten und Ostern zusammen“, sagt Kraus.

Mittlerweile sind alle wieder zurück in der Südpfalz. Michael Kraus merkt man trotz einiger Tage Abstand an, dass er noch immer in Gedanken schwelgt. „Die Stimmung war sensationell, so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Damit meint er nicht nur die Atmosphäre in den Hallen und im Stadion, sondern auch auf den Straßen in Paris und Lille. Die friedlichen, freundschaftlichen Treffen mit Menschen aus aller Herren Länder, die außerordentlich hilfsbereiten freiwilligen Helfer vor Ort, die Organisation in Sachen Verkehr – „die Euphorie wird mit Sicherheit noch eine Weile andauern“, sagt Kraus.

Bleibt noch eine letzte Frage: Wann geht es für den Rinnthaler wieder zu Olympia? Bevor er antwortet, lacht er erst einmal herzlich. Um dann zu gestehen, dass er die Sommerspiele 2032 in Brisbane anpeilt. Auch, weil er ein Australien-Fan ist. „Neben der Paris-Spardose mit dem Eiffelturm drauf steht schon eine Australien-Dose. Da wird der eine oder andere Schein sicherlich reinwandern in den kommenden Jahren.“

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