Annweiler Vom Nesthäkchen zur Schulleiterin

Schulleiterin Ingrid Baumgartner-Schmitt
Schulleiterin Ingrid Baumgartner-Schmitt

Ingrid Baumgartner-Schmitt hat die Realschule plus in Annweiler geprägt. Und nicht nur die. Sie hat für die Schulbehörde viel Grundlagenarbeit geleistet. Dass sie keinen Dienst nach Vorschrift machen würde, hatte sich schon an der Uni abgezeichnet.

Zehn Jahre hat Ingrid Baumgartner-Schmitt die Geschicke der Realschule plus im Staufer-Zentrum Annweiler gelenkt und nachhaltige Zeichen gesetzt. Am Montag wird die 65-jährige Schulleiterin aus ihrem zum Lebenswerk gewordenen Schulalltag verabschiedet.

Ingrid Baumgartner-Schmitt stammt zwar aus Rheinhessen, trat ihre erste Dienststelle im August 1985 aber an der Realschule Annweiler an, sozusagen als Nesthäkchen, gibt sie verschmitzt zu. Denn sie traf auf ein etabliertes, bereits zusammengewachsenes Kollegium. Nun beendet sie in Annweiler ihre pädagogische Laufbahn. Dazwischen liegen einschließlich ihres Referendariats mehr als 40 Jahre einer, wie sie vermerkt, „aufregenden, anstrengenden, aber auch unglaublich erfüllenden Zeit“. Es sei ihr vergönnt gewesen, Einblicke in alle Bereiche der Schul- und Personalentwicklung zu nehmen. Sie beteiligte sich an neuen pädagogischen Konzepten, erarbeitete und betreute Modellschulen im gesamten Land und war selbst Leiterin einer solchen Versuchsschule.

Werksstudentin bei Schott

Schon in ihrer Gymnasialzeit fühlte sich die junge Frau zu den naturwissenschaftlichen Schulfächern hingezogen und belegte daher an der Universität Mainz die Studiengänge Physik und Chemie fürs Lehramt. Nebenher arbeitete sie als Werksstudentin beim Spezialglas-Hersteller Schott Mainz und als wissenschaftliche Hilfskraft im Institut für Mikrowellenphysik. Finanziell war sie damit fürs Studium recht gut abgesichert. Als Assistentin im Physik-Institut organisierte sie die Pflichtpraktika angehender Mediziner und überprüfte deren Leistungen. So sammelte sie schon früh Erfahrungen in Methodik und Didaktik der Erwachsenenbildung. Außerdem entwickelte sie Verfahren zu experimentellen Untersuchungen, wofür die dazu notwendigen Messinstrumente nach ihren Angaben angefertigt wurden. Schließlich stellte sie fest, wie wichtig an den Schulen eine einheitliche Ausstattung an Lehrmitteln ist.

Baumgartner-Schmitt integrierte sich in Annweiler rasch. Sie wurde bald zur Fachbereichsleiterin für die Naturwissenschaften ernannt, auch für Informatik, und war Ausbildungsleiterin für die Referendare, die der Schule zugewiesen waren. Sie übernahm die Drogenberatung und die Betreuung von Schulpartnerschaften. Als sie auch noch die Aufgabe als Fachleiterin für Chemie am Studienseminar Kaiserslautern übernahm, wurde man bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) auf sie aufmerksam. Man lud sie zur Landesdirektorenkonferenz der Realschulen ein und betraute sie mit der Leitung des bevorstehenden Landesmodellversuchs Duale Oberschule mit einem eigenen Büro in Landau. Dort baute sie als Stellvertretende Schulleiterin die DOS mit auf, wie die neue Schulform kurz genannt wurde. Gleichzeitig betreute sie als Leiterin der Geschäftsstelle 14 andere solche Modellschulen und entwickelte mit ihnen schon Strukturen, wie sie heutzutage für die Realschule plus gelten.

Die Duale Oberschule mit entwickelt

2006 übernahm sie die Leitung der DOS in Landau. Jedoch entschied die Stadt 2009, dass an die Stelle der Dualen Oberschule eine Integrierte Gesamtschule treten solle, damit wie bei den Gymnasien eine weitere Schule mit Oberstufe angeboten werden könne.

Die umtriebige Pädagogin war dennoch weiterhin gefragt. Fortan arbeitete Ingrid Baumgartner-Schmitt beim Pädagogischen Landesinstitut Speyer als Referentin im Zentrum für Schulleitung und Personalentwicklung. Sie befasste sich vorwiegend mit aktuellen Studien, setzte sich mit Forschungsergebnissen auseinander, entwickelte Fortbildungsangebote. Ihre geliebte Schulpraxis vermisste sie aber doch.

Bildungslandschaft Annweiler

Da kam 2014 das Angebot für Annweiler zur rechten Zeit. Bloße Schulleitung genügte Baumgartner-Schmitt jedoch nicht. Ihr war bewusst geworden, dass erfolgreiche Bildungsarbeit in der Region nur gemeinsam mit allen Schulen der Verbandsgemeinde, von der Grundschule bis zum Gymnasium, funktionieren kann. Es entstand die Arbeitsgemeinschaft „Bildungslandschaft Annweiler“, mit einbezogen waren die politischen Vertreter der Region. Ganz wichtig für das Gedeihen einer Schule sei die Vernetzung mit der Kommune, formuliert die scheidende Schulleiterin auch heute noch als unbedingten Grundsatz. Zur weiteren Selbstverständlichkeit gehöre die Zusammenarbeit mit der Elternschaft, der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu den Schülern und respektvoller Umgang miteinander.

Unter Ingrid Baumgartner-Schmitt sind der Realschule plus in Annweiler verschiedene Zertifikate verliehen worden, darunter „Schule ohne Rassismus“, „Modellschule der Heimatstiftung“, „Siegel für besondere Berufswahlvorbereitung“, „Erziehung zu demokratischem Bewusstsein“. Zur Verabschiedungsfeier am Montagvormittag sind zahlreiche Gäste geladen, unter anderem Ralf Schaubhut, Schulabteilungsleiter der ADD, die Leiterin der Realschulabteilung, Tatjana Kuhn, Vertreter des Schulleitungsverbands Rheinland-Pfalz, Landrat Dietmar Seefeldt, VG-Bürgermeister Christian Burkhart, die Kolleginnen und Kollegen.

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