Kreis Südliche Weinstraße Wir doch nicht

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Gestern Nachmittag stand der umstrittene Umzugswagen noch in einem Hof in Kapellen-Drusweiler, zum Teil waren die Aufbauten bereits entfernt. Das Gesicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel hinter Gittern und der Schriftzug „So geht es Volksverrätern“ war noch zu sehen. Angemeldet worden war der Motivwagen als „Kapeller Partybus“ von einer sogenannten Privatinitiative (die RHEINPFALZ berichtete mehrfach). Auch gestern waren die Macher des Motivwagens für die RHEINPFALZ nicht zu erreichen. Am Mittwochabend hatte sich Norman Kern aus Kapellen, der den Wagen zusammen mit zehn Bekannten gestaltet hat, in einem Beitrag des SWR-Fernsehens zu den Vorwürfen geäußert. Kern sagte in dem Beitrag, es sei „okay“, die Kanzlerin als Volksverräterin zu bezeichnen. Dass dies ein Begriff aus dem Nazi-Vokabular ist, habe er nicht gewusst. „Wir sind keine Rechten“, behauptete Kern. Der Wagen sei lediglich als Denkanstoß für die Politik gedacht gewesen. Dass er so viel Wirbel verursache, könne er nicht nachvollziehen. Derweil ist bei der Polizei eine Anzeige gegen die Macher des „Volksverräter“-Motivwagens eingegangen. In der Kurstadt ist der Umzug nach wie vor Gesprächsthema. Bernd Malysiak ist einer der vier ehrenamtlichen Organisatoren des Faschingsumzugs. Das Organisationsteam ist enttäuscht über die Reaktion von Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig, der die Zuständigkeit für den Umzug von sich gewiesen hat. Der Umzug sei Sache der Karnevalsgesellschaft Hameckia, hatte Ludwig behauptet. Nachweislich ist der Umzug aber eine Veranstaltung der Stadt. Dem Organisationsteam seien die Sprüche auf dem Motivwagen nicht aufgefallen, das Zeitfenster vor dem Start des Umzugs sei eng gewesen, und man habe sehr viele Dinge organisieren und abklären müssen, hatten die Organisatoren gegenüber der RHEINPFALZ mitgeteilt. Was wird vom Wagen geworfen, sind die Wagen durch „Mitläufer“ an den Reifen genügend abgesichert, verstoßen Teilnehmer zum Beispiel durch „wildes Pinkeln“ oder erkennbares Betrunkensein gegen die Regeln. Mit solchen Dingen müssten sich die Organisatoren befassen. Aufgefallen war der Wagen aber Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig. „Als ich den Wagen gesehen habe, habe ich den Umzug verlassen“, hatte Ludwig der RHEINPFALZ gesagt. Auch, dass die Stadt nicht verantwortlich und es „eine Sache der KG Hameckia“ sei, betonte Ludwig. „Diese Aussage stimmt nicht, die Karnevalsgesellschaft hat damit überhaupt nichts zu tun“, sagt Bernd Malysiak, der zusammen mit Christiane Sprenger, Detlef Weinstein und Reiner Schmitt privat und ehrenamtlich den Umzug und die dafür notwendigen Spenden organisiert. Dazu wird jährlich eine Vereinbarung zwischen der Stadt und den vier Ehrenamtlichen, dem Organisationsteam, abgeschlossen, die der RHEINPFALZ vorliegt. „Die Stadt Bad Bergzabern ist Veranstalter des Faschingsumzuges Bad Bergzabern am 28. Februar“, heißt es in der ersten Zeile. Diese Vereinbarung sei im Stadtrat bekannt gegeben worden. Im Oktober vergangenen Jahres sei sie vom zuständigen Beigeordneten der Stadt, Gerhard Rodrian, unterschrieben worden, so Malysiak. Zudem gebe es einen Gestattungsvertrag der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern, in dem diese den Umzug genehmige. Und zwar der Stadt und nicht dem Organisationsteam, wie Bernd Malysiak betont. Einwurf |jpa/pfn

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