Kreis Südliche Weinstraße „Wir wollen der Stadt ein Gesicht geben“

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Die Leerstände in der Innenstadt mit neuen Geschäften zu füllen, sei dabei nicht das A und O, betont Kleemann. „Es gibt Hausbesitzer, die denken, wir seien beauftragt worden, um ihnen neue Mieter in ihren Laden zu bringen, das ist aber nicht unsere Hauptaufgabe. Wer das will, sollte lieber einen Makler engagieren“, sagt der Geschäftsführer des Büros Stadtimpuls, das seinen Sitz in Landau hat. Kleemann geht es um viel mehr. „Wir müssen schauen, dass wir unsere Gesamtstruktur in den Griff kriegen“, meint Stadtbürgermeister Fred-Holger Ludwig (CDU). Auch er hat den Eindruck, dass die Touristen die Kurstadt besser bewerten, als dies die Einwohner tun. Ende November hatte der Stadtrat beschlossen, Stadtimpuls mit dem Zentrenmanagement zu beauftragen. Im März hatte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier grünes Licht für den Auftrag gegeben. Der Vertrag sieht 20 Stunden je Projektwoche vor. Die Kosten liegen in diesem Jahr bei 73.000 Euro. Beschlossen hat der Rat, dass der Vertrag zunächst ein Jahr laufen soll, mit der Option auf ein zweites Jahr. Ludwig verweist auf die zentrale Lage Bad Bergzaberns, zwischen Wasgau, Trifels und Elsass. „Wir haben eine hervorgehobene Stellung“, sagt Ludwig. Die gelte es zu nutzen. Unter anderem durch Kooperationen mit den benachbarten Regionen. Ludwig und Kleemann sprechen gerne von Cross-Marketing. Wobei sie dabei nicht in erster Linie die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen meinen, sondern die mit den verschiedenen Akteuren in der Stadt. Alle müssten mit ins Boot geholt werden und an einem Strang ziehen. Das Stadtoberhaupt hat schon ganz konkrete Ziele, was in absehbarer Zeit umgesetzt werden soll. So denkt er etwa an eine Belebung des Wochenmarktes: „Dienstags vielleicht ein historischer Markt, freitags einer unter dem Motto ,Gesund und aktiv’.“ Gerade in Bad Bergzabern müsse der Gesundheits- oder – modern gesprochen – Wellness-Aspekt eine zentrale Rolle spielen. „Wir müssen Bad Bergzabern in das Netzwerk der gesunden Städte bringen“, sagt Ludwig. Geöffnete Geschäfte auch am Sonntag, eine bessere ÖPNV-Anbindung – es gibt einiges, was Ludwig anpacken will. Am wichtigsten sei bei allen Plänen die Kommunikation, betont Kleemann: „Man muss mit allen Akteuren ins Gespräch kommen und bleiben.“ Kommunikation ist ein zentrales Themenfeld von Susanne Schultz. Die Raum- und Umgebungspsychologin aus Kaiserslautern gehört zu Kleemanns Mannschaft und ist mit Bad Bergzabern dank vieler Besuche, schon von Kindheitstagen an, bestens vertraut. Sie ist unter anderm für die Eigentümeraktivierung bei Orts- und Stadtentwicklungsprozessen zuständig und hat in den vergangenen Wochen schon zahlreiche Gespräche mit Geschäftsleuten und Hauseigentümern geführt. „Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum ein Geschäft leer steht“, sagt Schultz. Natürlich spielen strukturelle Faktoren eine Rolle, etwa die Lage. „Aber manchmal liegt es auch am Vermieter, etwa an zu hohen Mietforderungen oder am Zustand des Gebäudes. Wenn ein Laden in der 1980er-Jahren zum letzten Mal renoviert worden ist, dann ist es halt schwierig, darin ein neues Geschäft aufzumachen“, so Schultz. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es deshalb im Augenblick, sich über die Beziehungskonstellation hinter den Leerständen zu informieren. Wem gehört das Gebäude, warum steht es leer und so weiter. „Wir schauen, wo gibt es Konflikte, und wie können wir sie lösen“, so Schultz. Man müsse auch schauen, sagt Kleemann, ob in einem Haus nur deshalb ein Geschäft sein müsse, weil schon immer eines darin war. „Die Zeiten ändern sich, vielleicht ist ein solches Haus heute besser für Wohnraum geeignet“, erläutert Kleemann. Zentrenmanagement sei auch eine Ergänzung zur Sanierungsberatung. Deshalb legt er auch großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Stadtplaner Hans Dennhardt. Schultz und Kleemann sehen in Bad Bergzabern reichlich Entwicklungspotenzial. Ganz entscheidend ist das Image der Kurstadt. „Der Imageprozess wächst von innen heraus, er muss von der Bevölkerung mitgetragen werden“, betont Kleemann. Da reiche eine Werbekampagne nicht aus. „Wir wollen der Stadt ein Gesicht geben“, sagt Ludwig. (jpa)

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