Kreis Südliche Weinstraße Wohnung für gefährdete Arten

Eine BAT-Gruppe im Revier St. Germanshof bei Reisdorf.
Eine BAT-Gruppe im Revier St. Germanshof bei Reisdorf.

«Böllenborn.»Wer gerne durch den Pfälzerwald streift, ist vielleicht schon mal auf eine Gruppe von Bäumen gestoßen, die mit einer weißen Wellenlinie markiert sind. Förster kennzeichnen „BAT-Gruppen“ damit. Was es mit diesem Konzept für Biotopbäume, Altbäume und Totholz auf sich hat, erklärt Forstreferendar André Eickmann.

Der Wald hat mehrere Funktionen – eine ökologische als Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, eine ökonomische als Lieferant für den Rohstoff Holz und eine freizeitliche zur Erholung für Menschen. Um seine ökologische Funktion zu schützen, gibt es unterschiedliche Konzepte in verschiedenen Ländern, wie Eickmann berichtet. In Nordamerika und Neuseeland werde zwischen der Nutzung und dem Schutz von Wäldern getrennt – es gebe große Nationalparkflächen neben intensiv genutzten Plantagenwäldern. Hierzulande werde versucht, beides auf derselben Fläche unter einen Hut zu bringen. Zum Erhalt der biologischen Vielfalt im Wald gibt es seit 2011 das BAT-Konzept in Rheinland-Pfalz. Seitdem werde es im Staatswald des Forstamts Annweiler umgesetzt, berichtet Eickmann. Aber auch viele Ortsgemeinden hätten sich schon angeschlossen. Pro drei Hektar genutztem Wald wählten die Förster eine Gruppe von 15 Bäumen aus, die nicht angetastet würden. Diese Habitatbaumgruppe, auch BAT-Gruppe genannt, diene als Lebensraum für geschützte Arten. Eremit, Heldbock, Bechsteinfledermaus oder Spechte seien beispielsweise auf alte oder tote Bäume spezialisiert, berichtet Eickmann. „Auf diese Weise reservieren Förster im Wald Häuser für gefährdete Arten auf Wohnungssuche.“ Entstehen und Vergehen: Die ausgewählten Baumgruppen blieben bis zum Zerfall stehen. Danach werde auf der Fläche eine neue Gruppe ausgewählt. Da es das Konzept erst seit 2011 gibt, ist das dann die Aufgabe „der Förster, die heute fünf Monate alt sind“, meint Eickmann schmunzelnd. Eine BAT-Gruppe gibt es beispielsweise bei Reisdorf. Diese liege aber nicht direkt am Weg, sondern abseits im Wald. Auch Menschen sollten Abstand halten, einerseits um die Tiere nicht zu stören, aber vor allem weil durch die stehenden, absterbenden Bäume eine erhöhte Gefahrenlage bestehe, weißt Eickmann hin. Darüber hinaus gebe es Waldstandorte, wo eine Bewirtschaftung schlecht möglich wäre und der Naturschutzwert überwiege. Hier werde den Waldbewohner nicht nur ein Haus, sondern quasi ein ganzer Stadtteil überlassen, erklärt Eickmann. Man spreche von Waldrefugien. Manchmal ersetze aber auch ein einziger Baum eine ganze BAT-Gruppe, ergänzt Eickmann. Ökologisch wertvolle, alte Eichen mit speziellen Formen – Methusalembäume genannt.

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