Kreis Südliche Weinstraße Zukunftsgerichtetes Waldidyll

Ortsbürgermeister Jürgen Brödel (Mitte) begrüßt die Dorfwettbewerb-Kommission.
Ortsbürgermeister Jürgen Brödel (Mitte) begrüßt die Dorfwettbewerb-Kommission.

Am Rathausplatz bei idealem Wetter begrüßte Ortsbürgermeister Jürgen Brödel (BfW) gut 20 Teilnehmer, neben der Jury des Landesdorfwettbewerbs auch Kommunalpolitiker. Wilgartswiesen ist eine von 23 Gemeinden, die sich unter 193 Bewerbern für den Landesentscheid qualifizierte. Sie tritt in der Sonderklasse an. Daran beteiligen sich Dörfer, die sich schon einmal im Wettbewerb der Hauptklasse weiterqualifiziert hatten. Die Sieger werden am 24. November in Kaiserslautern prämiert. Aber erst einmal musste sich Wilgartswiesen beim Jurybesuch beweisen. Auftakt des zweistündigen Rundgangs, bei dem Entwicklung und Wirtschaft, Bürgerengagement und Soziokulturelles, Bau- und Grüngestaltung und der Gesamteindruck bewertet wurden, war im Rathaus. Dort informierte Gemeindeförster Bernhard Klein über die 1000 Fledermäuse im Speicher, „eine der größten Kolonien in Rheinland-Pfalz“. Im Gewölbekeller wurde der Jugendraum inspiziert, im Freien das Projekt „Barrierefreier Zugang Friedhof“. Weiter führte der Fußmarsch zum Platz für den geplanten Bauhof und zum barrierefreien Bahnhof. Die Aussichtsplattform gab einen schönen Blick über das waldumrahmte Dorfidyll samt den Wiesen frei, auf denen auch Wasserbüffel weiden. Weitere Stationen waren das Kelterhaus für Apfelsaft, ortstypische Steinhäuser und Investorprojekte gegen Leerstand. Mit dem Bus ging’s weiter in die Ringstraße, dem ersten Straßenausbau mit wiederkehrenden Beiträgen, zum Mini-Gewerbegebiet der ehemaligen Remonte-Schuhfabrik, „die nicht leer steht, keine Industriebrache ist“, wie der Ortschef hervorhob. Einen Blick warf die Jury auch auf die vielfach genutzte Falkenburghalle, den Spielplatz, die historische Andachtsstätte, die neue Info-Ecke, die Neubaugebiete, die Lebenshilfe-Förderstätte und das „Wildbienen-Päddel“ (wir berichteten gestern). Auch Kita und Grundschule, die unter einem Dach sind, wurden unter die Lupe genommen. Bei der Abschlusspräsentation verwies Brödel auch auf das Großprojekt Interkommunales Gewerbegebiet Wilgartswiesen-Hauenstein, „das uns ein Stück Zukunft sichert“. Er sicherte „den Kampf um den Erhalt der Grundschule“ zu, ging auf den gelungenen Schuldenabbau, auf das Bürgerengagement der aktuell 1008 Einwohner, die Jugend und den Generationentreff ein. Ebenso auf die neue Internetpräsenz, den Touri-Magnet Falkenburg, die Historischen Geleise, die Landschaftspflege, den Biosphärenpfad und die Waldbestattung. Juryleiter Franz Kattler sagte, der Ort sei auf einem guten Weg. Er habe eine „gute Infrastruktur mit zukunftsgerichteten Projekten und einer beeindruckenden baulichen Entwicklung“. Thomas Weyrich, Leiter des Wirtschaftsservicebüros Kusel, bezeichnete die wirtschaftlichen Initiativen der Gemeinde als „beachtlich“, mit sehr viel öffentlicher Infrastruktur, guter Breitbandversorgung, LED, E-Mobilität und guter Immobilienbörse. Im Ortskern aber sah er „Verbesserungspotenzial“, da das Dorfkernkonzept noch aus den 1990er-Jahren stamme. Steigerbar sei auch die Übernachtungszahl. „An Apps denken“, riet er. Isabell Steinhauer-Theis vom Landfrauenverband lobte die „beispielhafte Bürgerzeitung, die Traditionspflege, das Vereinsleben und das sehr aktive ehren-amtliche Engagement“. Dem Spielplatz täten neue Geräte gut, fand sie und machte Mut zum Weiterkämpfen für den Grundschulerhalt. Dorfplanerin Rosa Vollmuth empfahl, einen Antrag auf Schwerpunktgemeinde zu stellen. Sie kritisierte „zu viele Zäune, unpassende Anbauten und Anlagen“ im Ortskern, die teils chaotisch wirkten – hier sei planerische Begleitung nötig. „Ein großes Kompliment zum Baumbestand“ machte Sabine Günther, Leiterin der Stadtgärtnerei Landstuhl. Sie lobte den Umwelttag, bemängelte aber ein Zuviel an Steingärten, empfahl einen Pflanzplan und auf dem Friedhof das Meiden von Steincheneinheiten per Satzung. Jürgen Köstel vom Landesamt für Umwelt hob den zertifizierten Wald als „sehr gut“ hervor, mit viel Alt- und Totholz und schöner Waldeingrünung. Er lobte die Pflege der Feuchtwiesen, das Denkmal Alte Geleise, den Waldfriedhof und die Ortseingänge. Die Fledermausstube und das Wildbienen-Päddel bezeichnete er als „beispielhaft“.

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